[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.Zeitvertreib für müßige Leute an, und verwei- Die Zeichen, um die Zahlen in der Rechen- der sey; nachdem sie aber von ihnen wären gelehrt
worden; so hätten sie darinn erstaunend zuge- nommen, und wären zuletzt auch darauf ganz erpicht geworden. -- Es steht dahin, ob dieses Lob, daß sich die Missionairs selbst beylegen, gegründet ist: denn wir haben es nirgends ge- funden, daß die Japaner große Kenntniße in der Philosophie hatten, und jemals gehabt haben. Zeitvertreib fuͤr muͤßige Leute an, und verwei- Die Zeichen, um die Zahlen in der Rechen- der ſey; nachdem ſie aber von ihnen waͤren gelehrt
worden; ſo haͤtten ſie darinn erſtaunend zuge- nommen, und waͤren zuletzt auch darauf ganz erpicht geworden. — Es ſteht dahin, ob dieſes Lob, daß ſich die Miſſionairs ſelbſt beylegen, gegruͤndet iſt: denn wir haben es nirgends ge- funden, daß die Japaner große Kenntniße in der Philoſophie hatten, und jemals gehabt haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0084" n="58"/> Zeitvertreib fuͤr muͤßige Leute an, und verwei-<lb/> ſen ſie in die Kloͤſter, wo man Zeit genug hat,<lb/> ſich mit dergleichen Sachen zu beſchaͤftigen.<lb/> Ihre <hi rendition="#fr">Kenntniß des Himmels</hi> und der <hi rendition="#fr">Be-<lb/> ſchaffenheit der Erde</hi> iſt ſehr ſchlecht. Ehe<lb/> die Europaͤer zu ihnen kamen, waren ſie ſo un-<lb/> wiſſend, daß ſie die ganze Welt in drey Haupt-<lb/> theile theilten, nemlich in <hi rendition="#fr">Japan, China</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Siam,</hi> das uͤbrige aber hielten ſie fuͤr einen<lb/> unerheblichen Anhang. Heutiges Tages ſind ſie<lb/> doch in dieſem Stuͤcke ganz andrer Meynung;<lb/> und man weiß fuͤr ganz zuverlaͤßig, daß ſie<lb/> Weltcharten und auch beſondre Charten von<lb/> ihren Laͤndern, unter ſich eingefuͤhrt haben.</p><lb/> <p>Die Zeichen, um die Zahlen in der Rechen-<lb/> kunſt auszudruͤcken, fehlen ihnen. Sie bedie-<lb/> nen ſich indeſſen zum Rechnen einer hoͤlzernen<lb/> Maſchine, mit etlichen gleichlaufenden Staͤb-<lb/> gen belegt, woran kleine elfenbeinerne Kugeln<lb/> angereihet ſind. Sie theilen, wie wir, den<lb/> Thierkreiß in zwoͤlf Zeichen, aber ſie geben ihnen<lb/> andre Namen, als die <hi rendition="#fr">Maus,</hi> der <hi rendition="#fr">Ochſe,</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/><note xml:id="note-0084" prev="note-0083" place="foot" n="*)">ſey; nachdem ſie aber von ihnen waͤren gelehrt<lb/> worden; ſo haͤtten ſie darinn erſtaunend zuge-<lb/> nommen, und waͤren zuletzt auch darauf ganz<lb/> erpicht geworden. — Es ſteht dahin, ob dieſes<lb/> Lob, daß ſich die Miſſionairs ſelbſt beylegen,<lb/> gegruͤndet iſt: denn wir haben es nirgends ge-<lb/> funden, daß die Japaner große Kenntniße in<lb/> der Philoſophie hatten, und jemals gehabt haben.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0084]
Zeitvertreib fuͤr muͤßige Leute an, und verwei-
ſen ſie in die Kloͤſter, wo man Zeit genug hat,
ſich mit dergleichen Sachen zu beſchaͤftigen.
Ihre Kenntniß des Himmels und der Be-
ſchaffenheit der Erde iſt ſehr ſchlecht. Ehe
die Europaͤer zu ihnen kamen, waren ſie ſo un-
wiſſend, daß ſie die ganze Welt in drey Haupt-
theile theilten, nemlich in Japan, China und
Siam, das uͤbrige aber hielten ſie fuͤr einen
unerheblichen Anhang. Heutiges Tages ſind ſie
doch in dieſem Stuͤcke ganz andrer Meynung;
und man weiß fuͤr ganz zuverlaͤßig, daß ſie
Weltcharten und auch beſondre Charten von
ihren Laͤndern, unter ſich eingefuͤhrt haben.
Die Zeichen, um die Zahlen in der Rechen-
kunſt auszudruͤcken, fehlen ihnen. Sie bedie-
nen ſich indeſſen zum Rechnen einer hoͤlzernen
Maſchine, mit etlichen gleichlaufenden Staͤb-
gen belegt, woran kleine elfenbeinerne Kugeln
angereihet ſind. Sie theilen, wie wir, den
Thierkreiß in zwoͤlf Zeichen, aber ſie geben ihnen
andre Namen, als die Maus, der Ochſe,
der
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*) ſey; nachdem ſie aber von ihnen waͤren gelehrt
worden; ſo haͤtten ſie darinn erſtaunend zuge-
nommen, und waͤren zuletzt auch darauf ganz
erpicht geworden. — Es ſteht dahin, ob dieſes
Lob, daß ſich die Miſſionairs ſelbſt beylegen,
gegruͤndet iſt: denn wir haben es nirgends ge-
funden, daß die Japaner große Kenntniße in
der Philoſophie hatten, und jemals gehabt haben.
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