Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.

Bild:
<< vorherige Seite

§ 8. Jn Thüringen.
Urbanus hat einen Stecken in der Hand ge-
habt/ und gesaget/ so wenig als der Stecken
könte grünen/ also wenig möge Tannhäuser
Vergebung seiner Sünden erlangen und see-
lig werden/ da ist Tannhäuser verzweiffelt/ und
wieder in den Berg gangen/ und ist noch dar-
innen. Bald hernach empfähet Pabst Urbanus
eine Offenbahrung/ wie er sol dem Tannhäu-
ser seine Sünde vergeben/ denn der Stecken
beginne zublühen/ darumb schickete der Pabst
auß in alle Lande/ und hieß den Tannhäuser
suchen/ aber man konte ihn nirgend finden.
Dieweil nun der Tannhäuser also mit Leib
und Seel verdorben ist/ sagen die Teutschen/Der treue
Eckhart
warnet
je dermann

der treue Eckhart sitze vor dem Berge/ und war-
ne die Leut/ sie sollen nit hinein gehen/ es möch-
te jnen sonst ergehen wie dem Tannhäuser. Jch
habe neben andern gehöret von dem Würdi-
gen Herrn Johann Kennerer Pfarrherrn
zu Mannsfeld/
seines Alters über 80. Jahr/Johann
Kennerer
bekräfftigt
die Ge-
schicht von
wütenden
Heere.

dz zu Eißleben und im gantzen Lande zu Mans-
feld das wütende Heer (also haben sies genen-
net) fürüber gezogen sey/ alle Jahr auff den
Fastnacht Donnerstag/ und die Leute sind zu
gelauffen/ und haben darauf gewartet/ nit an-
ders/ als solte ein grosser und mächtiger Käy-
ser oder König fürüber ziehen. Vor dem
Hauffen ist ein alter Mann hergangen mit
einem weissen Stabe/ der hat sich selbst den
treuen Eckhart geheissen/ dieser alte Mann

hat

§ 8. Jn Thuͤringen.
Urbanus hat einen Stecken in der Hand ge-
habt/ und geſaget/ ſo wenig als der Stecken
koͤnte gruͤnen/ alſo wenig moͤge Tannhaͤuſer
Vergebung ſeiner Suͤnden erlangen und ſee-
lig werden/ da iſt Tannhaͤuſer verzweiffelt/ uñ
wieder in den Berg gangen/ und iſt noch dar-
iñen. Bald hernach empfaͤhet Pabſt Urbanus
eine Offenbahrung/ wie er ſol dem Tannhaͤu-
ſer ſeine Suͤnde vergeben/ denn der Stecken
beginne zubluͤhen/ darumb ſchickete der Pabſt
auß in alle Lande/ und hieß den Tannhaͤuſer
ſuchen/ aber man konte ihn nirgend finden.
Dieweil nun der Tannhaͤuſer alſo mit Leib
und Seel verdorben iſt/ ſagen die Teutſchen/Der treue
Eckhart
warnet
je dermann

der treue Eckhart ſitze vor dem Beꝛge/ und war-
ne die Leut/ ſie ſollen nit hinein gehen/ es moͤch-
te jnen ſonſt ergehen wie dem Tannhaͤuſer. Jch
habe neben andern gehoͤret von dem Wuͤrdi-
gen Herrn Johann Kennerer Pfarrherrn
zu Mannsfeld/
ſeines Alters uͤber 80. Jahr/Johann
Kennerer
bekraͤfftigt
die Ge-
ſchicht võ
wuͤtenden
Heere.

dz zu Eißleben und im gantzẽ Lande zu Mans-
feld das wuͤtende Heer (alſo habẽ ſies genen-
net) fuͤruͤber gezogen ſey/ alle Jahr auff den
Faſtnacht Donneꝛſtag/ uñ die Leute ſind zu
gelauffen/ uñ haben darauf gewartet/ nit an-
ders/ als ſolte ein groſſer und maͤchtiger Kaͤy-
ſer oder Koͤnig fuͤruͤber ziehen. Vor dem
Hauffẽ iſt ein alter Mann hergangen mit
einem weiſſen Stabe/ der hat ſich ſelbſt den
treuen Eckhart geheiſſen/ dieſer alte Mann

hat
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0051" n="27"/><fw place="top" type="header">§ 8. Jn Thu&#x0364;ringen.</fw><lb/><hi rendition="#aq">Urbanus</hi> hat einen Stecken in der Hand ge-<lb/>
habt/ und ge&#x017F;aget/ &#x017F;o wenig als der Stecken<lb/>
ko&#x0364;nte gru&#x0364;nen/ al&#x017F;o wenig mo&#x0364;ge Tannha&#x0364;u&#x017F;er<lb/>
Vergebung &#x017F;einer Su&#x0364;nden erlangen und &#x017F;ee-<lb/>
lig werden/ da i&#x017F;t Tannha&#x0364;u&#x017F;er verzweiffelt/ un&#x0303;<lb/>
wieder in den Berg gangen/ und i&#x017F;t noch dar-<lb/>
in&#x0303;en. Bald hernach empfa&#x0364;het Pab&#x017F;t <hi rendition="#aq">Urbanus</hi><lb/>
eine Offenbahrung/ wie er &#x017F;ol dem Tannha&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;eine Su&#x0364;nde vergeben/ denn der Stecken<lb/>
beginne zublu&#x0364;hen/ darumb &#x017F;chickete der Pab&#x017F;t<lb/>
auß in alle Lande/ und hieß den Tannha&#x0364;u&#x017F;er<lb/>
&#x017F;uchen/ aber man konte ihn nirgend finden.<lb/>
Dieweil nun der Tannha&#x0364;u&#x017F;er al&#x017F;o mit Leib<lb/>
und Seel verdorben i&#x017F;t/ &#x017F;agen die Teut&#x017F;chen/<note place="right">Der treue<lb/>
Eckhart<lb/>
warnet<lb/>
je dermann<lb/></note><lb/>
der treue Eckhart &#x017F;itze vor dem Be&#xA75B;ge/ und war-<lb/>
ne die Leut/ &#x017F;ie &#x017F;ollen nit hinein gehen/ es mo&#x0364;ch-<lb/>
te jnen &#x017F;on&#x017F;t ergehen wie dem Tannha&#x0364;u&#x017F;er. Jch<lb/>
habe neben andern geho&#x0364;ret von dem Wu&#x0364;rdi-<lb/>
gen Herrn <hi rendition="#fr">Johann Kennerer Pfarrherrn<lb/>
zu Mannsfeld/</hi> &#x017F;eines Alters u&#x0364;ber 80. Jahr/<note place="right">Johann<lb/>
Kennerer<lb/>
bekra&#x0364;fftigt<lb/>
die Ge-<lb/>
&#x017F;chicht vo&#x0303;<lb/>
wu&#x0364;tenden<lb/>
Heere.<lb/></note><lb/>
dz zu Eißleben und im gantze&#x0303; Lande zu Mans-<lb/>
feld <hi rendition="#fr">das wu&#x0364;tende Heer</hi> (al&#x017F;o habe&#x0303; &#x017F;ies genen-<lb/>
net) fu&#x0364;ru&#x0364;ber gezogen &#x017F;ey/ alle Jahr auff den<lb/><hi rendition="#fr">Fa&#x017F;tnacht Donne&#xA75B;&#x017F;tag/</hi> un&#x0303; die Leute &#x017F;ind zu<lb/>
gelauffen/ un&#x0303; haben darauf gewartet/ nit an-<lb/>
ders/ als &#x017F;olte ein gro&#x017F;&#x017F;er und ma&#x0364;chtiger Ka&#x0364;y-<lb/>
&#x017F;er oder Ko&#x0364;nig fu&#x0364;ru&#x0364;ber ziehen. Vor dem<lb/>
Hauffe&#x0303; i&#x017F;t ein alter Mann hergangen mit<lb/>
einem wei&#x017F;&#x017F;en Stabe/ der hat &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t den<lb/><hi rendition="#fr">treuen Eckhart</hi> gehei&#x017F;&#x017F;en/ die&#x017F;er alte Mann<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hat</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0051] § 8. Jn Thuͤringen. Urbanus hat einen Stecken in der Hand ge- habt/ und geſaget/ ſo wenig als der Stecken koͤnte gruͤnen/ alſo wenig moͤge Tannhaͤuſer Vergebung ſeiner Suͤnden erlangen und ſee- lig werden/ da iſt Tannhaͤuſer verzweiffelt/ uñ wieder in den Berg gangen/ und iſt noch dar- iñen. Bald hernach empfaͤhet Pabſt Urbanus eine Offenbahrung/ wie er ſol dem Tannhaͤu- ſer ſeine Suͤnde vergeben/ denn der Stecken beginne zubluͤhen/ darumb ſchickete der Pabſt auß in alle Lande/ und hieß den Tannhaͤuſer ſuchen/ aber man konte ihn nirgend finden. Dieweil nun der Tannhaͤuſer alſo mit Leib und Seel verdorben iſt/ ſagen die Teutſchen/ der treue Eckhart ſitze vor dem Beꝛge/ und war- ne die Leut/ ſie ſollen nit hinein gehen/ es moͤch- te jnen ſonſt ergehen wie dem Tannhaͤuſer. Jch habe neben andern gehoͤret von dem Wuͤrdi- gen Herrn Johann Kennerer Pfarrherrn zu Mannsfeld/ ſeines Alters uͤber 80. Jahr/ dz zu Eißleben und im gantzẽ Lande zu Mans- feld das wuͤtende Heer (alſo habẽ ſies genen- net) fuͤruͤber gezogen ſey/ alle Jahr auff den Faſtnacht Donneꝛſtag/ uñ die Leute ſind zu gelauffen/ uñ haben darauf gewartet/ nit an- ders/ als ſolte ein groſſer und maͤchtiger Kaͤy- ſer oder Koͤnig fuͤruͤber ziehen. Vor dem Hauffẽ iſt ein alter Mann hergangen mit einem weiſſen Stabe/ der hat ſich ſelbſt den treuen Eckhart geheiſſen/ dieſer alte Mann hat Der treue Eckhart warnet je dermann Johann Kennerer bekraͤfftigt die Ge- ſchicht võ wuͤtenden Heere.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668/51
Zitationshilfe: Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668/51>, abgerufen am 21.11.2024.