Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.

Bild:
<< vorherige Seite

2. Th. C. 5. § 6. Hexen buhlen mit dem Teuffel.
den/ und von der Zeit an/ mehr dann 30. Jahr
aneinander bey ihm gelegen/ und deß teuffli-
schen Gelusts gepflogen. Jhr Buhl hat sie
auch der Treue geniessen lassen/ und bey nahe
eine Heiligin auß ihr gemacht. Dann wann
sie in der Kirchen ware/ ward sie in die Höhe er-
haben/ und wann die andern Schwestern zur
Communion gingen/ da flog nach der Conse-
cration
in Angesicht ihrer aller/ die Hostien zu
ihr in der Lufft. Darumb hielten sie ihre Or-
dens-Frauen für Heilig. Ja selbst der Priester
meint nichts anders/ dieweil ihme damals eine
Hostien gemangelt hatte: Auch that sich biß-
weilen das Gemäner voneinander/ auff daß sie
Erlangt
vom [P]apst
Gnad.
nur die Hostien sehen möchte. Sie hat gleich-
wol vom Papst Paulo dem Dritten Perdon er-
langet/ nachdem sie ihr Argerniß/ wie sie gesa-
get/ bereuet gehabt. Aber ich halte dafür/ sie sey
durch ihre Eltern gleich auß Mutter-Leib an/
dem Satan für eigen übergeben gewesen. Jn
Erwegung dessen/ weil sie bekant/ daß ihr der
Satan gleich erschienen sey/ als sie nur 6. Jahr
alt gewesen/ welches dann das Jahr ist/ da man
anfänget zum Erkäntniß und Verstand zu
kommen/ und nachgehends habe er sie um Buhl-
schafft angeredet/ als sie zwölff-Jährig worden/
welches der Mägdlein Jungfer zeitlich Alter
ist/ da sie sich Mannkräfftig befinden. Jch fin-
de noch eine andere Historia in deß Spaniers
Antonii von Torquemede Buch/ welches er
den Blumen-Garten genennet hat/ von einer

Spani-

2. Th. C. 5. § 6. Hexen buhlen mit dem Teuffel.
den/ und von der Zeit an/ mehr dann 30. Jahr
aneinander bey ihm gelegen/ und deß teuffli-
ſchen Geluſts gepflogen. Jhr Buhl hat ſie
auch der Treue genieſſen laſſen/ und bey nahe
eine Heiligin auß ihr gemacht. Dann wann
ſie in der Kirchen ware/ ward ſie in die Hoͤhe er-
haben/ und wann die andern Schweſtern zur
Communion gingen/ da flog nach der Conſe-
cration
in Angeſicht ihrer aller/ die Hoſtien zu
ihr in der Lufft. Darumb hielten ſie ihre Or-
dens-Frauen fuͤr Heilig. Ja ſelbſt der Prieſter
meint nichts anders/ dieweil ihme damals eine
Hoſtien gemangelt hatte: Auch that ſich biß-
weilen das Gemaͤner voneinander/ auff daß ſie
Erlangt
vom [P]apſt
Gnad.
nur die Hoſtien ſehen moͤchte. Sie hat gleich-
wol vom Papſt Paulo dem Dritten Perdon er-
langet/ nachdem ſie ihr Argerniß/ wie ſie geſa-
get/ bereuet gehabt. Aber ich halte dafuͤr/ ſie ſey
durch ihre Eltern gleich auß Mutter-Leib an/
dem Satan fuͤr eigen uͤbergeben geweſen. Jn
Erwegung deſſen/ weil ſie bekant/ daß ihr der
Satan gleich erſchienen ſey/ als ſie nur 6. Jahr
alt geweſen/ welches dann das Jahr iſt/ da man
anfaͤnget zum Erkaͤntniß und Verſtand zu
kommen/ uñ nachgehends habe er ſie um Buhl-
ſchafft angeredet/ als ſie zwoͤlff-Jaͤhrig worden/
welches der Maͤgdlein Jungfer zeitlich Alter
iſt/ da ſie ſich Mannkraͤfftig befinden. Jch fin-
de noch eine andere Hiſtoria in deß Spaniers
Antonii von Torquemede Buch/ welches er
den Blumen-Garten genennet hat/ von einer

Spani-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0366" n="342"/><fw place="top" type="header">2. Th. C. 5. § 6. Hexen buhlen mit dem Teuffel.</fw><lb/>
den/ und von der Zeit an/ mehr dann 30. Jahr<lb/>
aneinander bey ihm gelegen/ und deß teuffli-<lb/>
&#x017F;chen Gelu&#x017F;ts gepflogen. Jhr Buhl hat &#x017F;ie<lb/>
auch der Treue genie&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/ und bey nahe<lb/>
eine Heiligin auß ihr gemacht. Dann wann<lb/>
&#x017F;ie in der Kirchen ware/ ward &#x017F;ie in die Ho&#x0364;he er-<lb/>
haben/ und wann die andern Schwe&#x017F;tern zur<lb/><hi rendition="#aq">Communion</hi> gingen/ da flog nach der <hi rendition="#aq">Con&#x017F;e-<lb/>
cration</hi> in Ange&#x017F;icht ihrer aller/ die Ho&#x017F;tien zu<lb/>
ihr in der Lufft. Darumb hielten &#x017F;ie ihre Or-<lb/>
dens-Frauen fu&#x0364;r Heilig. Ja &#x017F;elb&#x017F;t der Prie&#x017F;ter<lb/>
meint nichts anders/ dieweil ihme damals eine<lb/>
Ho&#x017F;tien gemangelt hatte: Auch that &#x017F;ich biß-<lb/>
weilen das Gema&#x0364;ner voneinander/ auff daß &#x017F;ie<lb/><note place="left">Erlangt<lb/>
vom <supplied>P</supplied>ap&#x017F;t<lb/>
Gnad.<lb/></note>nur die Ho&#x017F;tien &#x017F;ehen mo&#x0364;chte. Sie hat gleich-<lb/>
wol vom Pap&#x017F;t <hi rendition="#aq">Paulo</hi> dem Dritten <hi rendition="#aq">Perdon</hi> er-<lb/>
langet/ nachdem &#x017F;ie ihr Argerniß/ wie &#x017F;ie ge&#x017F;a-<lb/>
get/ bereuet gehabt. Aber ich halte dafu&#x0364;r/ &#x017F;ie &#x017F;ey<lb/>
durch ihre Eltern gleich auß Mutter-Leib an/<lb/>
dem Satan fu&#x0364;r eigen u&#x0364;bergeben gewe&#x017F;en. Jn<lb/>
Erwegung de&#x017F;&#x017F;en/ weil &#x017F;ie bekant/ daß ihr der<lb/>
Satan gleich er&#x017F;chienen &#x017F;ey/ als &#x017F;ie nur 6. Jahr<lb/>
alt gewe&#x017F;en/ welches dann das Jahr i&#x017F;t/ da man<lb/>
anfa&#x0364;nget zum Erka&#x0364;ntniß und Ver&#x017F;tand zu<lb/>
kommen/ un&#x0303; nachgehends habe er &#x017F;ie um Buhl-<lb/>
&#x017F;chafft angeredet/ als &#x017F;ie zwo&#x0364;lff-Ja&#x0364;hrig worden/<lb/>
welches der Ma&#x0364;gdlein Jungfer zeitlich Alter<lb/>
i&#x017F;t/ da &#x017F;ie &#x017F;ich Mannkra&#x0364;fftig befinden. Jch fin-<lb/>
de noch eine andere Hi&#x017F;toria in deß Spaniers<lb/><hi rendition="#aq">Antonii</hi> von <hi rendition="#aq">Torquemede</hi> Buch/ welches er<lb/>
den Blumen-Garten genennet hat/ von einer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Spani-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0366] 2. Th. C. 5. § 6. Hexen buhlen mit dem Teuffel. den/ und von der Zeit an/ mehr dann 30. Jahr aneinander bey ihm gelegen/ und deß teuffli- ſchen Geluſts gepflogen. Jhr Buhl hat ſie auch der Treue genieſſen laſſen/ und bey nahe eine Heiligin auß ihr gemacht. Dann wann ſie in der Kirchen ware/ ward ſie in die Hoͤhe er- haben/ und wann die andern Schweſtern zur Communion gingen/ da flog nach der Conſe- cration in Angeſicht ihrer aller/ die Hoſtien zu ihr in der Lufft. Darumb hielten ſie ihre Or- dens-Frauen fuͤr Heilig. Ja ſelbſt der Prieſter meint nichts anders/ dieweil ihme damals eine Hoſtien gemangelt hatte: Auch that ſich biß- weilen das Gemaͤner voneinander/ auff daß ſie nur die Hoſtien ſehen moͤchte. Sie hat gleich- wol vom Papſt Paulo dem Dritten Perdon er- langet/ nachdem ſie ihr Argerniß/ wie ſie geſa- get/ bereuet gehabt. Aber ich halte dafuͤr/ ſie ſey durch ihre Eltern gleich auß Mutter-Leib an/ dem Satan fuͤr eigen uͤbergeben geweſen. Jn Erwegung deſſen/ weil ſie bekant/ daß ihr der Satan gleich erſchienen ſey/ als ſie nur 6. Jahr alt geweſen/ welches dann das Jahr iſt/ da man anfaͤnget zum Erkaͤntniß und Verſtand zu kommen/ uñ nachgehends habe er ſie um Buhl- ſchafft angeredet/ als ſie zwoͤlff-Jaͤhrig worden/ welches der Maͤgdlein Jungfer zeitlich Alter iſt/ da ſie ſich Mannkraͤfftig befinden. Jch fin- de noch eine andere Hiſtoria in deß Spaniers Antonii von Torquemede Buch/ welches er den Blumen-Garten genennet hat/ von einer Spani- Erlangt vom Papſt Gnad.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668/366
Zitationshilfe: Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668/366>, abgerufen am 18.12.2024.