gleichen Predigten von dergleichen Leuten seyn! Pater Froez hat eine angehört, und erzählt, daß sie ihm sehr wohl gefallen habe. Wir wol- len ihn hierüber selbst reden laßen. "Ich war, sagt Froez, sehr neugierig einen Bonzen predi- gen zu hören, und suchte Gelegenheit zu erhalten, um meine Neugierde zu befriedigen. Es gelang mir und erblickte eine Versammlung von wenig- stens fünf tausend Menschen". Dieß ist sehr unwahrscheinlich: denn kein Tempel ist so groß, daß er eine solche Menge von Menschen in sich faßen könnte. "Ehe die Predigt anfieng, er- zählt der Missionarius weiter, fiel jedermann bey dem Schalle einer Glocke nieder auf die Knie, und verblieb wenigstens eine Stunde in dieser Stellung. Jeder hatte eine Art von Ro- senkranz in der Hand, und hob die Arme zum Himmel, und alle schrien: Amida errette uns. Nachdem dieses Gebet verrichtet war, hörte man eine Glocke anschlagen, und es ward eine allge- meine Stille. Hierauf sah ich einen schönen Mann in einem langen nachschleppenden fridnen purpurfarbenen und weis gefütter- ten Rock, hervortreten. Er setzte sich auf einen sehr hohen Stuhl, der so ge- stellt war, daß ihn ein jeder sehr gut schen konnte. Er hatte vor sich einen Tisch stehen, auf welchem ein Buch lag, nemlich die Schriften des Xaca. Der Bonze laß mit einer ernsthaften gebieteri- schen Miene und Stimme einige Zeilen,
machte
gleichen Predigten von dergleichen Leuten ſeyn! Pater Froez hat eine angehoͤrt, und erzaͤhlt, daß ſie ihm ſehr wohl gefallen habe. Wir wol- len ihn hieruͤber ſelbſt reden laßen. „Ich war, ſagt Froez, ſehr neugierig einen Bonzen predi- gen zu hoͤren, und ſuchte Gelegenheit zu erhalten, um meine Neugierde zu befriedigen. Es gelang mir und erblickte eine Verſammlung von wenig- ſtens fuͤnf tauſend Menſchen“. Dieß iſt ſehr unwahrſcheinlich: denn kein Tempel iſt ſo groß, daß er eine ſolche Menge von Menſchen in ſich faßen koͤnnte. „Ehe die Predigt anfieng, er- zaͤhlt der Miſſionarius weiter, fiel jedermann bey dem Schalle einer Glocke nieder auf die Knie, und verblieb wenigſtens eine Stunde in dieſer Stellung. Jeder hatte eine Art von Ro- ſenkranz in der Hand, und hob die Arme zum Himmel, und alle ſchrien: Amida errette uns. Nachdem dieſes Gebet verrichtet war, hoͤrte man eine Glocke anſchlagen, und es ward eine allge- meine Stille. Hierauf ſah ich einen ſchoͤnen Mann in einem langen nachſchleppenden fridnen purpurfarbenen und weis gefuͤtter- ten Rock, hervortreten. Er ſetzte ſich auf einen ſehr hohen Stuhl, der ſo ge- ſtellt war, daß ihn ein jeder ſehr gut ſchen konnte. Er hatte vor ſich einen Tiſch ſtehen, auf welchem ein Buch lag, nemlich die Schriften des Xaca. Der Bonze laß mit einer ernſthaften gebieteri- ſchen Miene und Stimme einige Zeilen,
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gleichen Predigten von dergleichen Leuten ſeyn!
Pater Froez hat eine angehoͤrt, und erzaͤhlt,
daß ſie ihm ſehr wohl gefallen habe. Wir wol-
len ihn hieruͤber ſelbſt reden laßen. „Ich war,
ſagt Froez, ſehr neugierig einen Bonzen predi-
gen zu hoͤren, und ſuchte Gelegenheit zu erhalten,
um meine Neugierde zu befriedigen. Es gelang
mir und erblickte eine Verſammlung von wenig-
ſtens fuͤnf tauſend Menſchen“. Dieß iſt ſehr
unwahrſcheinlich: denn kein Tempel iſt ſo groß,
daß er eine ſolche Menge von Menſchen in ſich
faßen koͤnnte. „Ehe die Predigt anfieng, er-
zaͤhlt der Miſſionarius weiter, fiel jedermann
bey dem Schalle einer Glocke nieder auf die
Knie, und verblieb wenigſtens eine Stunde in
dieſer Stellung. Jeder hatte eine Art von Ro-
ſenkranz in der Hand, und hob die Arme zum
Himmel, und alle ſchrien: Amida errette uns.
Nachdem dieſes Gebet verrichtet war, hoͤrte man
eine Glocke anſchlagen, und es ward eine allge-
meine Stille. Hierauf ſah ich einen ſchoͤnen
Mann in einem langen nachſchleppenden
fridnen purpurfarbenen und weis gefuͤtter-
ten Rock, hervortreten. Er ſetzte ſich
auf einen ſehr hohen Stuhl, der ſo ge-
ſtellt war, daß ihn ein jeder ſehr gut
ſchen konnte. Er hatte vor ſich einen
Tiſch ſtehen, auf welchem ein Buch lag,
nemlich die Schriften des Xaca. Der
Bonze laß mit einer ernſthaften gebieteri-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/57>, abgerufen am 21.11.2024.
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