Verzeihung bitten, und sich ruhig der hereindringen- gen Kühle erfreuen.
Die Ruinen von Adair erregten jetzt unsere Auf- merksamkeit, und unterbrachen die Conversation. Spä- ter gewährte der Shannon einen imposanten Anblick. Er ist an manchen Stellen, gleich einem amerikani- schen Fluß, bis über neun Meilen breit, und seine Ufer herrlich bewachsen. In Lisdowel, einem kleinen Ort, wo wir Mittag machten, versammelten sich, wie gewöhnlich, hundert Bettler um den Wagen; was mir aber neu vorkam, waren kleine Holzschalen an langen Stäben, die sie, wie Klingelbeutel, in den Wagen hineinreichten, um auf diese Art bequemer zu den sollicitirten Pence's zu gelangen. Ein andrer Bettler hatte sich an der Straße ein Schilderhaus von losen Steinen erbaut, in welchem er für immer zu bivouakiren schien.
Ich muß schließen, da die mail in wenig Stunden wieder abfährt, und ich einiger Ruhe bedürftig bin. Morgen mehr.
Killarney, den 24sten.
An dem heutigen Tage sah ich nach und nach zwölf Regenbogen, ein übles Omen für die Beständigkeit des Wetters, aber für mich nehme ich es als ein gu- tes an. Es verspricht mir eine bunte Reise.
Verzeihung bitten, und ſich ruhig der hereindringen- gen Kühle erfreuen.
Die Ruinen von Adair erregten jetzt unſere Auf- merkſamkeit, und unterbrachen die Converſation. Spä- ter gewährte der Shannon einen impoſanten Anblick. Er iſt an manchen Stellen, gleich einem amerikani- ſchen Fluß, bis über neun Meilen breit, und ſeine Ufer herrlich bewachſen. In Lisdowel, einem kleinen Ort, wo wir Mittag machten, verſammelten ſich, wie gewöhnlich, hundert Bettler um den Wagen; was mir aber neu vorkam, waren kleine Holzſchalen an langen Stäben, die ſie, wie Klingelbeutel, in den Wagen hineinreichten, um auf dieſe Art bequemer zu den ſollicitirten Pence’s zu gelangen. Ein andrer Bettler hatte ſich an der Straße ein Schilderhaus von loſen Steinen erbaut, in welchem er für immer zu bivouakiren ſchien.
Ich muß ſchließen, da die mail in wenig Stunden wieder abfährt, und ich einiger Ruhe bedürftig bin. Morgen mehr.
Killarney, den 24ſten.
An dem heutigen Tage ſah ich nach und nach zwölf Regenbogen, ein übles Omen für die Beſtändigkeit des Wetters, aber für mich nehme ich es als ein gu- tes an. Es verſpricht mir eine bunte Reiſe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0314"n="290"/>
Verzeihung bitten, und ſich ruhig der hereindringen-<lb/>
gen Kühle erfreuen.</p><lb/><p>Die Ruinen von Adair erregten jetzt unſere Auf-<lb/>
merkſamkeit, und unterbrachen die Converſation. Spä-<lb/>
ter gewährte der Shannon einen impoſanten Anblick.<lb/>
Er iſt an manchen Stellen, gleich einem amerikani-<lb/>ſchen Fluß, bis über neun Meilen breit, und ſeine<lb/>
Ufer herrlich bewachſen. In Lisdowel, einem kleinen<lb/>
Ort, wo wir Mittag machten, verſammelten ſich, wie<lb/>
gewöhnlich, hundert Bettler um den Wagen; was<lb/>
mir aber neu vorkam, waren kleine Holzſchalen an<lb/>
langen Stäben, die ſie, wie Klingelbeutel, in den<lb/>
Wagen hineinreichten, um auf dieſe Art bequemer zu<lb/>
den ſollicitirten Pence’s zu gelangen. Ein andrer<lb/>
Bettler hatte ſich an der Straße ein Schilderhaus<lb/>
von loſen Steinen erbaut, in welchem er für immer<lb/>
zu bivouakiren ſchien.</p><lb/><p>Ich muß ſchließen, da die <hirendition="#aq">mail</hi> in wenig Stunden<lb/>
wieder abfährt, und ich einiger Ruhe bedürftig bin.<lb/>
Morgen mehr.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Killarney, den 24<hirendition="#sup">ſten.</hi></hi></dateline></opener><lb/><p>An dem heutigen Tage ſah ich nach und nach zwölf<lb/>
Regenbogen, ein übles Omen für die Beſtändigkeit<lb/>
des Wetters, aber für mich nehme ich es als ein gu-<lb/>
tes an. Es verſpricht mir eine bunte Reiſe.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[290/0314]
Verzeihung bitten, und ſich ruhig der hereindringen-
gen Kühle erfreuen.
Die Ruinen von Adair erregten jetzt unſere Auf-
merkſamkeit, und unterbrachen die Converſation. Spä-
ter gewährte der Shannon einen impoſanten Anblick.
Er iſt an manchen Stellen, gleich einem amerikani-
ſchen Fluß, bis über neun Meilen breit, und ſeine
Ufer herrlich bewachſen. In Lisdowel, einem kleinen
Ort, wo wir Mittag machten, verſammelten ſich, wie
gewöhnlich, hundert Bettler um den Wagen; was
mir aber neu vorkam, waren kleine Holzſchalen an
langen Stäben, die ſie, wie Klingelbeutel, in den
Wagen hineinreichten, um auf dieſe Art bequemer zu
den ſollicitirten Pence’s zu gelangen. Ein andrer
Bettler hatte ſich an der Straße ein Schilderhaus
von loſen Steinen erbaut, in welchem er für immer
zu bivouakiren ſchien.
Ich muß ſchließen, da die mail in wenig Stunden
wieder abfährt, und ich einiger Ruhe bedürftig bin.
Morgen mehr.
Killarney, den 24ſten.
An dem heutigen Tage ſah ich nach und nach zwölf
Regenbogen, ein übles Omen für die Beſtändigkeit
des Wetters, aber für mich nehme ich es als ein gu-
tes an. Es verſpricht mir eine bunte Reiſe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/314>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.