Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.1. Theil Cap. 1. Von Gespensten er mit anderer Helden Hülffe/ den Erment-fried wieder erwürgete/ und ümb dieser That willen/ ist er also hoch biß an unsere Zeit/ län- ger denn tausend Jahr gerühmet worden/ und er ist auch solches Lobs und Ruhms fast wol wür- dig/ und ich wolte/ daß viel Teutscher weren/ denen man solches Lob mit Ehren möchte nachsagen. Wo findet man jetzt jemand/ der sich als ein Vormund frembder Kinder also hart annehme: Ja der Vormund nimpt also viel/ daß der Achtermund nichts über- kömt. Also gar ist Treu und Frömmigkeit bey den Teutschen/ die zu unsern Zeiten sind/ er- loschen/ daß wann unsere Vor-Eltern itzt von Todten uffstünden/ würden sie sich ihrer Nachkommen schämen/ wie ich dann zuvor auch gesaget habe. Jm Sprichwort/ Es wird geschehen wann der Teuffel von Aach kömt/ habe ich Meldung gethan/ wie der Teuffel nach dem Abfall von der reinen Lehre des Evangelii/ allerley Spiegelfechten und Betrug herfürgebracht hat/ als mit dem Venus- und Hörsel-Berge. Nun haben die Teutschen in demselben Betrug ihres treu- en Eckharts nicht vergessen/ von dem sie sa- gen/ er sitze vor dem Venusberge/ und warne alle Leute/ sie sollen nicht in den Berg gehen. Es ist eine Fabel/ wie der Tannhäuser in dem Venusberge gewesen sey/ und habe darnach dem Pabst Urbano zu Rom gebeichtet. Pabst Vrba-
1. Theil Cap. 1. Von Geſpenſten er mit anderer Helden Huͤlffe/ den Erment-fried wieder erwuͤrgete/ und uͤmb dieſer That willen/ iſt er alſo hoch biß an unſere Zeit/ laͤn- ger denn tauſend Jahr geruͤhmet worden/ und eꝛ iſt auch ſolches Lobs uñ Ruhms faſt wol wuͤꝛ- dig/ und ich wolte/ daß viel Teutſcher weren/ denen man ſolches Lob mit Ehren moͤchte nachſagen. Wo findet man jetzt jemand/ der ſich als ein Vormund frembder Kinder alſo hart annehme: Ja der Vormund nimpt alſo viel/ daß der Achtermund nichts uͤber- koͤmt. Alſo gar iſt Treu und Froͤmmigkeit bey den Teutſchen/ die zu unſern Zeiten ſind/ er- loſchen/ daß wann unſere Vor-Eltern itzt von Todten uffſtuͤnden/ wuͤrden ſie ſich ihrer Nachkommen ſchaͤmen/ wie ich dann zuvor auch geſaget habe. Jm Sprichwort/ Es wird geſchehen wann der Teuffel von Aach koͤmt/ habe ich Meldung gethan/ wie der Teuffel nach dem Abfall von der reinen Lehre des Evangelii/ allerley Spiegelfechten und Betrug herfuͤrgebracht hat/ als mit dem Venus- und Hoͤrſel-Berge. Nun haben die Teutſchen in demſelben Betrug ihres treu- en Eckharts nicht vergeſſen/ von dem ſie ſa- gen/ er ſitze vor dem Venusberge/ und warne alle Leute/ ſie ſollen nicht in den Berg gehen. Es iſt eine Fabel/ wie der Tannhaͤuſer in dem Venusberge geweſen ſey/ und habe darnach dem Pabſt Urbano zu Rom gebeichtet. Pabſt Vrba-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0050" n="26"/><fw place="top" type="header">1. Theil Cap. 1. Von Geſpenſten</fw><lb/> er mit anderer Helden Huͤlffe/ den Erment-<lb/> fried wieder erwuͤrgete/ und uͤmb dieſer That<lb/> willen/ iſt er alſo hoch biß an unſere Zeit/ laͤn-<lb/> ger denn tauſend Jahr geruͤhmet worden/ und<lb/> eꝛ iſt auch ſolches Lobs uñ Ruhms faſt wol wuͤꝛ-<lb/> dig/ und ich wolte/ daß viel Teutſcher weren/<lb/> denen man ſolches Lob mit Ehren moͤchte<lb/> nachſagen. Wo findet man jetzt jemand/ der<lb/> ſich als ein Vormund frembder Kinder alſo<lb/> hart annehme: Ja der <hi rendition="#fr">Vormund</hi> nimpt<lb/> alſo viel/ daß der <hi rendition="#fr">Achtermund</hi> nichts uͤber-<lb/> koͤmt. Alſo gar iſt Treu und Froͤmmigkeit bey<lb/> den Teutſchen/ die zu unſern Zeiten ſind/ er-<lb/> loſchen/ daß wann unſere Vor-Eltern itzt<lb/> von Todten uffſtuͤnden/ wuͤrden ſie ſich ihrer<lb/> Nachkommen ſchaͤmen/ wie ich dann zuvor<lb/> auch geſaget habe. Jm Sprichwort/ <hi rendition="#fr">Es<lb/> wird geſchehen wann der Teuffel von<lb/> Aach koͤmt/</hi> habe ich Meldung gethan/ wie<lb/> der Teuffel nach dem Abfall von der reinen<lb/> Lehre des Evangelii/ allerley Spiegelfechten<lb/> und Betrug herfuͤrgebracht hat/ als mit dem<lb/> Venus- und Hoͤrſel-Berge. Nun haben<lb/> die Teutſchen in demſelben Betrug ihres treu-<lb/> en Eckharts nicht vergeſſen/ von dem ſie ſa-<lb/> gen/ er ſitze vor dem Venusberge/ und warne<lb/> alle Leute/ ſie ſollen nicht in den Berg gehen.<lb/> Es iſt eine Fabel/ wie der Tannhaͤuſer in dem<lb/> Venusberge geweſen ſey/ und habe darnach<lb/> dem Pabſt <hi rendition="#aq">Urbano</hi> zu Rom gebeichtet. Pabſt<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Vrba-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0050]
1. Theil Cap. 1. Von Geſpenſten
er mit anderer Helden Huͤlffe/ den Erment-
fried wieder erwuͤrgete/ und uͤmb dieſer That
willen/ iſt er alſo hoch biß an unſere Zeit/ laͤn-
ger denn tauſend Jahr geruͤhmet worden/ und
eꝛ iſt auch ſolches Lobs uñ Ruhms faſt wol wuͤꝛ-
dig/ und ich wolte/ daß viel Teutſcher weren/
denen man ſolches Lob mit Ehren moͤchte
nachſagen. Wo findet man jetzt jemand/ der
ſich als ein Vormund frembder Kinder alſo
hart annehme: Ja der Vormund nimpt
alſo viel/ daß der Achtermund nichts uͤber-
koͤmt. Alſo gar iſt Treu und Froͤmmigkeit bey
den Teutſchen/ die zu unſern Zeiten ſind/ er-
loſchen/ daß wann unſere Vor-Eltern itzt
von Todten uffſtuͤnden/ wuͤrden ſie ſich ihrer
Nachkommen ſchaͤmen/ wie ich dann zuvor
auch geſaget habe. Jm Sprichwort/ Es
wird geſchehen wann der Teuffel von
Aach koͤmt/ habe ich Meldung gethan/ wie
der Teuffel nach dem Abfall von der reinen
Lehre des Evangelii/ allerley Spiegelfechten
und Betrug herfuͤrgebracht hat/ als mit dem
Venus- und Hoͤrſel-Berge. Nun haben
die Teutſchen in demſelben Betrug ihres treu-
en Eckharts nicht vergeſſen/ von dem ſie ſa-
gen/ er ſitze vor dem Venusberge/ und warne
alle Leute/ ſie ſollen nicht in den Berg gehen.
Es iſt eine Fabel/ wie der Tannhaͤuſer in dem
Venusberge geweſen ſey/ und habe darnach
dem Pabſt Urbano zu Rom gebeichtet. Pabſt
Vrba-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |