Alpenabhängen abwechselnd. Hie und da sieht man am Fuß einige niedrige Bäume, aber das Ganze ist wild und düster. Ohnfern der kleinen Kirche von Llanterris ist der sogenannte Heiligenbrunnen, den eine einzige ungeheure Forelle bewohnt, die seit Jahrhunderten den Fremden gezeigt wird. Oft läßt sie sich jedoch nicht herauflodern, und es wird für ein glückliches Zeichen angesehen, wenn man sie schnell erblickt. Als ein Feind aller Orakel ließ ich sie unbesucht. Man erzählte mir auch von einer son- derbaren Amazone, die, mit Riesenstärke begabt, hier lange ein wildes Männerleben geführt, und von großen Bienen, welche die Walliser so hoch schä- tzen, daß sie annehmen, sie seyen im Paradiese ge- boren.
Man fängt hier auch viele und vortreffliche Lachse. Die Art des Fanges aber ist originell, denn sie wer- den mit besonders dazu abgerichteten kleinen Hun- den gehetzt, die sie aus dem Schlamm herausholen, in dem sie sich zu gewissen Zeiten verkriechen.
Ich besorgte mir im Wirthshaus schnell einen Füh- rer und Pony, (ein kleines Gebürgspferd) und eilte mich auf den Weg zu machen, immer noch hoffend, daß die drohenden Wolken sich nach Mittag verthei- len würden. Leider aber geschah das Gegentheil -- es wurde immer schwärzer und schwärzer, und ehe ich noch eine halbe Stunde lang, vor meinen Pony, den der Führer am Zaume leitete, hinan geklettert war, hüllte schon ein dunkler Mantel Berge, Thäler und uns
Alpenabhängen abwechſelnd. Hie und da ſieht man am Fuß einige niedrige Bäume, aber das Ganze iſt wild und düſter. Ohnfern der kleinen Kirche von Llanterris iſt der ſogenannte Heiligenbrunnen, den eine einzige ungeheure Forelle bewohnt, die ſeit Jahrhunderten den Fremden gezeigt wird. Oft läßt ſie ſich jedoch nicht herauflodern, und es wird für ein glückliches Zeichen angeſehen, wenn man ſie ſchnell erblickt. Als ein Feind aller Orakel ließ ich ſie unbeſucht. Man erzählte mir auch von einer ſon- derbaren Amazone, die, mit Rieſenſtärke begabt, hier lange ein wildes Männerleben geführt, und von großen Bienen, welche die Walliſer ſo hoch ſchä- tzen, daß ſie annehmen, ſie ſeyen im Paradieſe ge- boren.
Man fängt hier auch viele und vortreffliche Lachſe. Die Art des Fanges aber iſt originell, denn ſie wer- den mit beſonders dazu abgerichteten kleinen Hun- den gehetzt, die ſie aus dem Schlamm herausholen, in dem ſie ſich zu gewiſſen Zeiten verkriechen.
Ich beſorgte mir im Wirthshaus ſchnell einen Füh- rer und Pony, (ein kleines Gebürgspferd) und eilte mich auf den Weg zu machen, immer noch hoffend, daß die drohenden Wolken ſich nach Mittag verthei- len würden. Leider aber geſchah das Gegentheil — es wurde immer ſchwärzer und ſchwärzer, und ehe ich noch eine halbe Stunde lang, vor meinen Pony, den der Führer am Zaume leitete, hinan geklettert war, hüllte ſchon ein dunkler Mantel Berge, Thäler und uns
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Alpenabhängen abwechſelnd. Hie und da ſieht man
am Fuß einige niedrige Bäume, aber das Ganze iſt
wild und düſter. Ohnfern der kleinen Kirche von
Llanterris iſt der ſogenannte Heiligenbrunnen, den
eine einzige ungeheure Forelle bewohnt, die ſeit
Jahrhunderten den Fremden gezeigt wird. Oft läßt
ſie ſich jedoch nicht herauflodern, und es wird für
ein glückliches Zeichen angeſehen, wenn man ſie
ſchnell erblickt. Als ein Feind aller Orakel ließ ich
ſie unbeſucht. Man erzählte mir auch von einer ſon-
derbaren Amazone, die, mit Rieſenſtärke begabt,
hier lange ein wildes Männerleben geführt, und von
großen Bienen, welche die Walliſer ſo hoch ſchä-
tzen, daß ſie annehmen, ſie ſeyen im Paradieſe ge-
boren.
Man fängt hier auch viele und vortreffliche Lachſe.
Die Art des Fanges aber iſt originell, denn ſie wer-
den mit beſonders dazu abgerichteten kleinen Hun-
den gehetzt, die ſie aus dem Schlamm herausholen,
in dem ſie ſich zu gewiſſen Zeiten verkriechen.
Ich beſorgte mir im Wirthshaus ſchnell einen Füh-
rer und Pony, (ein kleines Gebürgspferd) und eilte
mich auf den Weg zu machen, immer noch hoffend,
daß die drohenden Wolken ſich nach Mittag verthei-
len würden. Leider aber geſchah das Gegentheil —
es wurde immer ſchwärzer und ſchwärzer, und ehe ich
noch eine halbe Stunde lang, vor meinen Pony, den der
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/90>, abgerufen am 21.11.2024.
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