[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.in der Feinheit ihres Papiers *) und Dinte, weit *) Wir wollen hier kürzlich einen Abriß von der
Art, wie die Japaner das Papier verfertigen, unsern Lesern mittheilen. -- Der so genannte Papier-Baum ist eines ihrer vorzüglichsten Landesproduckte. Er ist eine Gattung von Maulbeerbäumen, dessen Rinde große Eigen- schaften hat. Man macht Stricke, Stoffe und hauptsächlich Papier daraus. Dieser Papier- Baum ist dicke und ästig, der Stamm gerade und glatt, seine Zweige stark und büschig. Die Früchte die er trägt, sind sehr unschmackhaft. Er schießt stark in die Höhe, und wächst mit un- glaublicher Geschwindigkeit. Von diesem Baume nun schneidet man junge, we- nigstens drey Fuß lange Zweige ab, bindet sie in Bündel, läßt sie vier und zwanzig Stunden in kaltem Wasser weichen, und kocht sie nachher in einer Lauge von Asche. Wenn man sie vom Feuer genommen hat, und sie kalt geworden sind; so spaltet man sie der Länge nach, um die Rinde abzuziehen, welche die einzige Mate- rie ist, woraus das Papier gemacht wird. Die- se Rinde macht man sehr sorgfältig rein, schabt die erste Haut ab, sondert alle knotige und gro- be Theile davon ab, thut solche auf die Seite, und gebraucht sie zur Verfertigung des groben Papiers. Wenn die Rinde rein genug ist, so brüht man sie in einer klaren Lauge, rührt be- ständig um, und gießt nach und nach mehrere dazu. Wenn die Materie bis zur Dicke eines weichen Muses eingekocht ist; so läßt man sie kalt werden, thut sie in ein Sieb und knetet sie beständig in der Feinheit ihres Papiers *) und Dinte, weit *) Wir wollen hier kuͤrzlich einen Abriß von der
Art, wie die Japaner das Papier verfertigen, unſern Leſern mittheilen. — Der ſo genannte Papier-Baum iſt eines ihrer vorzuͤglichſten Landesproduckte. Er iſt eine Gattung von Maulbeerbaͤumen, deſſen Rinde große Eigen- ſchaften hat. Man macht Stricke, Stoffe und hauptſaͤchlich Papier daraus. Dieſer Papier- Baum iſt dicke und aͤſtig, der Stamm gerade und glatt, ſeine Zweige ſtark und buͤſchig. Die Fruͤchte die er traͤgt, ſind ſehr unſchmackhaft. Er ſchießt ſtark in die Hoͤhe, und waͤchſt mit un- glaublicher Geſchwindigkeit. Von dieſem Baume nun ſchneidet man junge, we- nigſtens drey Fuß lange Zweige ab, bindet ſie in Buͤndel, laͤßt ſie vier und zwanzig Stunden in kaltem Waſſer weichen, und kocht ſie nachher in einer Lauge von Aſche. Wenn man ſie vom Feuer genommen hat, und ſie kalt geworden ſind; ſo ſpaltet man ſie der Laͤnge nach, um die Rinde abzuziehen, welche die einzige Mate- rie iſt, woraus das Papier gemacht wird. Die- ſe Rinde macht man ſehr ſorgfaͤltig rein, ſchabt die erſte Haut ab, ſondert alle knotige und gro- be Theile davon ab, thut ſolche auf die Seite, und gebraucht ſie zur Verfertigung des groben Papiers. Wenn die Rinde rein genug iſt, ſo bruͤht man ſie in einer klaren Lauge, ruͤhrt be- ſtaͤndig um, und gießt nach und nach mehrere dazu. Wenn die Materie bis zur Dicke eines weichen Muſes eingekocht iſt; ſo laͤßt man ſie kalt werden, thut ſie in ein Sieb und knetet ſie beſtaͤndig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0096" n="70"/> in der Feinheit ihres Papiers <note xml:id="note-0096" next="note-0097" place="foot" n="*)">Wir wollen hier kuͤrzlich einen Abriß von der<lb/> Art, wie die Japaner das Papier verfertigen,<lb/> unſern Leſern mittheilen. — Der ſo genannte<lb/><hi rendition="#fr">Papier-Baum</hi> iſt eines ihrer vorzuͤglichſten<lb/> Landesproduckte. Er iſt eine Gattung von<lb/> Maulbeerbaͤumen, deſſen Rinde große Eigen-<lb/> ſchaften hat. Man macht Stricke, Stoffe und<lb/> hauptſaͤchlich Papier daraus. Dieſer Papier-<lb/> Baum iſt dicke und aͤſtig, der Stamm gerade<lb/> und glatt, ſeine Zweige ſtark und buͤſchig. Die<lb/> Fruͤchte die er traͤgt, ſind ſehr unſchmackhaft.<lb/> Er ſchießt ſtark in die Hoͤhe, und waͤchſt mit un-<lb/> glaublicher Geſchwindigkeit.<lb/> Von dieſem Baume nun ſchneidet man junge, we-<lb/> nigſtens drey Fuß lange Zweige ab, bindet ſie<lb/> in Buͤndel, laͤßt ſie vier und zwanzig Stunden<lb/> in kaltem Waſſer weichen, und kocht ſie nachher<lb/> in einer Lauge von Aſche. Wenn man ſie vom<lb/> Feuer genommen hat, und ſie kalt geworden<lb/> ſind; ſo ſpaltet man ſie der Laͤnge nach, um<lb/> die Rinde abzuziehen, welche die einzige Mate-<lb/> rie iſt, woraus das Papier gemacht wird. Die-<lb/> ſe Rinde macht man ſehr ſorgfaͤltig rein, ſchabt<lb/> die erſte Haut ab, ſondert alle knotige und gro-<lb/> be Theile davon ab, thut ſolche auf die Seite,<lb/> und gebraucht ſie zur Verfertigung des groben<lb/> Papiers. Wenn die Rinde rein genug iſt, ſo<lb/> bruͤht man ſie in einer klaren Lauge, ruͤhrt be-<lb/> ſtaͤndig um, und gießt nach und nach mehrere<lb/> dazu. Wenn die Materie bis zur Dicke eines<lb/> weichen Muſes eingekocht iſt; ſo laͤßt man ſie<lb/> kalt werden, thut ſie in ein Sieb und knetet ſie<lb/> <fw place="bottom" type="catch">beſtaͤndig</fw></note> und Dinte,<lb/> und in der Artigkeit der Zuſammenſetzung ſehr<lb/> <fw place="bottom" type="catch">weit</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0096]
in der Feinheit ihres Papiers *) und Dinte,
und in der Artigkeit der Zuſammenſetzung ſehr
weit
*) Wir wollen hier kuͤrzlich einen Abriß von der
Art, wie die Japaner das Papier verfertigen,
unſern Leſern mittheilen. — Der ſo genannte
Papier-Baum iſt eines ihrer vorzuͤglichſten
Landesproduckte. Er iſt eine Gattung von
Maulbeerbaͤumen, deſſen Rinde große Eigen-
ſchaften hat. Man macht Stricke, Stoffe und
hauptſaͤchlich Papier daraus. Dieſer Papier-
Baum iſt dicke und aͤſtig, der Stamm gerade
und glatt, ſeine Zweige ſtark und buͤſchig. Die
Fruͤchte die er traͤgt, ſind ſehr unſchmackhaft.
Er ſchießt ſtark in die Hoͤhe, und waͤchſt mit un-
glaublicher Geſchwindigkeit.
Von dieſem Baume nun ſchneidet man junge, we-
nigſtens drey Fuß lange Zweige ab, bindet ſie
in Buͤndel, laͤßt ſie vier und zwanzig Stunden
in kaltem Waſſer weichen, und kocht ſie nachher
in einer Lauge von Aſche. Wenn man ſie vom
Feuer genommen hat, und ſie kalt geworden
ſind; ſo ſpaltet man ſie der Laͤnge nach, um
die Rinde abzuziehen, welche die einzige Mate-
rie iſt, woraus das Papier gemacht wird. Die-
ſe Rinde macht man ſehr ſorgfaͤltig rein, ſchabt
die erſte Haut ab, ſondert alle knotige und gro-
be Theile davon ab, thut ſolche auf die Seite,
und gebraucht ſie zur Verfertigung des groben
Papiers. Wenn die Rinde rein genug iſt, ſo
bruͤht man ſie in einer klaren Lauge, ruͤhrt be-
ſtaͤndig um, und gießt nach und nach mehrere
dazu. Wenn die Materie bis zur Dicke eines
weichen Muſes eingekocht iſt; ſo laͤßt man ſie
kalt werden, thut ſie in ein Sieb und knetet ſie
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