[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.3) Der Auffenthalt der Seeligen heißt Go- kurakf d. i. die Wohnung der ewigen Freude. Dieser Freuden giebt es verschiedene Grade. Die Götter sind vollkommner und glückseeliger als die Menschen; ja es ist so gar unter den ersten ein Unterschied, je nachdem ihre Naturen geringer oder vortreflicher sind. -- Bey den Menschen ist der Grad ihrer Verdien- ste das einzige Maas ihrer Glückseeligkeit. Allein die Freuden dieses glückseeligen Auffent- halts sind so groß, daß keiner den seeligen Vor- zug des andern beneidet. 4) Der Ort der Quaal wird Dsigokf ge- nannt. Hier werden die bösen Menschen gepei- nigt, doch nicht auf immer, sondern nur auf eine gewisse Zeit, nach Beschaffenheit ihrer Ver- gehungen. Jemma heißt der Richter an die- sem unseeligen Orte. Diesem Jemma erschei- nen in einem Spiegel, den er vor sich stehen hat, alle Laster und Vergehungen der Verworfenen. Wenn diese verdammten Seelen für ihre Ver- gehungen gebüßt; so werden sie wieder in die Welt zurückgeschickt, nicht aber in Menschen, sondern in unreine Thiere, deren Neigungen mit den Lastern der sündigen Seelen am meisten übereinstimmen. Die Wanderung geschiehet stufenweise, aus schlechtern in edlere Thiere, bis es ihnen endlich wieder erlaubt wird, in mensch- liche Körper zurückzukehren. Nun steht es in ihrer Macht, sich durch einen tugendhaften Wandel zu einer immerwährenden Glückseelig- keit
3) Der Auffenthalt der Seeligen heißt Go- kurakf d. i. die Wohnung der ewigen Freude. Dieſer Freuden giebt es verſchiedene Grade. Die Goͤtter ſind vollkommner und gluͤckſeeliger als die Menſchen; ja es iſt ſo gar unter den erſten ein Unterſchied, je nachdem ihre Naturen geringer oder vortreflicher ſind. — Bey den Menſchen iſt der Grad ihrer Verdien- ſte das einzige Maas ihrer Gluͤckſeeligkeit. Allein die Freuden dieſes gluͤckſeeligen Auffent- halts ſind ſo groß, daß keiner den ſeeligen Vor- zug des andern beneidet. 4) Der Ort der Quaal wird Dſigokf ge- nannt. Hier werden die boͤſen Menſchen gepei- nigt, doch nicht auf immer, ſondern nur auf eine gewiſſe Zeit, nach Beſchaffenheit ihrer Ver- gehungen. Jemma heißt der Richter an die- ſem unſeeligen Orte. Dieſem Jemma erſchei- nen in einem Spiegel, den er vor ſich ſtehen hat, alle Laſter und Vergehungen der Verworfenen. Wenn dieſe verdammten Seelen fuͤr ihre Ver- gehungen gebuͤßt; ſo werden ſie wieder in die Welt zuruͤckgeſchickt, nicht aber in Menſchen, ſondern in unreine Thiere, deren Neigungen mit den Laſtern der ſuͤndigen Seelen am meiſten uͤbereinſtimmen. Die Wanderung geſchiehet ſtufenweiſe, aus ſchlechtern in edlere Thiere, bis es ihnen endlich wieder erlaubt wird, in menſch- liche Koͤrper zuruͤckzukehren. Nun ſteht es in ihrer Macht, ſich durch einen tugendhaften Wandel zu einer immerwaͤhrenden Gluͤckſeelig- keit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0053" n="27"/> <list> <item>3) Der Auffenthalt der Seeligen heißt <hi rendition="#fr">Go-<lb/> kurakf</hi> d. i. <hi rendition="#fr">die Wohnung der ewigen<lb/> Freude.</hi> Dieſer Freuden giebt es verſchiedene<lb/> Grade. Die Goͤtter ſind vollkommner und<lb/> gluͤckſeeliger als die Menſchen; ja es iſt ſo gar<lb/> unter den erſten ein Unterſchied, je nachdem ihre<lb/> Naturen geringer oder vortreflicher ſind. —<lb/> Bey den Menſchen iſt der Grad ihrer Verdien-<lb/> ſte das einzige Maas ihrer Gluͤckſeeligkeit.<lb/> Allein die Freuden dieſes gluͤckſeeligen Auffent-<lb/> halts ſind ſo groß, daß keiner den ſeeligen Vor-<lb/> zug des andern beneidet.</item><lb/> <item>4) Der Ort der Quaal wird <hi rendition="#fr">Dſigokf</hi> ge-<lb/> nannt. Hier werden die boͤſen Menſchen gepei-<lb/> nigt, doch nicht auf immer, ſondern nur auf<lb/> eine gewiſſe Zeit, nach Beſchaffenheit ihrer Ver-<lb/> gehungen. <hi rendition="#fr">Jemma</hi> heißt der Richter an die-<lb/> ſem unſeeligen Orte. Dieſem Jemma erſchei-<lb/> nen in einem Spiegel, den er vor ſich ſtehen hat,<lb/> alle Laſter und Vergehungen der Verworfenen.<lb/> Wenn dieſe verdammten Seelen fuͤr ihre Ver-<lb/> gehungen gebuͤßt; ſo werden ſie wieder in die<lb/> Welt zuruͤckgeſchickt, nicht aber in Menſchen,<lb/> ſondern in unreine Thiere, deren Neigungen<lb/> mit den Laſtern der ſuͤndigen Seelen am meiſten<lb/> uͤbereinſtimmen. Die Wanderung geſchiehet<lb/> ſtufenweiſe, aus ſchlechtern in edlere Thiere, bis<lb/> es ihnen endlich wieder erlaubt wird, in menſch-<lb/> liche Koͤrper zuruͤckzukehren. Nun ſteht es in<lb/> ihrer Macht, ſich durch einen tugendhaften<lb/> Wandel zu einer immerwaͤhrenden Gluͤckſeelig-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">keit</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0053]
3) Der Auffenthalt der Seeligen heißt Go-
kurakf d. i. die Wohnung der ewigen
Freude. Dieſer Freuden giebt es verſchiedene
Grade. Die Goͤtter ſind vollkommner und
gluͤckſeeliger als die Menſchen; ja es iſt ſo gar
unter den erſten ein Unterſchied, je nachdem ihre
Naturen geringer oder vortreflicher ſind. —
Bey den Menſchen iſt der Grad ihrer Verdien-
ſte das einzige Maas ihrer Gluͤckſeeligkeit.
Allein die Freuden dieſes gluͤckſeeligen Auffent-
halts ſind ſo groß, daß keiner den ſeeligen Vor-
zug des andern beneidet.
4) Der Ort der Quaal wird Dſigokf ge-
nannt. Hier werden die boͤſen Menſchen gepei-
nigt, doch nicht auf immer, ſondern nur auf
eine gewiſſe Zeit, nach Beſchaffenheit ihrer Ver-
gehungen. Jemma heißt der Richter an die-
ſem unſeeligen Orte. Dieſem Jemma erſchei-
nen in einem Spiegel, den er vor ſich ſtehen hat,
alle Laſter und Vergehungen der Verworfenen.
Wenn dieſe verdammten Seelen fuͤr ihre Ver-
gehungen gebuͤßt; ſo werden ſie wieder in die
Welt zuruͤckgeſchickt, nicht aber in Menſchen,
ſondern in unreine Thiere, deren Neigungen
mit den Laſtern der ſuͤndigen Seelen am meiſten
uͤbereinſtimmen. Die Wanderung geſchiehet
ſtufenweiſe, aus ſchlechtern in edlere Thiere, bis
es ihnen endlich wieder erlaubt wird, in menſch-
liche Koͤrper zuruͤckzukehren. Nun ſteht es in
ihrer Macht, ſich durch einen tugendhaften
Wandel zu einer immerwaͤhrenden Gluͤckſeelig-
keit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |