[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.nen Sänftenträgern mit einer stolzen Miene Es wurden gegen die Christen verschiedene gegeben. *) Kämpfer scheint, meiner Meynung nach, die Ursachen sehr richtig angegeben zu haben, die den schleunigen Fall des Chrisienthums beför- dert. Man weiß, wie viele Unvorsichtigkeit die Mißionärs bey ihren Amtsgeschäften begehen: wie viele Ungeschicklichkeit sie gemeiniglich besi- tzen, wovon sie doch schlechterdings frey seyn sollten. Ganz sicher war der Stolz der Geist- lichkeit, nachdem sie der christlichen Religion wichtige Vortheile, verschaft hatten, Ursache, daß sie wieder unterdrückt wurde. Lehrer der geheiligten Religion Jesu, die selbst ein so un- christliches Leben führten, wurden vom Kayser billig gegeißelt: Aber gegen alle Christen so zu wüthen, wie geschehen ist, war unmenschlich. C 3
nen Saͤnftentraͤgern mit einer ſtolzen Miene Es wurden gegen die Chriſten verſchiedene gegeben. *) Kaͤmpfer ſcheint, meiner Meynung nach, die Urſachen ſehr richtig angegeben zu haben, die den ſchleunigen Fall des Chriſienthums befoͤr- dert. Man weiß, wie viele Unvorſichtigkeit die Mißionaͤrs bey ihren Amtsgeſchaͤften begehen: wie viele Ungeſchicklichkeit ſie gemeiniglich beſi- tzen, wovon ſie doch ſchlechterdings frey ſeyn ſollten. Ganz ſicher war der Stolz der Geiſt- lichkeit, nachdem ſie der chriſtlichen Religion wichtige Vortheile, verſchaft hatten, Urſache, daß ſie wieder unterdruͤckt wurde. Lehrer der geheiligten Religion Jeſu, die ſelbſt ein ſo un- chriſtliches Leben fuͤhrten, wurden vom Kayſer billig gegeißelt: Aber gegen alle Chriſten ſo zu wuͤthen, wie geſchehen iſt, war unmenſchlich. C 3
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nen Saͤnftentraͤgern mit einer ſtolzen Miene
fort und dem Herrn vorbey zu gehen. Ein ſo
unvernuͤnftiges Betragen, das der Sanftmuth
und Erniedrigung ſo ſehr entgegen war, die die-
ſem Herrn doch zukam — zudem da die Portu-
gieſen einen anſehnlichen Theil ihres vorigen
Anſehns verlohren hatten — mußte allerdings
gefaͤhrliche Wirkungen nach ſich ziehen. Der
Staatsrath, uͤber eine ſolche oͤffentliche Belei-
digung entruͤſtet, faßte ſogleich einen toͤdlichen
Haß gegen die Portugieſen, und entwarf dem
Kayſer von dem Stolze und der Eitelkeit dieſer
Nation ein ſcheußliches Bild; welches denn
auch den Unwillen des Kayſers ganz rege
machte *)“.
Es wurden gegen die Chriſten verſchiedene
blutige Geſetze, aber zu verſchiedenen Zeiten,
gegeben.
*) Kaͤmpfer ſcheint, meiner Meynung nach, die
Urſachen ſehr richtig angegeben zu haben, die
den ſchleunigen Fall des Chriſienthums befoͤr-
dert. Man weiß, wie viele Unvorſichtigkeit die
Mißionaͤrs bey ihren Amtsgeſchaͤften begehen:
wie viele Ungeſchicklichkeit ſie gemeiniglich beſi-
tzen, wovon ſie doch ſchlechterdings frey ſeyn
ſollten. Ganz ſicher war der Stolz der Geiſt-
lichkeit, nachdem ſie der chriſtlichen Religion
wichtige Vortheile, verſchaft hatten, Urſache,
daß ſie wieder unterdruͤckt wurde. Lehrer der
geheiligten Religion Jeſu, die ſelbſt ein ſo un-
chriſtliches Leben fuͤhrten, wurden vom Kayſer
billig gegeißelt: Aber gegen alle Chriſten ſo zu
wuͤthen, wie geſchehen iſt, war unmenſchlich.
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