haber der alten Dame. Zuerst sieht man Lady M ... mit ihrem Kammermädchen bei der Toilette. Ver- traulicher Rath Josephinens, verschiedene lächerliche Toilettengeheimnisse betreffend; Jammer der Coquette über die ankommenden Runzeln; endlich Versicherun- gen der Abigail, daß, bei Abend, dennoch Niemand schöner sey. Als Beweis werden die verschiedenen Anbeter angeführt, und Liebesgeschichten alter Zei- ten erzählt. La Comtesse convient de les conque- tes, und macht mit vieler Laune ein Gemählde ihrer Triumphe. Shut! ruft die Kammerjungfer, j'eutends le Capitaine. Dieser, ein Exclusive, erscheint mit fracas, einen kleinen Hund im Arme haltend, und erklärt nach einigen zärtlichen Complimenten, daß er, genöthigt sich zu seinem Regiment zu begeben, ihr Fidele zurücklassen wolle, damit die schöne Gräfin nie vergesse, ihmfidele zu bleiben. Burleske Be- theurungen, Schluchzen, Umarmung, Abschied. Kaum ist der Capitaine fort, so erscheint der Irländer und bringt sogleich einen Heirathskontrakt mit, in dem die Gräfin ihr ganzes Vermögen ihm verschreiben soll. Als guter Weiberkenner behandelt er sie rüde, und doch leidenschaftlich, so daß, nach schwacher Ver- theidigung, und einer kleinen Scene, beide endlich einig werden. Indem bemerkt der Irländer den fremden Hund, und frägt befremdet, wo dieser her sey? Man stottert verlegen einige Entschuldigungen her. Oconnor Mac Farlane spielt nun den in Wuth gerathenen Eifersüchtigen. Vergebens suchen die Wei- ber ihn zu beruhigen -- er tobt, und besteht auf
haber der alten Dame. Zuerſt ſieht man Lady M … mit ihrem Kammermädchen bei der Toilette. Ver- traulicher Rath Joſephinens, verſchiedene lächerliche Toilettengeheimniſſe betreffend; Jammer der Coquette über die ankommenden Runzeln; endlich Verſicherun- gen der Abigail, daß, bei Abend, dennoch Niemand ſchöner ſey. Als Beweis werden die verſchiedenen Anbeter angeführt, und Liebesgeſchichten alter Zei- ten erzählt. La Comtesse convient de les conquê- tes, und macht mit vieler Laune ein Gemählde ihrer Triumphe. Shut! ruft die Kammerjungfer, j’eutends le Capitaine. Dieſer, ein Exclusive, erſcheint mit fracas, einen kleinen Hund im Arme haltend, und erklärt nach einigen zärtlichen Complimenten, daß er, genöthigt ſich zu ſeinem Regiment zu begeben, ihr Fidèle zurücklaſſen wolle, damit die ſchöne Gräfin nie vergeſſe, ihmfidêle zu bleiben. Burleske Be- theurungen, Schluchzen, Umarmung, Abſchied. Kaum iſt der Capitaine fort, ſo erſcheint der Irländer und bringt ſogleich einen Heirathskontrakt mit, in dem die Gräfin ihr ganzes Vermögen ihm verſchreiben ſoll. Als guter Weiberkenner behandelt er ſie rüde, und doch leidenſchaftlich, ſo daß, nach ſchwacher Ver- theidigung, und einer kleinen Scene, beide endlich einig werden. Indem bemerkt der Irländer den fremden Hund, und frägt befremdet, wo dieſer her ſey? Man ſtottert verlegen einige Entſchuldigungen her. Oconnor Mac Farlane ſpielt nun den in Wuth gerathenen Eiferſüchtigen. Vergebens ſuchen die Wei- ber ihn zu beruhigen — er tobt, und beſteht auf
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0220"n="198"/>
haber der alten Dame. Zuerſt ſieht man Lady M …<lb/>
mit ihrem Kammermädchen bei der Toilette. Ver-<lb/>
traulicher Rath Joſephinens, verſchiedene lächerliche<lb/>
Toilettengeheimniſſe betreffend; Jammer der Coquette<lb/>
über die ankommenden Runzeln; endlich Verſicherun-<lb/>
gen der Abigail, daß, bei Abend, dennoch Niemand<lb/>ſchöner ſey. Als Beweis werden die verſchiedenen<lb/>
Anbeter angeführt, und Liebesgeſchichten alter Zei-<lb/>
ten erzählt. <hirendition="#aq">La Comtesse convient de les conquê-<lb/>
tes,</hi> und macht mit vieler Laune ein Gemählde ihrer<lb/>
Triumphe. <hirendition="#aq">Shut!</hi> ruft die Kammerjungfer, <hirendition="#aq">j’eutends<lb/>
le Capitaine.</hi> Dieſer, ein <hirendition="#aq">Exclusive,</hi> erſcheint mit<lb/><hirendition="#aq">fracas,</hi> einen kleinen Hund im Arme haltend, und<lb/>
erklärt nach einigen zärtlichen Complimenten, daß er,<lb/>
genöthigt ſich zu ſeinem Regiment zu begeben, ihr<lb/><hirendition="#aq">Fidèle</hi> zurücklaſſen wolle, damit die ſchöne Gräfin<lb/>
nie vergeſſe, <hirendition="#g">ihm</hi><hirendition="#aq">fidêle</hi> zu bleiben. Burleske Be-<lb/>
theurungen, Schluchzen, Umarmung, Abſchied. Kaum<lb/>
iſt der Capitaine fort, ſo erſcheint der Irländer und<lb/>
bringt ſogleich einen Heirathskontrakt mit, in dem<lb/>
die Gräfin ihr ganzes Vermögen ihm verſchreiben<lb/>ſoll. Als guter Weiberkenner behandelt er ſie rüde,<lb/>
und doch leidenſchaftlich, ſo daß, nach ſchwacher Ver-<lb/>
theidigung, und einer kleinen Scene, beide endlich<lb/>
einig werden. Indem bemerkt der Irländer den<lb/>
fremden Hund, und frägt befremdet, wo dieſer her<lb/>ſey? Man ſtottert verlegen einige Entſchuldigungen<lb/>
her. <hirendition="#aq">Oconnor Mac Farlane</hi>ſpielt nun den in Wuth<lb/>
gerathenen Eiferſüchtigen. Vergebens ſuchen die Wei-<lb/>
ber ihn zu beruhigen — er tobt, und beſteht auf<lb/></p></div></body></text></TEI>
[198/0220]
haber der alten Dame. Zuerſt ſieht man Lady M …
mit ihrem Kammermädchen bei der Toilette. Ver-
traulicher Rath Joſephinens, verſchiedene lächerliche
Toilettengeheimniſſe betreffend; Jammer der Coquette
über die ankommenden Runzeln; endlich Verſicherun-
gen der Abigail, daß, bei Abend, dennoch Niemand
ſchöner ſey. Als Beweis werden die verſchiedenen
Anbeter angeführt, und Liebesgeſchichten alter Zei-
ten erzählt. La Comtesse convient de les conquê-
tes, und macht mit vieler Laune ein Gemählde ihrer
Triumphe. Shut! ruft die Kammerjungfer, j’eutends
le Capitaine. Dieſer, ein Exclusive, erſcheint mit
fracas, einen kleinen Hund im Arme haltend, und
erklärt nach einigen zärtlichen Complimenten, daß er,
genöthigt ſich zu ſeinem Regiment zu begeben, ihr
Fidèle zurücklaſſen wolle, damit die ſchöne Gräfin
nie vergeſſe, ihm fidêle zu bleiben. Burleske Be-
theurungen, Schluchzen, Umarmung, Abſchied. Kaum
iſt der Capitaine fort, ſo erſcheint der Irländer und
bringt ſogleich einen Heirathskontrakt mit, in dem
die Gräfin ihr ganzes Vermögen ihm verſchreiben
ſoll. Als guter Weiberkenner behandelt er ſie rüde,
und doch leidenſchaftlich, ſo daß, nach ſchwacher Ver-
theidigung, und einer kleinen Scene, beide endlich
einig werden. Indem bemerkt der Irländer den
fremden Hund, und frägt befremdet, wo dieſer her
ſey? Man ſtottert verlegen einige Entſchuldigungen
her. Oconnor Mac Farlane ſpielt nun den in Wuth
gerathenen Eiferſüchtigen. Vergebens ſuchen die Wei-
ber ihn zu beruhigen — er tobt, und beſteht auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/220>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.