Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Curieuse Reise-Beschreibung. VI. Cap.
nen herab giengen. Der eine war schneeweiß,
und der andre so hochroth, als ob man ihn mit
Carmosin gefärbet. Sie lagen an dicken eiser-
nen Ketten. Jhr Geraßle war so furchtsam nicht,
als ihre Gestalt, sie konten gruntzen wie Schwei-
ne, und hierauf wieherten sie wie Pferde, manch-
mal aber gaben sie einen sehr lauten Schrey
von sich. Sie waren vor einiger Zeit an den
Gouverneur gesandt, und aus einem gestrande-
ten Schiff aufgefangen worden. Der Gou-
verneur wolte diese fremde Thiere nach Kesmes
an den König senden.

Es war auch an diesem Platz eine Fontaine, die
viel herrlicher und schöner, als die auf den förder-
sten Platz war, und übertraffen die Gebäude, so
rings um diesen Platz stunden, die fordersten.
Alle derselben Gipffel waren al fresco gemahlt
mit den herrlichsten Historien. Dieses Fresco
wird in Gips und Kalck gemacht, und so dauer-
hafft, daß die Farben darinn beständig in der
Lufft aushalten.

Bey den Fontainen stunden 2. Ehren-Pfor-
ten, die mit Historien so wol von der Tapfferkeit,
als Siegen in herrlichen Bildern ausgezieret
waren.

Wir traten durch eine kleine, doch zierliche höl-
tzerne Pforte (die an der rechten Seite mitten an
den begipseten Gebäuden stunde) in einen gros-
sen und schönen Hof, welcher sehr annehmlich
war, so wegen der Spalirung unterschiedener
Frucht-Bäume, als auch der Menge der Fontai-
nen und Wasser-Canäle halber, die so schöne

Fi-

Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
nen herab giengen. Der eine war ſchneeweiß,
und der andre ſo hochroth, als ob man ihn mit
Carmoſin gefaͤrbet. Sie lagen an dicken eiſer-
nen Ketten. Jhr Geraßle war ſo furchtſam nicht,
als ihre Geſtalt, ſie konten gruntzen wie Schwei-
ne, und hierauf wieherten ſie wie Pferde, manch-
mal aber gaben ſie einen ſehr lauten Schrey
von ſich. Sie waren vor einiger Zeit an den
Gouverneur geſandt, und aus einem geſtrande-
ten Schiff aufgefangen worden. Der Gou-
verneur wolte dieſe fremde Thiere nach Kesmes
an den Koͤnig ſenden.

Es war auch an dieſem Platz eine Fontaine, die
viel herrlicher und ſchoͤner, als die auf den foͤrder-
ſten Platz war, und uͤbertraffen die Gebaͤude, ſo
rings um dieſen Platz ſtunden, die forderſten.
Alle derſelben Gipffel waren al freſco gemahlt
mit den herrlichſten Hiſtorien. Dieſes Freſco
wird in Gips und Kalck gemacht, und ſo dauer-
hafft, daß die Farben darinn beſtaͤndig in der
Lufft aushalten.

Bey den Fontainen ſtunden 2. Ehren-Pfor-
ten, die mit Hiſtorien ſo wol von der Tapfferkeit,
als Siegen in herrlichen Bildern ausgezieret
waren.

Wir traten durch eine kleine, doch zierliche hoͤl-
tzerne Pforte (die an der rechten Seite mitten an
den begipſeten Gebaͤuden ſtunde) in einen groſ-
ſen und ſchoͤnen Hof, welcher ſehr annehmlich
war, ſo wegen der Spalirung unterſchiedener
Frucht-Baͤume, als auch der Menge der Fontai-
nen und Waſſer-Canaͤle halber, die ſo ſchoͤne

Fi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0214" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieu&#x017F;e</hi> Rei&#x017F;e-Be&#x017F;chreibung. <hi rendition="#aq">VI. Cap.</hi></hi></fw><lb/>
nen herab giengen. Der eine war &#x017F;chneeweiß,<lb/>
und der andre &#x017F;o hochroth, als ob man ihn mit<lb/>
Carmo&#x017F;in gefa&#x0364;rbet. Sie lagen an dicken ei&#x017F;er-<lb/>
nen Ketten. Jhr Geraßle war &#x017F;o furcht&#x017F;am nicht,<lb/>
als ihre Ge&#x017F;talt, &#x017F;ie konten gruntzen wie Schwei-<lb/>
ne, und hierauf wieherten &#x017F;ie wie Pferde, manch-<lb/>
mal aber gaben &#x017F;ie einen &#x017F;ehr lauten Schrey<lb/>
von &#x017F;ich. Sie waren vor einiger Zeit an den<lb/>
Gouverneur ge&#x017F;andt, und aus einem ge&#x017F;trande-<lb/>
ten Schiff aufgefangen worden. Der Gou-<lb/>
verneur wolte die&#x017F;e fremde Thiere nach <hi rendition="#aq">Kesmes</hi><lb/>
an den Ko&#x0364;nig &#x017F;enden.</p><lb/>
              <p>Es war auch an die&#x017F;em Platz eine <hi rendition="#aq">Fontaine,</hi> die<lb/>
viel herrlicher und &#x017F;cho&#x0364;ner, als die auf den fo&#x0364;rder-<lb/>
&#x017F;ten Platz war, und u&#x0364;bertraffen die Geba&#x0364;ude, &#x017F;o<lb/>
rings um die&#x017F;en Platz &#x017F;tunden, die forder&#x017F;ten.<lb/>
Alle der&#x017F;elben Gipffel waren <hi rendition="#aq">al fre&#x017F;co</hi> gemahlt<lb/>
mit den herrlich&#x017F;ten Hi&#x017F;torien. Die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Fre&#x017F;co</hi><lb/>
wird in Gips und Kalck gemacht, und &#x017F;o dauer-<lb/>
hafft, daß die Farben darinn be&#x017F;ta&#x0364;ndig in der<lb/>
Lufft aushalten.</p><lb/>
              <p>Bey den Fontainen &#x017F;tunden 2. Ehren-Pfor-<lb/>
ten, die mit Hi&#x017F;torien &#x017F;o wol von der Tapfferkeit,<lb/>
als Siegen in herrlichen Bildern ausgezieret<lb/>
waren.</p><lb/>
              <p>Wir traten durch eine kleine, doch zierliche ho&#x0364;l-<lb/>
tzerne Pforte (die an der rechten Seite mitten an<lb/>
den begip&#x017F;eten Geba&#x0364;uden &#x017F;tunde) in einen gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und &#x017F;cho&#x0364;nen Hof, welcher &#x017F;ehr annehmlich<lb/>
war, &#x017F;o wegen der <hi rendition="#aq">Spali</hi>rung unter&#x017F;chiedener<lb/>
Frucht-Ba&#x0364;ume, als auch der Menge der Fontai-<lb/>
nen und Wa&#x017F;&#x017F;er-Cana&#x0364;le halber, die &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fi-</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0214] Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap. nen herab giengen. Der eine war ſchneeweiß, und der andre ſo hochroth, als ob man ihn mit Carmoſin gefaͤrbet. Sie lagen an dicken eiſer- nen Ketten. Jhr Geraßle war ſo furchtſam nicht, als ihre Geſtalt, ſie konten gruntzen wie Schwei- ne, und hierauf wieherten ſie wie Pferde, manch- mal aber gaben ſie einen ſehr lauten Schrey von ſich. Sie waren vor einiger Zeit an den Gouverneur geſandt, und aus einem geſtrande- ten Schiff aufgefangen worden. Der Gou- verneur wolte dieſe fremde Thiere nach Kesmes an den Koͤnig ſenden. Es war auch an dieſem Platz eine Fontaine, die viel herrlicher und ſchoͤner, als die auf den foͤrder- ſten Platz war, und uͤbertraffen die Gebaͤude, ſo rings um dieſen Platz ſtunden, die forderſten. Alle derſelben Gipffel waren al freſco gemahlt mit den herrlichſten Hiſtorien. Dieſes Freſco wird in Gips und Kalck gemacht, und ſo dauer- hafft, daß die Farben darinn beſtaͤndig in der Lufft aushalten. Bey den Fontainen ſtunden 2. Ehren-Pfor- ten, die mit Hiſtorien ſo wol von der Tapfferkeit, als Siegen in herrlichen Bildern ausgezieret waren. Wir traten durch eine kleine, doch zierliche hoͤl- tzerne Pforte (die an der rechten Seite mitten an den begipſeten Gebaͤuden ſtunde) in einen groſ- ſen und ſchoͤnen Hof, welcher ſehr annehmlich war, ſo wegen der Spalirung unterſchiedener Frucht-Baͤume, als auch der Menge der Fontai- nen und Waſſer-Canaͤle halber, die ſo ſchoͤne Fi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/214
Zitationshilfe: Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/214>, abgerufen am 19.05.2024.