Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. VI. Cap. nen herab giengen. Der eine war schneeweiß,und der andre so hochroth, als ob man ihn mit Carmosin gefärbet. Sie lagen an dicken eiser- nen Ketten. Jhr Geraßle war so furchtsam nicht, als ihre Gestalt, sie konten gruntzen wie Schwei- ne, und hierauf wieherten sie wie Pferde, manch- mal aber gaben sie einen sehr lauten Schrey von sich. Sie waren vor einiger Zeit an den Gouverneur gesandt, und aus einem gestrande- ten Schiff aufgefangen worden. Der Gou- verneur wolte diese fremde Thiere nach Kesmes an den König senden. Es war auch an diesem Platz eine Fontaine, die Bey den Fontainen stunden 2. Ehren-Pfor- Wir traten durch eine kleine, doch zierliche höl- Fi-
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap. nen herab giengen. Der eine war ſchneeweiß,und der andre ſo hochroth, als ob man ihn mit Carmoſin gefaͤrbet. Sie lagen an dicken eiſer- nen Ketten. Jhr Geraßle war ſo furchtſam nicht, als ihre Geſtalt, ſie konten gruntzen wie Schwei- ne, und hierauf wieherten ſie wie Pferde, manch- mal aber gaben ſie einen ſehr lauten Schrey von ſich. Sie waren vor einiger Zeit an den Gouverneur geſandt, und aus einem geſtrande- ten Schiff aufgefangen worden. Der Gou- verneur wolte dieſe fremde Thiere nach Kesmes an den Koͤnig ſenden. Es war auch an dieſem Platz eine Fontaine, die Bey den Fontainen ſtunden 2. Ehren-Pfor- Wir traten durch eine kleine, doch zierliche hoͤl- Fi-
<TEI> <text> <body> <div> <floatingText> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0214" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieuſe</hi> Reiſe-Beſchreibung. <hi rendition="#aq">VI. Cap.</hi></hi></fw><lb/> nen herab giengen. Der eine war ſchneeweiß,<lb/> und der andre ſo hochroth, als ob man ihn mit<lb/> Carmoſin gefaͤrbet. Sie lagen an dicken eiſer-<lb/> nen Ketten. Jhr Geraßle war ſo furchtſam nicht,<lb/> als ihre Geſtalt, ſie konten gruntzen wie Schwei-<lb/> ne, und hierauf wieherten ſie wie Pferde, manch-<lb/> mal aber gaben ſie einen ſehr lauten Schrey<lb/> von ſich. Sie waren vor einiger Zeit an den<lb/> Gouverneur geſandt, und aus einem geſtrande-<lb/> ten Schiff aufgefangen worden. Der Gou-<lb/> verneur wolte dieſe fremde Thiere nach <hi rendition="#aq">Kesmes</hi><lb/> an den Koͤnig ſenden.</p><lb/> <p>Es war auch an dieſem Platz eine <hi rendition="#aq">Fontaine,</hi> die<lb/> viel herrlicher und ſchoͤner, als die auf den foͤrder-<lb/> ſten Platz war, und uͤbertraffen die Gebaͤude, ſo<lb/> rings um dieſen Platz ſtunden, die forderſten.<lb/> Alle derſelben Gipffel waren <hi rendition="#aq">al freſco</hi> gemahlt<lb/> mit den herrlichſten Hiſtorien. Dieſes <hi rendition="#aq">Freſco</hi><lb/> wird in Gips und Kalck gemacht, und ſo dauer-<lb/> hafft, daß die Farben darinn beſtaͤndig in der<lb/> Lufft aushalten.</p><lb/> <p>Bey den Fontainen ſtunden 2. Ehren-Pfor-<lb/> ten, die mit Hiſtorien ſo wol von der Tapfferkeit,<lb/> als Siegen in herrlichen Bildern ausgezieret<lb/> waren.</p><lb/> <p>Wir traten durch eine kleine, doch zierliche hoͤl-<lb/> tzerne Pforte (die an der rechten Seite mitten an<lb/> den begipſeten Gebaͤuden ſtunde) in einen groſ-<lb/> ſen und ſchoͤnen Hof, welcher ſehr annehmlich<lb/> war, ſo wegen der <hi rendition="#aq">Spali</hi>rung unterſchiedener<lb/> Frucht-Baͤume, als auch der Menge der Fontai-<lb/> nen und Waſſer-Canaͤle halber, die ſo ſchoͤne<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Fi-</fw><lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [180/0214]
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
nen herab giengen. Der eine war ſchneeweiß,
und der andre ſo hochroth, als ob man ihn mit
Carmoſin gefaͤrbet. Sie lagen an dicken eiſer-
nen Ketten. Jhr Geraßle war ſo furchtſam nicht,
als ihre Geſtalt, ſie konten gruntzen wie Schwei-
ne, und hierauf wieherten ſie wie Pferde, manch-
mal aber gaben ſie einen ſehr lauten Schrey
von ſich. Sie waren vor einiger Zeit an den
Gouverneur geſandt, und aus einem geſtrande-
ten Schiff aufgefangen worden. Der Gou-
verneur wolte dieſe fremde Thiere nach Kesmes
an den Koͤnig ſenden.
Es war auch an dieſem Platz eine Fontaine, die
viel herrlicher und ſchoͤner, als die auf den foͤrder-
ſten Platz war, und uͤbertraffen die Gebaͤude, ſo
rings um dieſen Platz ſtunden, die forderſten.
Alle derſelben Gipffel waren al freſco gemahlt
mit den herrlichſten Hiſtorien. Dieſes Freſco
wird in Gips und Kalck gemacht, und ſo dauer-
hafft, daß die Farben darinn beſtaͤndig in der
Lufft aushalten.
Bey den Fontainen ſtunden 2. Ehren-Pfor-
ten, die mit Hiſtorien ſo wol von der Tapfferkeit,
als Siegen in herrlichen Bildern ausgezieret
waren.
Wir traten durch eine kleine, doch zierliche hoͤl-
tzerne Pforte (die an der rechten Seite mitten an
den begipſeten Gebaͤuden ſtunde) in einen groſ-
ſen und ſchoͤnen Hof, welcher ſehr annehmlich
war, ſo wegen der Spalirung unterſchiedener
Frucht-Baͤume, als auch der Menge der Fontai-
nen und Waſſer-Canaͤle halber, die ſo ſchoͤne
Fi-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |