Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.

Bild:
<< vorherige Seite

Zunder über Indras Haupt, ein Feuerregen sprühte über sie hin. Dann schlug er auch Feuer über alle anderen Mädchen, aber die Funken kamen weit spärlicher geflogen. "Je mehr Funken, je mehr Gold und Liebe," sagte eine der Courtisanen. Boris hörte es und stöhnte. -- "Die moderne Danae." -- "Aber Boris, ich erkenne dich nicht wieder," sagte Indra und trat ans Gitter. -- "Willst du mir nicht wenigstens Lebewohl sagen?" -- "Wann sehe ich dich wieder? Wohin führst du mich von hier?" -- "Ich werde dich niemals mehr sehen, ich werde dich niemals mehr führen -- ich gehe den Weg, von dem es keine Rückkehr gibt." -- Ehrlich erschrocken sah sie ihm ins Gesicht. "Soll ich auch noch den letzten Freund verlieren?" Er griff nach ihrer Hand, küßte sie heiß und inbrünstig und verschwand im Dunkel. -- --

Und wieder gingen die Tage ihren Gang, ein jeder mehr dem Frühling entgegen. Shiragiku galt als eine der Schönsten in Yoshiwara. Eine der Eigenartigsten war sie jedenfalls, und manch reicher Globetrotter gönnte sich sechzig Yen

Zunder über Indras Haupt, ein Feuerregen sprühte über sie hin. Dann schlug er auch Feuer über alle anderen Mädchen, aber die Funken kamen weit spärlicher geflogen. „Je mehr Funken, je mehr Gold und Liebe,“ sagte eine der Courtisanen. Boris hörte es und stöhnte. — „Die moderne Danaë.“ — „Aber Boris, ich erkenne dich nicht wieder,“ sagte Indra und trat ans Gitter. — „Willst du mir nicht wenigstens Lebewohl sagen?“ — „Wann sehe ich dich wieder? Wohin führst du mich von hier?“ — „Ich werde dich niemals mehr sehen, ich werde dich niemals mehr führen — ich gehe den Weg, von dem es keine Rückkehr gibt.“ — Ehrlich erschrocken sah sie ihm ins Gesicht. „Soll ich auch noch den letzten Freund verlieren?“ Er griff nach ihrer Hand, küßte sie heiß und inbrünstig und verschwand im Dunkel. — —

Und wieder gingen die Tage ihren Gang, ein jeder mehr dem Frühling entgegen. Shiragiku galt als eine der Schönsten in Yoshiwara. Eine der Eigenartigsten war sie jedenfalls, und manch reicher Globetrotter gönnte sich sechzig Yen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0143" n="144"/>
Zunder über Indras Haupt, ein Feuerregen sprühte über sie hin. Dann schlug er auch Feuer über alle anderen Mädchen, aber die Funken kamen weit spärlicher geflogen. &#x201E;Je mehr Funken, je mehr Gold und Liebe,&#x201C; sagte eine der Courtisanen. Boris hörte es und stöhnte. &#x2014; &#x201E;Die moderne Danaë.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Aber Boris, ich erkenne dich nicht wieder,&#x201C; sagte Indra und trat ans Gitter. &#x2014; &#x201E;Willst du mir nicht wenigstens Lebewohl sagen?&#x201C; &#x2014; &#x201E;Wann sehe ich dich wieder? Wohin führst du mich von hier?&#x201C; &#x2014; &#x201E;Ich werde dich niemals mehr sehen, ich werde dich niemals mehr führen &#x2014; ich gehe den Weg, von dem es keine Rückkehr gibt.&#x201C; &#x2014; Ehrlich erschrocken sah sie ihm ins Gesicht. &#x201E;Soll ich auch noch den letzten Freund verlieren?&#x201C; Er griff nach ihrer Hand, küßte sie heiß und inbrünstig und verschwand im Dunkel. &#x2014; &#x2014;</p>
        <p>Und wieder gingen die Tage ihren Gang, ein jeder mehr dem Frühling entgegen. Shiragiku galt als eine der Schönsten in Yoshiwara. Eine der Eigenartigsten war sie jedenfalls, und manch reicher Globetrotter gönnte sich sechzig Yen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0143] Zunder über Indras Haupt, ein Feuerregen sprühte über sie hin. Dann schlug er auch Feuer über alle anderen Mädchen, aber die Funken kamen weit spärlicher geflogen. „Je mehr Funken, je mehr Gold und Liebe,“ sagte eine der Courtisanen. Boris hörte es und stöhnte. — „Die moderne Danaë.“ — „Aber Boris, ich erkenne dich nicht wieder,“ sagte Indra und trat ans Gitter. — „Willst du mir nicht wenigstens Lebewohl sagen?“ — „Wann sehe ich dich wieder? Wohin führst du mich von hier?“ — „Ich werde dich niemals mehr sehen, ich werde dich niemals mehr führen — ich gehe den Weg, von dem es keine Rückkehr gibt.“ — Ehrlich erschrocken sah sie ihm ins Gesicht. „Soll ich auch noch den letzten Freund verlieren?“ Er griff nach ihrer Hand, küßte sie heiß und inbrünstig und verschwand im Dunkel. — — Und wieder gingen die Tage ihren Gang, ein jeder mehr dem Frühling entgegen. Shiragiku galt als eine der Schönsten in Yoshiwara. Eine der Eigenartigsten war sie jedenfalls, und manch reicher Globetrotter gönnte sich sechzig Yen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/143
Zitationshilfe: von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/143>, abgerufen am 24.11.2024.