meisten Stücken überein. Nur findet man doch in der Religion der Philosophen nicht so viel Abgeschmacktheiten, wenn ihr gleich noch viele ankleben, die wir aber hier mit Stillschweigen übergehen.
Hoffentlich wird es unsern Lesern angenehm seyn, wenn wir es wagen, noch kürzlich eine zuverläßige Nachricht von der ersten Einführung, Fortgang und gänzlichen Ausrottung der christ- lichen Religion in Japan, zu geben. Ohnge- fähr ums Jahr 1552, nachdem dieß Land vor kurzen durch die Portugiesen entdeckt war, geschahe es, daß einige Jesuiten Gelegenheit fanden, in das Reich zu kommen. Diese Je- suiten schmeichelten sich bald bey den Reichen und Vornehmen, durch ihre Geschicklichkeit in den Wissenschaften, durch mancherley Erfindun- gen astronomischer Instrumente und andere eu- ropäische Seltenheiten, so ein, daß sie sich ihnen fast ganz unentbehrlich machten. Der Erfolg ihrer Bemühungen war so erwünscht, daß die japanische christliche Kirche innerhalb dreißig Jahren eine überaus große Menge Neubekehrte zählte, unter welchen sich verschiedene Icatas, oder kleine Könige befanden. Das gemeine Volk sonderlich, das von Natur alles was Neu ist, liebt, und überdem von der christlichen Moral gerührt wurde, ergriff diese Lehre mit dem größesten Eifer. Ueberhaupt schien alles zu dem Fortgange der Arbeiten der Missionairs zusammenzukommen, und man hatte Ursach,
sich,
meiſten Stuͤcken uͤberein. Nur findet man doch in der Religion der Philoſophen nicht ſo viel Abgeſchmacktheiten, wenn ihr gleich noch viele ankleben, die wir aber hier mit Stillſchweigen uͤbergehen.
Hoffentlich wird es unſern Leſern angenehm ſeyn, wenn wir es wagen, noch kuͤrzlich eine zuverlaͤßige Nachricht von der erſten Einfuͤhrung, Fortgang und gaͤnzlichen Ausrottung der chriſt- lichen Religion in Japan, zu geben. Ohnge- faͤhr ums Jahr 1552, nachdem dieß Land vor kurzen durch die Portugieſen entdeckt war, geſchahe es, daß einige Jeſuiten Gelegenheit fanden, in das Reich zu kommen. Dieſe Je- ſuiten ſchmeichelten ſich bald bey den Reichen und Vornehmen, durch ihre Geſchicklichkeit in den Wiſſenſchaften, durch mancherley Erfindun- gen aſtronomiſcher Inſtrumente und andere eu- ropaͤiſche Seltenheiten, ſo ein, daß ſie ſich ihnen faſt ganz unentbehrlich machten. Der Erfolg ihrer Bemuͤhungen war ſo erwuͤnſcht, daß die japaniſche chriſtliche Kirche innerhalb dreißig Jahren eine uͤberaus große Menge Neubekehrte zaͤhlte, unter welchen ſich verſchiedene Icatas, oder kleine Koͤnige befanden. Das gemeine Volk ſonderlich, das von Natur alles was Neu iſt, liebt, und uͤberdem von der chriſtlichen Moral geruͤhrt wurde, ergriff dieſe Lehre mit dem groͤßeſten Eifer. Ueberhaupt ſchien alles zu dem Fortgange der Arbeiten der Miſſionairs zuſammenzukommen, und man hatte Urſach,
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meiſten Stuͤcken uͤberein. Nur findet man doch
in der Religion der Philoſophen nicht ſo viel
Abgeſchmacktheiten, wenn ihr gleich noch viele
ankleben, die wir aber hier mit Stillſchweigen
uͤbergehen.
Hoffentlich wird es unſern Leſern angenehm
ſeyn, wenn wir es wagen, noch kuͤrzlich eine
zuverlaͤßige Nachricht von der erſten Einfuͤhrung,
Fortgang und gaͤnzlichen Ausrottung der chriſt-
lichen Religion in Japan, zu geben. Ohnge-
faͤhr ums Jahr 1552, nachdem dieß Land vor
kurzen durch die Portugieſen entdeckt war,
geſchahe es, daß einige Jeſuiten Gelegenheit
fanden, in das Reich zu kommen. Dieſe Je-
ſuiten ſchmeichelten ſich bald bey den Reichen
und Vornehmen, durch ihre Geſchicklichkeit in
den Wiſſenſchaften, durch mancherley Erfindun-
gen aſtronomiſcher Inſtrumente und andere eu-
ropaͤiſche Seltenheiten, ſo ein, daß ſie ſich ihnen
faſt ganz unentbehrlich machten. Der Erfolg
ihrer Bemuͤhungen war ſo erwuͤnſcht, daß die
japaniſche chriſtliche Kirche innerhalb dreißig
Jahren eine uͤberaus große Menge Neubekehrte
zaͤhlte, unter welchen ſich verſchiedene Icatas,
oder kleine Koͤnige befanden. Das gemeine
Volk ſonderlich, das von Natur alles was Neu
iſt, liebt, und uͤberdem von der chriſtlichen
Moral geruͤhrt wurde, ergriff dieſe Lehre mit
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zu dem Fortgange der Arbeiten der Miſſionairs
zuſammenzukommen, und man hatte Urſach,
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/60>, abgerufen am 21.11.2024.
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