von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.Aber ich bin dessen ganz sicher, daß die Geschworenen Europas kaum eines der Yoshiwaramädchen als ehrlos verdammen würden. Freilich, daß sie so skrupellos zu Tausenden diesen Freudenberuf erwählen, nach dem Motto "der Zweck heiligt die Mittel", zeigt zur Genüge, daß bei uns in Japan die Kurtisanen Yoshiwaras auf weit geachteterer Stufe stehen als die Freudenmädchen europäischer Bordelle. Die Ursache, warum sie in den "Käfig" gehen, ist meistenteils nur Kindesliebe, um ihre bedürftigen Eltern zu unterstützen. Vor fünf Jahren, als ich dort amtlich untersuchte, fand ich von zweitausendneunhundertfünfundfünfzig Frauen nur zehn, die einzig aus sinnlicher Lust dies Gewerbe erwählt hatten. Die anderen alle waren nur dorthin gekommen, um ihre Eltern oder ihren Geliebten aus drohender Geldnot zu retten. Hier paßt, wie nirgend, Buddhas Ausspruch "Lotosblumen im Schlamm". All ihrer Umgebung zum Trotz bleiben ihre Seelen rein wie die Lotos. Sie gehören nun zu den von der ganzen zivilisierten okzidentalen Welt verachteten Freudenmädchen; aber warum sie es wurden, das entsprang einem reinen Impuls. Aber ich bin dessen ganz sicher, daß die Geschworenen Europas kaum eines der Yoshiwaramädchen als ehrlos verdammen würden. Freilich, daß sie so skrupellos zu Tausenden diesen Freudenberuf erwählen, nach dem Motto „der Zweck heiligt die Mittel“, zeigt zur Genüge, daß bei uns in Japan die Kurtisanen Yoshiwaras auf weit geachteterer Stufe stehen als die Freudenmädchen europäischer Bordelle. Die Ursache, warum sie in den „Käfig“ gehen, ist meistenteils nur Kindesliebe, um ihre bedürftigen Eltern zu unterstützen. Vor fünf Jahren, als ich dort amtlich untersuchte, fand ich von zweitausendneunhundertfünfundfünfzig Frauen nur zehn, die einzig aus sinnlicher Lust dies Gewerbe erwählt hatten. Die anderen alle waren nur dorthin gekommen, um ihre Eltern oder ihren Geliebten aus drohender Geldnot zu retten. Hier paßt, wie nirgend, Buddhas Ausspruch „Lotosblumen im Schlamm“. All ihrer Umgebung zum Trotz bleiben ihre Seelen rein wie die Lotos. Sie gehören nun zu den von der ganzen zivilisierten okzidentalen Welt verachteten Freudenmädchen; aber warum sie es wurden, das entsprang einem reinen Impuls. <TEI> <text> <body> <div type="preface"> <pb facs="#f0009" n="10"/> <p>Aber ich bin dessen ganz sicher, daß die Geschworenen Europas kaum eines der Yoshiwaramädchen als ehrlos verdammen würden.</p> <p>Freilich, daß sie so skrupellos zu Tausenden diesen Freudenberuf erwählen, nach dem Motto „der Zweck heiligt die Mittel“, zeigt zur Genüge, daß bei uns in Japan die Kurtisanen Yoshiwaras auf weit geachteterer Stufe stehen als die Freudenmädchen europäischer Bordelle.</p> <p>Die Ursache, warum sie in den „Käfig“ gehen, ist meistenteils nur Kindesliebe, um ihre bedürftigen Eltern zu unterstützen.</p> <p>Vor fünf Jahren, als ich dort amtlich untersuchte, fand ich von zweitausendneunhundertfünfundfünfzig Frauen nur zehn, die einzig aus sinnlicher Lust dies Gewerbe erwählt hatten. Die anderen alle waren nur dorthin gekommen, um ihre Eltern oder ihren Geliebten aus drohender Geldnot zu retten.</p> <p>Hier paßt, wie nirgend, Buddhas Ausspruch „Lotosblumen im Schlamm“. All ihrer Umgebung zum Trotz bleiben ihre Seelen rein wie die Lotos.</p> <p>Sie gehören nun zu den von der ganzen zivilisierten okzidentalen Welt verachteten Freudenmädchen; aber <hi rendition="#g">warum</hi> sie es wurden, das entsprang einem reinen Impuls.</p> </div> </body> </text> </TEI> [10/0009]
Aber ich bin dessen ganz sicher, daß die Geschworenen Europas kaum eines der Yoshiwaramädchen als ehrlos verdammen würden.
Freilich, daß sie so skrupellos zu Tausenden diesen Freudenberuf erwählen, nach dem Motto „der Zweck heiligt die Mittel“, zeigt zur Genüge, daß bei uns in Japan die Kurtisanen Yoshiwaras auf weit geachteterer Stufe stehen als die Freudenmädchen europäischer Bordelle.
Die Ursache, warum sie in den „Käfig“ gehen, ist meistenteils nur Kindesliebe, um ihre bedürftigen Eltern zu unterstützen.
Vor fünf Jahren, als ich dort amtlich untersuchte, fand ich von zweitausendneunhundertfünfundfünfzig Frauen nur zehn, die einzig aus sinnlicher Lust dies Gewerbe erwählt hatten. Die anderen alle waren nur dorthin gekommen, um ihre Eltern oder ihren Geliebten aus drohender Geldnot zu retten.
Hier paßt, wie nirgend, Buddhas Ausspruch „Lotosblumen im Schlamm“. All ihrer Umgebung zum Trotz bleiben ihre Seelen rein wie die Lotos.
Sie gehören nun zu den von der ganzen zivilisierten okzidentalen Welt verachteten Freudenmädchen; aber warum sie es wurden, das entsprang einem reinen Impuls.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |