Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.stadt einen alten Juden, mit dessen Handel es nicht P. S. Eben erhalte ich zu meinem großen Schrecken die Nachricht, daß der von mir bekehrte Jude gestorben, und auf dem Todbette, aus Ge- wissensbissen -- (sollte man so etwas für möglich halten!) wieder ein Jude gewor- den ist! 5., Als ich vom Begräbniß der Madame R ... zurückkam. Vor einigen Tagen begab sich hier eine höchst merk- ſtadt einen alten Juden, mit deſſen Handel es nicht P. S. Eben erhalte ich zu meinem großen Schrecken die Nachricht, daß der von mir bekehrte Jude geſtorben, und auf dem Todbette, aus Ge- wiſſensbiſſen — (ſollte man ſo etwas für möglich halten!) wieder ein Jude gewor- den iſt! 5., Als ich vom Begräbniß der Madame R … zurückkam. Vor einigen Tagen begab ſich hier eine höchſt merk- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0080" n="56"/> ſtadt einen alten Juden, mit deſſen Handel es nicht<lb/> mehr recht fort wollte, zur Taufe vermochte, wofür<lb/> er noch jetzt eine Penſion von mir erhält — ſuchte<lb/> auch mein Scherflein zu der Sinneswandelung eines<lb/><hi rendition="#g">wirklichen</hi> Indiers beizutragen, der nach vielen<lb/> wunderbaren Schickſalen bis in unſere hyperborei-<lb/> ſchen Gegenden verſchlagen worden war, woſelbſt<lb/> die Herrnhuter ſich lange, und dennoch vergebens,<lb/> mit ſeiner Bekehrung bemüht hatten. Er hörte mir<lb/> recht geduldig zu, und ich muß geſtehen, ich bewun-<lb/> derte, von der Wichtigkeit des Gegenſtandes hinge-<lb/> riſſen, meine eigne Beredſamkeit. Aber was war der<lb/> ganze Erfolg? Er ſah mich lächelnd an, nahm mein<lb/> Allmoſen, ſchüttelte mit dem Kopf, wie eine Pagode,<lb/> und ließ mich ohne alle weitere Antwort ſtehen!</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">P. S.</hi> Eben erhalte ich zu meinem großen Schrecken<lb/> die Nachricht, daß der von mir bekehrte Jude<lb/> geſtorben, und auf dem Todbette, aus Ge-<lb/> wiſſensbiſſen — (ſollte man ſo etwas für<lb/> möglich halten!) wieder ein Jude gewor-<lb/> den iſt!</item><lb/> <item>5., Als ich vom Begräbniß der Madame R …<lb/> zurückkam.</item> </list><lb/> <p>Vor einigen Tagen begab ſich hier eine höchſt merk-<lb/> würdige Geſchichte! Es ſind erſt kürzlich zehn Jahre<lb/> verfloſſen, daß ein hübſches, und was mehr ſagen<lb/> will, auch ein frommes Mädchen in einem hieſigen<lb/> Conditorladen angeſtellt war. Obgleich vielen Ver-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0080]
ſtadt einen alten Juden, mit deſſen Handel es nicht
mehr recht fort wollte, zur Taufe vermochte, wofür
er noch jetzt eine Penſion von mir erhält — ſuchte
auch mein Scherflein zu der Sinneswandelung eines
wirklichen Indiers beizutragen, der nach vielen
wunderbaren Schickſalen bis in unſere hyperborei-
ſchen Gegenden verſchlagen worden war, woſelbſt
die Herrnhuter ſich lange, und dennoch vergebens,
mit ſeiner Bekehrung bemüht hatten. Er hörte mir
recht geduldig zu, und ich muß geſtehen, ich bewun-
derte, von der Wichtigkeit des Gegenſtandes hinge-
riſſen, meine eigne Beredſamkeit. Aber was war der
ganze Erfolg? Er ſah mich lächelnd an, nahm mein
Allmoſen, ſchüttelte mit dem Kopf, wie eine Pagode,
und ließ mich ohne alle weitere Antwort ſtehen!
P. S. Eben erhalte ich zu meinem großen Schrecken
die Nachricht, daß der von mir bekehrte Jude
geſtorben, und auf dem Todbette, aus Ge-
wiſſensbiſſen — (ſollte man ſo etwas für
möglich halten!) wieder ein Jude gewor-
den iſt!
5., Als ich vom Begräbniß der Madame R …
zurückkam.
Vor einigen Tagen begab ſich hier eine höchſt merk-
würdige Geſchichte! Es ſind erſt kürzlich zehn Jahre
verfloſſen, daß ein hübſches, und was mehr ſagen
will, auch ein frommes Mädchen in einem hieſigen
Conditorladen angeſtellt war. Obgleich vielen Ver-
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