Orte das Nöthige anführen wollen. Man muß es indessen doch gestehen, daß die Japa- ner, wenn sie gleich unsere Mahlerkunst gar nicht erreichen können, große Bewundrer schö- ner Gemählde sind; die Reichen verwenden viel Geld darauf, und stellen sie unter ihre größesten Seltenheiten. An ihren eignen Gemählden muß man die Schönheit ihrer Farben bewun- dern, wovon einige die unsrigen sehr weit über- treffen. Auch verstehen sie die Kunst in ihren Gemählden Licht und Schatten auf eine ange- me Art abwechseln zu lassen, und beobachten in ihren Zeichnungen eine richtigere Symmetrie, als die Chineser.
In den mechanischen Künsten scheinen die Insulaner wohl am weitesten gekommen zu seyn. Sie machen sehr feine Arbeit in Holz, Elfenbein, Silber, Gold, Kupfer und Eisen. Ihre lackirten Arbeiten kann man, wenn man sie gegen die chinesischen hält, fürtreflich nen- nen. In Verfertigung des Stahls sollen sie allen Völkern vorgehen, und besonders sollen ihre Säbel viel besser gearbeitet seyn, als die unsrigen. -- Sie meinen auch, die ersten Er- finder der Buchdruckerkunst gewesen zu seyn, und wollen diese Ehre den Chinesern (die gleich- falls für die Erfinder wollen angesehen seyn,) nicht lassen. Aber wir wollen uns hierbey nicht verweilen, und nur anmerken, daß die Japa- ner die Chineser in der Zierlichkeit des Schnitts,
in
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Orte das Noͤthige anfuͤhren wollen. Man muß es indeſſen doch geſtehen, daß die Japa- ner, wenn ſie gleich unſere Mahlerkunſt gar nicht erreichen koͤnnen, große Bewundrer ſchoͤ- ner Gemaͤhlde ſind; die Reichen verwenden viel Geld darauf, und ſtellen ſie unter ihre groͤßeſten Seltenheiten. An ihren eignen Gemaͤhlden muß man die Schoͤnheit ihrer Farben bewun- dern, wovon einige die unſrigen ſehr weit uͤber- treffen. Auch verſtehen ſie die Kunſt in ihren Gemaͤhlden Licht und Schatten auf eine ange- me Art abwechſeln zu laſſen, und beobachten in ihren Zeichnungen eine richtigere Symmetrie, als die Chineſer.
In den mechaniſchen Kuͤnſten ſcheinen die Inſulaner wohl am weiteſten gekommen zu ſeyn. Sie machen ſehr feine Arbeit in Holz, Elfenbein, Silber, Gold, Kupfer und Eiſen. Ihre lackirten Arbeiten kann man, wenn man ſie gegen die chineſiſchen haͤlt, fuͤrtreflich nen- nen. In Verfertigung des Stahls ſollen ſie allen Voͤlkern vorgehen, und beſonders ſollen ihre Saͤbel viel beſſer gearbeitet ſeyn, als die unſrigen. — Sie meinen auch, die erſten Er- finder der Buchdruckerkunſt geweſen zu ſeyn, und wollen dieſe Ehre den Chineſern (die gleich- falls fuͤr die Erfinder wollen angeſehen ſeyn,) nicht laſſen. Aber wir wollen uns hierbey nicht verweilen, und nur anmerken, daß die Japa- ner die Chineſer in der Zierlichkeit des Schnitts,
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Orte das Noͤthige anfuͤhren wollen. Man
muß es indeſſen doch geſtehen, daß die Japa-
ner, wenn ſie gleich unſere Mahlerkunſt gar
nicht erreichen koͤnnen, große Bewundrer ſchoͤ-
ner Gemaͤhlde ſind; die Reichen verwenden viel
Geld darauf, und ſtellen ſie unter ihre groͤßeſten
Seltenheiten. An ihren eignen Gemaͤhlden
muß man die Schoͤnheit ihrer Farben bewun-
dern, wovon einige die unſrigen ſehr weit uͤber-
treffen. Auch verſtehen ſie die Kunſt in ihren
Gemaͤhlden Licht und Schatten auf eine ange-
me Art abwechſeln zu laſſen, und beobachten
in ihren Zeichnungen eine richtigere Symmetrie,
als die Chineſer.
In den mechaniſchen Kuͤnſten ſcheinen die
Inſulaner wohl am weiteſten gekommen zu
ſeyn. Sie machen ſehr feine Arbeit in Holz,
Elfenbein, Silber, Gold, Kupfer und Eiſen.
Ihre lackirten Arbeiten kann man, wenn man
ſie gegen die chineſiſchen haͤlt, fuͤrtreflich nen-
nen. In Verfertigung des Stahls ſollen ſie
allen Voͤlkern vorgehen, und beſonders ſollen
ihre Saͤbel viel beſſer gearbeitet ſeyn, als die
unſrigen. — Sie meinen auch, die erſten Er-
finder der Buchdruckerkunſt geweſen zu ſeyn,
und wollen dieſe Ehre den Chineſern (die gleich-
falls fuͤr die Erfinder wollen angeſehen ſeyn,)
nicht laſſen. Aber wir wollen uns hierbey nicht
verweilen, und nur anmerken, daß die Japa-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/95>, abgerufen am 24.11.2024.
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