von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.wieder ganz allein, dann hatte sie niemand als Boris, Boris, den rätselhaften. Es war Nacht geworden, man brachte eine Lampe und Tee. Sie machte sich nun fertig, mit Schminken und Pudern, kunstvoll, wie sie's von Shidoutti gelernt. Nach einer Weile ging sie hinunter. Es saßen schon ein paar Mädchen im Käfig, wie sie es für sich nannte. Bei ihrem Eintritt standen sie aber alle auf und reichten ihr auf englische Art die Hand, gaben ihr Feuer zur Zigarette und waren in jeder Weise um sie bemüht. Sie hockte sich japanisch am Boden nieder und ward bald der stolze Mittelpunkt einer entzückenden Gruppe. Draußen begann jetzt das Publikum zu defilieren und über ihre Schönheit sich zu unterhalten. Gar viele ausgestreckte Hände mußte sie ergreifen und schütteln. Da sah sie Brostoczicz' gramverzerrtes Antlitz an das Gitter gepreßt. "Das habe ich aus dir gemacht," flüsterte er. "Never mind", sprach sie heiter und winkte ihm tröstend zu. Der Manager trat jetzt in den "Käfig" wie ein Tierbändiger unter seine Bestien. Er schlug Feuerstein und wieder ganz allein, dann hatte sie niemand als Boris, Boris, den rätselhaften. Es war Nacht geworden, man brachte eine Lampe und Tee. Sie machte sich nun fertig, mit Schminken und Pudern, kunstvoll, wie sie’s von Shidoutti gelernt. Nach einer Weile ging sie hinunter. Es saßen schon ein paar Mädchen im Käfig, wie sie es für sich nannte. Bei ihrem Eintritt standen sie aber alle auf und reichten ihr auf englische Art die Hand, gaben ihr Feuer zur Zigarette und waren in jeder Weise um sie bemüht. Sie hockte sich japanisch am Boden nieder und ward bald der stolze Mittelpunkt einer entzückenden Gruppe. Draußen begann jetzt das Publikum zu defilieren und über ihre Schönheit sich zu unterhalten. Gar viele ausgestreckte Hände mußte sie ergreifen und schütteln. Da sah sie Brostoczicz’ gramverzerrtes Antlitz an das Gitter gepreßt. „Das habe ich aus dir gemacht,“ flüsterte er. „Never mind“, sprach sie heiter und winkte ihm tröstend zu. Der Manager trat jetzt in den „Käfig“ wie ein Tierbändiger unter seine Bestien. Er schlug Feuerstein und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0142" n="143"/> wieder ganz allein, dann hatte sie niemand als Boris, Boris, den rätselhaften. Es war Nacht geworden, man brachte eine Lampe und Tee. Sie machte sich nun fertig, mit Schminken und Pudern, kunstvoll, wie sie’s von Shidoutti gelernt. Nach einer Weile ging sie hinunter. Es saßen schon ein paar Mädchen im Käfig, wie sie es für sich nannte. Bei ihrem Eintritt standen sie aber alle auf und reichten ihr auf englische Art die Hand, gaben ihr Feuer zur Zigarette und waren in jeder Weise um sie bemüht. Sie hockte sich japanisch am Boden nieder und ward bald der stolze Mittelpunkt einer entzückenden Gruppe. Draußen begann jetzt das Publikum zu defilieren und über ihre Schönheit sich zu unterhalten. Gar viele ausgestreckte Hände mußte sie ergreifen und schütteln.</p> <p>Da sah sie Brostoczicz’ gramverzerrtes Antlitz an das Gitter gepreßt. „Das habe ich aus dir gemacht,“ flüsterte er. „<hi rendition="#g">Never mind</hi>“, sprach sie heiter und winkte ihm tröstend zu. Der Manager trat jetzt in den „Käfig“ wie ein Tierbändiger unter seine Bestien. Er schlug Feuerstein und </p> </div> </body> </text> </TEI> [143/0142]
wieder ganz allein, dann hatte sie niemand als Boris, Boris, den rätselhaften. Es war Nacht geworden, man brachte eine Lampe und Tee. Sie machte sich nun fertig, mit Schminken und Pudern, kunstvoll, wie sie’s von Shidoutti gelernt. Nach einer Weile ging sie hinunter. Es saßen schon ein paar Mädchen im Käfig, wie sie es für sich nannte. Bei ihrem Eintritt standen sie aber alle auf und reichten ihr auf englische Art die Hand, gaben ihr Feuer zur Zigarette und waren in jeder Weise um sie bemüht. Sie hockte sich japanisch am Boden nieder und ward bald der stolze Mittelpunkt einer entzückenden Gruppe. Draußen begann jetzt das Publikum zu defilieren und über ihre Schönheit sich zu unterhalten. Gar viele ausgestreckte Hände mußte sie ergreifen und schütteln.
Da sah sie Brostoczicz’ gramverzerrtes Antlitz an das Gitter gepreßt. „Das habe ich aus dir gemacht,“ flüsterte er. „Never mind“, sprach sie heiter und winkte ihm tröstend zu. Der Manager trat jetzt in den „Käfig“ wie ein Tierbändiger unter seine Bestien. Er schlug Feuerstein und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |