von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.mit ihrem Freund nach ihrem Zimmer. Indra strich sich über die Stirn -- war der nicht zu schade für Margot, der es weniger auf das Individuum als auf die Masse ankam? Sie steckte sich ein Zweiglein Tuberrosen an ihr schwarzes Kleidchen; sie trug sich ostentativ einfach. Madame schwieg dazu, weil sie sich sagte, um so mehr werde Indras Persönlichkeit auffallen, später, wenn sie anderweitig fürs "Geschäft" wirkte. Und sie sah wirklich überall nach dem Rechten und ließ keinen Gast, ohne daß er gezahlt hatte, heimlich hinausschlüpfen, wie es früher mehrfach vorgekommen war. -- Wirklich, Madame war äußerst zufrieden. Indra war eine wirtschaftliche Perle und mußte in der "Liebe" Königin werden, wie sie sich poetisch ausdrückte, nachdem sie dies einmal von Boris gehört. Indra saß und wartete, Margot und der Fremde kamen nicht wieder. Andere Herren fragten nach Ella und Bella. "Manche Herren woll'n was recht Schwarzes", sagte Madame. Auch Spanierin, Italienerin und Griechin, wurden gewünscht, und die übrigen lehnten mit ihrem Freund nach ihrem Zimmer. Indra strich sich über die Stirn — war der nicht zu schade für Margot, der es weniger auf das Individuum als auf die Masse ankam? Sie steckte sich ein Zweiglein Tuberrosen an ihr schwarzes Kleidchen; sie trug sich ostentativ einfach. Madame schwieg dazu, weil sie sich sagte, um so mehr werde Indras Persönlichkeit auffallen, später, wenn sie anderweitig fürs „Geschäft“ wirkte. Und sie sah wirklich überall nach dem Rechten und ließ keinen Gast, ohne daß er gezahlt hatte, heimlich hinausschlüpfen, wie es früher mehrfach vorgekommen war. — Wirklich, Madame war äußerst zufrieden. Indra war eine wirtschaftliche Perle und mußte in der „Liebe“ Königin werden, wie sie sich poetisch ausdrückte, nachdem sie dies einmal von Boris gehört. Indra saß und wartete, Margot und der Fremde kamen nicht wieder. Andere Herren fragten nach Ella und Bella. „Manche Herren woll’n was recht Schwarzes“, sagte Madame. Auch Spanierin, Italienerin und Griechin, wurden gewünscht, und die übrigen lehnten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0082" n="83"/> mit ihrem Freund nach ihrem Zimmer. Indra strich sich über die Stirn — war der nicht zu schade für Margot, der es weniger auf das Individuum als auf die Masse ankam? Sie steckte sich ein Zweiglein Tuberrosen an ihr schwarzes Kleidchen; sie trug sich ostentativ einfach. Madame schwieg dazu, weil sie sich sagte, um so mehr werde Indras Persönlichkeit auffallen, später, wenn sie anderweitig fürs „Geschäft“ wirkte. Und sie sah wirklich überall nach dem Rechten und ließ keinen Gast, ohne daß er gezahlt hatte, heimlich hinausschlüpfen, wie es früher mehrfach vorgekommen war. — Wirklich, Madame war äußerst zufrieden. Indra war eine wirtschaftliche Perle und mußte in der „Liebe“ Königin werden, wie sie sich poetisch ausdrückte, nachdem sie dies einmal von Boris gehört. Indra saß und wartete, Margot und der Fremde kamen nicht wieder.</p> <p>Andere Herren fragten nach Ella und Bella. „Manche Herren woll’n was recht Schwarzes“, sagte Madame. Auch Spanierin, Italienerin und Griechin, wurden gewünscht, und die übrigen lehnten </p> </div> </body> </text> </TEI> [83/0082]
mit ihrem Freund nach ihrem Zimmer. Indra strich sich über die Stirn — war der nicht zu schade für Margot, der es weniger auf das Individuum als auf die Masse ankam? Sie steckte sich ein Zweiglein Tuberrosen an ihr schwarzes Kleidchen; sie trug sich ostentativ einfach. Madame schwieg dazu, weil sie sich sagte, um so mehr werde Indras Persönlichkeit auffallen, später, wenn sie anderweitig fürs „Geschäft“ wirkte. Und sie sah wirklich überall nach dem Rechten und ließ keinen Gast, ohne daß er gezahlt hatte, heimlich hinausschlüpfen, wie es früher mehrfach vorgekommen war. — Wirklich, Madame war äußerst zufrieden. Indra war eine wirtschaftliche Perle und mußte in der „Liebe“ Königin werden, wie sie sich poetisch ausdrückte, nachdem sie dies einmal von Boris gehört. Indra saß und wartete, Margot und der Fremde kamen nicht wieder.
Andere Herren fragten nach Ella und Bella. „Manche Herren woll’n was recht Schwarzes“, sagte Madame. Auch Spanierin, Italienerin und Griechin, wurden gewünscht, und die übrigen lehnten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |