von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.Ein Vorwort zu "Yoshiwara" von Professor Dr. Sh. Chiba, Tokio. "Keisi ni Makoto nashi Towa Soria Taga uta? Makoto aru -- made Kimo sezumi!" (Wer wagt zu sagen, daß uns die Treue fehlt? Wer kommt uns so nahe, daß er unsere Treue erprobt!) So heißt ein altes Lied von Yoshiwara, dem "nachtlosen Schloß", in dem zu jeder Zeit dreitausend Frauen wohnen, die jedes Europäers Mitleid erwecken, da er glaubt, sie säßen im Käfig wie die wilden Tiere im zoologischen Garten. Er weiß ja nicht, daß das Gitter, das ihm den Begriff Käfig weckt, nicht darum vorhanden ist, ihnen die Flucht unmöglich zu machen, sondern nur, damit kein rauher Mensch die zarten Mädchen unsanft anfasse. Es sind ja wirklich zarte Mädchen, was kein Ausländer ahnt, denn die Ursache, warum neun Zehntel von ihnen hierherkamen, ist ihm unbekannt. Ein Vorwort zu „Yoshiwara“ von Professor Dr. Sh. Chiba, Tokio. „Keisi ni Makoto nashi Towa Soria Taga uta? Makoto aru — made Kimo sezumi!“ (Wer wagt zu sagen, daß uns die Treue fehlt? Wer kommt uns so nahe, daß er unsere Treue erprobt!) So heißt ein altes Lied von Yoshiwara, dem „nachtlosen Schloß“, in dem zu jeder Zeit dreitausend Frauen wohnen, die jedes Europäers Mitleid erwecken, da er glaubt, sie säßen im Käfig wie die wilden Tiere im zoologischen Garten. Er weiß ja nicht, daß das Gitter, das ihm den Begriff Käfig weckt, nicht darum vorhanden ist, ihnen die Flucht unmöglich zu machen, sondern nur, damit kein rauher Mensch die zarten Mädchen unsanft anfasse. Es sind ja wirklich zarte Mädchen, was kein Ausländer ahnt, denn die Ursache, warum neun Zehntel von ihnen hierherkamen, ist ihm unbekannt. <TEI> <text> <pb facs="#f0008" n="9"/> <body> <div type="preface"> <head> Ein Vorwort zu „Yoshiwara“<lb/> von Professor <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Sh. <hi rendition="#g">Chiba</hi>, Tokio. </head><lb/> <lg type="poem"> <l>„Keisi ni Makoto nashi Towa Soria Taga uta?</l><lb/> <l>Makoto aru — made Kimo sezumi!“<lb/></l> </lg> <lg type="poem"> <l>(Wer wagt zu sagen, daß uns die Treue fehlt?</l><lb/> <l>Wer kommt uns so nahe, daß er unsere Treue erprobt!)</l><lb/> </lg> <p>So heißt ein altes Lied von Yoshiwara, dem „nachtlosen Schloß“, in dem zu jeder Zeit dreitausend Frauen wohnen, die jedes Europäers Mitleid erwecken, da er glaubt, sie säßen im Käfig wie die wilden Tiere im zoologischen Garten.</p> <p>Er weiß ja nicht, daß das Gitter, das ihm den Begriff Käfig weckt, nicht darum vorhanden ist, ihnen die Flucht unmöglich zu machen, sondern nur, damit kein rauher Mensch die zarten Mädchen unsanft anfasse.</p> <p>Es sind ja wirklich zarte Mädchen, was kein Ausländer ahnt, denn die Ursache, warum neun Zehntel von ihnen hierherkamen, ist ihm unbekannt.</p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0008]
Ein Vorwort zu „Yoshiwara“
von Professor Dr. Sh. Chiba, Tokio.
„Keisi ni Makoto nashi Towa Soria Taga uta?
Makoto aru — made Kimo sezumi!“
(Wer wagt zu sagen, daß uns die Treue fehlt?
Wer kommt uns so nahe, daß er unsere Treue erprobt!)
So heißt ein altes Lied von Yoshiwara, dem „nachtlosen Schloß“, in dem zu jeder Zeit dreitausend Frauen wohnen, die jedes Europäers Mitleid erwecken, da er glaubt, sie säßen im Käfig wie die wilden Tiere im zoologischen Garten.
Er weiß ja nicht, daß das Gitter, das ihm den Begriff Käfig weckt, nicht darum vorhanden ist, ihnen die Flucht unmöglich zu machen, sondern nur, damit kein rauher Mensch die zarten Mädchen unsanft anfasse.
Es sind ja wirklich zarte Mädchen, was kein Ausländer ahnt, denn die Ursache, warum neun Zehntel von ihnen hierherkamen, ist ihm unbekannt.
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