Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.2. Th. Cap. 5. § 5. Vom Hexen-Tantz. da er das schöne Geheimnüß gar übersehen kon-te/ da merckte er daß sein Weib zuforderst/ ihre Ehrerbietung dem Haupt und Vorsteher der Versamlung that/ und daß derselbe sehr herr- lich und köstlich/ wie ein Fürst bekleidet war/ und zu dienst umb sich herumb hatte eine grosse Menge Volcks von Männern und Weibern/ die ihme alle Eyd und Gelübde gethan/ lauf- fen hatte. Nach gethanen Reverentz sahe er/ daß man einen runden Tantz oder Reigen hiel- te/ doch daß sie das Angesicht auß den Rei- gen kehreten/ also daß keines das andere ins Angesicht sehen konte/ wie sonsten in andern gemeinen Tantzen pfleget zu geschehen/ vielleicht auß diesem Bedencken/ damit keines das Ander so leichtlich ins Gesicht faste/ und es erkennen lerne/ und hernach wann eines auß der Gespielschafft von der Obrigkeit gefäng- lich eingezogen und befraget würde/ das Ande- re verrathe und angebe. Und diesen Punct mit dem tantzen belangend/ hat auch bezeuget der Zauberer/ von den dreyen Stiegen genant/ welchem König Carolus IX. das Leben geschen- cket wann er seine Gefährtschafft angebe/ der- selbe sagt selber zum König in beywesen vieler grosser Herrn/ daß wann er zum Hexen-Tantz vertragen würde/ so finde er stets eine Unzahl solches Teuffels-ergebenes Gesindes/ welches nachdem es einen Bock angebetet/ und zu Eh- ren an den Hindern geküsset/ so thue es einen Tantz/
2. Th. Cap. 5. § 5. Vom Hexen-Tantz. da er das ſchoͤne Geheimnuͤß gar uͤberſehẽ kon-te/ da merckte er daß ſein Weib zuforderſt/ ihre Ehrerbietung dem Haupt und Vorſteher der Verſamlung that/ und daß derſelbe ſehr herꝛ- lich und koͤſtlich/ wie ein Fuͤrſt bekleidet war/ und zu dienſt umb ſich herumb hatte eine groſſe Menge Volcks von Maͤnnern und Weibern/ die ihme alle Eyd und Geluͤbde gethan/ lauf- fen hatte. Nach gethanen Reverentz ſahe er/ daß man einen runden Tantz oder Reigen hiel- te/ doch daß ſie das Angeſicht auß den Rei- gen kehreten/ alſo daß keines das andere ins Angeſicht ſehen konte/ wie ſonſten in andern gemeinen Tantzen pfleget zu geſchehen/ vielleicht auß dieſem Bedencken/ damit keines das Ander ſo leichtlich ins Geſicht faſte/ und es erkennen lerne/ und hernach wann eines auß der Geſpielſchafft von der Obrigkeit gefaͤng- lich eingezogen und befraget wuͤrde/ das Ande- re verrathe und angebe. Und dieſen Punct mit dem tantzen belangend/ hat auch bezeuget der Zauberer/ von den dreyen Stiegen genant/ welchem Koͤnig Carolus IX. das Leben geſchen- cket wann er ſeine Gefaͤhrtſchafft angebe/ der- ſelbe ſagt ſelber zum Koͤnig in beyweſen vieler groſſer Herꝛn/ daß wann er zum Hexen-Tantz vertragen wuͤrde/ ſo finde er ſtets eine Unzahl ſolches Teuffels-ergebenes Geſindes/ welches nachdem es einen Bock angebetet/ und zu Eh- ren an den Hindern gekuͤſſet/ ſo thue es einen Tantz/
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2. Th. Cap. 5. § 5. Vom Hexen-Tantz.
da er das ſchoͤne Geheimnuͤß gar uͤberſehẽ kon-
te/ da merckte er daß ſein Weib zuforderſt/ ihre
Ehrerbietung dem Haupt und Vorſteher der
Verſamlung that/ und daß derſelbe ſehr herꝛ-
lich und koͤſtlich/ wie ein Fuͤrſt bekleidet war/
und zu dienſt umb ſich herumb hatte eine groſſe
Menge Volcks von Maͤnnern und Weibern/
die ihme alle Eyd und Geluͤbde gethan/ lauf-
fen hatte. Nach gethanen Reverentz ſahe er/
daß man einen runden Tantz oder Reigen hiel-
te/ doch daß ſie das Angeſicht auß den Rei-
gen kehreten/ alſo daß keines das andere
ins Angeſicht ſehen konte/ wie ſonſten in
andern gemeinen Tantzen pfleget zu geſchehen/
vielleicht auß dieſem Bedencken/ damit keines
das Ander ſo leichtlich ins Geſicht faſte/ und es
erkennen lerne/ und hernach wann eines auß
der Geſpielſchafft von der Obrigkeit gefaͤng-
lich eingezogen und befraget wuͤrde/ das Ande-
re verrathe und angebe. Und dieſen Punct
mit dem tantzen belangend/ hat auch bezeuget
der Zauberer/ von den dreyen Stiegen genant/
welchem Koͤnig Carolus IX. das Leben geſchen-
cket wann er ſeine Gefaͤhrtſchafft angebe/ der-
ſelbe ſagt ſelber zum Koͤnig in beyweſen vieler
groſſer Herꝛn/ daß wann er zum Hexen-Tantz
vertragen wuͤrde/ ſo finde er ſtets eine Unzahl
ſolches Teuffels-ergebenes Geſindes/ welches
nachdem es einen Bock angebetet/ und zu Eh-
ren an den Hindern gekuͤſſet/ ſo thue es einen
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