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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

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kommen jener alten Familien existiren noch, so wie
mehrere sehr sehenswerthe Häuser aus dieser Epoche.
Charakteristisch schien es mir, daß in dieser Stadt
von 40,000 Einwohnern, auch nicht ein einziger
Buchladen noch Leihbibliothek zu finden war. Die
Vorstädte, wie alle Dörfer, durch die unser Weg
führte, waren von einer Beschaffenheit, der ich nichts
bisher Gesehenes gleichstellen kann. Schweineställe
sind Palläste dagegen, und oft sah ich zahlreiche
Gruppen von Kindern (denn die Fruchtbarkeit des
irländischen Volks scheint seinem Elend gleich zu
seyn) nackt, wie sie Gott geschaffen, sich mit den
Enten im Straßenkoth glückselig herumsielen.



Ich schreibe Dir diesen Morgen aus dem Hause
einer der liebenswürdigsten Frauen, die ich in mei-
nem Leben gesehen, und zwar einer Afrikanerin, die
behauptet, eine geborne Fräulein H...... zu seyn.
Que dites vous de cela? Doch davon nachher. Vor
der Hand mußt du mich zum Racecourse zurück be-
gleiten, wo das Rennen mit dem Mauerspringen
eben seinen Anfang nimmt, ein merkwürdiges Schau-
spiel in seiner Art, und für eine halb wilde Nation
recht passend. Ich gestehe, daß es meine Erwartung
weit übertraf, und mich in ungemeiner Spannung
erhielt, nur mußte man Mitleid und Menschlichkeit
dabei zu Hause lassen, wie Du aus dem Erfolg ab-

kommen jener alten Familien exiſtiren noch, ſo wie
mehrere ſehr ſehenswerthe Häuſer aus dieſer Epoche.
Charakteriſtiſch ſchien es mir, daß in dieſer Stadt
von 40,000 Einwohnern, auch nicht ein einziger
Buchladen noch Leihbibliothek zu finden war. Die
Vorſtädte, wie alle Dörfer, durch die unſer Weg
führte, waren von einer Beſchaffenheit, der ich nichts
bisher Geſehenes gleichſtellen kann. Schweineſtälle
ſind Palläſte dagegen, und oft ſah ich zahlreiche
Gruppen von Kindern (denn die Fruchtbarkeit des
irländiſchen Volks ſcheint ſeinem Elend gleich zu
ſeyn) nackt, wie ſie Gott geſchaffen, ſich mit den
Enten im Straßenkoth glückſelig herumſielen.



Ich ſchreibe Dir dieſen Morgen aus dem Hauſe
einer der liebenswürdigſten Frauen, die ich in mei-
nem Leben geſehen, und zwar einer Afrikanerin, die
behauptet, eine geborne Fräulein H...... zu ſeyn.
Que dites vous de cela? Doch davon nachher. Vor
der Hand mußt du mich zum Racecourſe zurück be-
gleiten, wo das Rennen mit dem Mauerſpringen
eben ſeinen Anfang nimmt, ein merkwürdiges Schau-
ſpiel in ſeiner Art, und für eine halb wilde Nation
recht paſſend. Ich geſtehe, daß es meine Erwartung
weit übertraf, und mich in ungemeiner Spannung
erhielt, nur mußte man Mitleid und Menſchlichkeit
dabei zu Hauſe laſſen, wie Du aus dem Erfolg ab-

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[226/0250] kommen jener alten Familien exiſtiren noch, ſo wie mehrere ſehr ſehenswerthe Häuſer aus dieſer Epoche. Charakteriſtiſch ſchien es mir, daß in dieſer Stadt von 40,000 Einwohnern, auch nicht ein einziger Buchladen noch Leihbibliothek zu finden war. Die Vorſtädte, wie alle Dörfer, durch die unſer Weg führte, waren von einer Beſchaffenheit, der ich nichts bisher Geſehenes gleichſtellen kann. Schweineſtälle ſind Palläſte dagegen, und oft ſah ich zahlreiche Gruppen von Kindern (denn die Fruchtbarkeit des irländiſchen Volks ſcheint ſeinem Elend gleich zu ſeyn) nackt, wie ſie Gott geſchaffen, ſich mit den Enten im Straßenkoth glückſelig herumſielen. Athenrye den 10ten früh. Ich ſchreibe Dir dieſen Morgen aus dem Hauſe einer der liebenswürdigſten Frauen, die ich in mei- nem Leben geſehen, und zwar einer Afrikanerin, die behauptet, eine geborne Fräulein H...... zu ſeyn. Que dites vous de cela? Doch davon nachher. Vor der Hand mußt du mich zum Racecourſe zurück be- gleiten, wo das Rennen mit dem Mauerſpringen eben ſeinen Anfang nimmt, ein merkwürdiges Schau- ſpiel in ſeiner Art, und für eine halb wilde Nation recht paſſend. Ich geſtehe, daß es meine Erwartung weit übertraf, und mich in ungemeiner Spannung erhielt, nur mußte man Mitleid und Menſchlichkeit dabei zu Hauſe laſſen, wie Du aus dem Erfolg ab-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/250>, abgerufen am 25.11.2024.