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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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Wyatt's Aufsicht. Auch die Lage dieser Kirche ist eigen-
thümlich, da sie, wie ein Modell, ganz frei auf einem
schön gehaltenen Platze kurzen Rasens steht, den auf
der einen Seite des Bischoffs-Pallast und die Cloisters,
auf der andern hohe Linden umgeben. Der Thurm
endet in einer Obeliskenartigen Spitze mit einem
Kreuze, auf dem, omineus genug, eine Wetterfahne
befestigt ist. Dieser geschmacklose Gebrauch schändet
die meisten gothischen Kirchen in England. Der
Thurm steht fünf und zwanzig Zoll aus dem Lothe,
ohne daß man es jedoch bemerkt, nur im Innern
sieht man die weichende Biegung der Pfeiler, die zu
seiner Stütze bestimmt sind. Dies Innere des heh-
ren Tempels ist äußerst imposant, und von Wyatt's
Genie noch mehr hervorgehoben. Eine vortreffliche
Idee war es, die merkwürdigen alten Monumente
von den Wänden und Winkeln abzulösen, und frei
zwischen die prachtvolle doppelte Pfeilerallee aufzustel-
len, deren, durch nichts unterbrochne, schlanke Höhe
fast Schwindel erregt. Nichts kann sich schöner aus-
nehmen, als diese lange Reihe von gothischen Sar-
kophagen, auf denen die Riesenfiguren der Ritter und
geistlichen Fürsten ausgestreckt in ihrem ewigen
Schlafe liegen, während die Stein- und Metallrüstun-
gen von den bunten Glasfenstern mit allen Regen-
bogenfarben überglänzt werden. Unter Templern und
andern Rittern liegt hier auch "Richard Langschwerdt"
begraben, der mit dem Eroberer nach England kam;
neben ihm eine Riesengestalt in Alabaster, der
Schwerdtträger Heinrich des VII., der bei Bosworth-

Wyatt’s Aufſicht. Auch die Lage dieſer Kirche iſt eigen-
thümlich, da ſie, wie ein Modell, ganz frei auf einem
ſchön gehaltenen Platze kurzen Raſens ſteht, den auf
der einen Seite des Biſchoffs-Pallaſt und die Cloiſters,
auf der andern hohe Linden umgeben. Der Thurm
endet in einer Obeliskenartigen Spitze mit einem
Kreuze, auf dem, omineus genug, eine Wetterfahne
befeſtigt iſt. Dieſer geſchmackloſe Gebrauch ſchändet
die meiſten gothiſchen Kirchen in England. Der
Thurm ſteht fünf und zwanzig Zoll aus dem Lothe,
ohne daß man es jedoch bemerkt, nur im Innern
ſieht man die weichende Biegung der Pfeiler, die zu
ſeiner Stütze beſtimmt ſind. Dies Innere des heh-
ren Tempels iſt äußerſt impoſant, und von Wyatt’s
Genie noch mehr hervorgehoben. Eine vortreffliche
Idee war es, die merkwürdigen alten Monumente
von den Wänden und Winkeln abzulöſen, und frei
zwiſchen die prachtvolle doppelte Pfeilerallee aufzuſtel-
len, deren, durch nichts unterbrochne, ſchlanke Höhe
faſt Schwindel erregt. Nichts kann ſich ſchöner aus-
nehmen, als dieſe lange Reihe von gothiſchen Sar-
kophagen, auf denen die Rieſenfiguren der Ritter und
geiſtlichen Fürſten ausgeſtreckt in ihrem ewigen
Schlafe liegen, während die Stein- und Metallrüſtun-
gen von den bunten Glasfenſtern mit allen Regen-
bogenfarben überglänzt werden. Unter Templern und
andern Rittern liegt hier auch „Richard Langſchwerdt“
begraben, der mit dem Eroberer nach England kam;
neben ihm eine Rieſengeſtalt in Alabaſter, der
Schwerdtträger Heinrich des VII., der bei Bosworth-

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[294/0316] Wyatt’s Aufſicht. Auch die Lage dieſer Kirche iſt eigen- thümlich, da ſie, wie ein Modell, ganz frei auf einem ſchön gehaltenen Platze kurzen Raſens ſteht, den auf der einen Seite des Biſchoffs-Pallaſt und die Cloiſters, auf der andern hohe Linden umgeben. Der Thurm endet in einer Obeliskenartigen Spitze mit einem Kreuze, auf dem, omineus genug, eine Wetterfahne befeſtigt iſt. Dieſer geſchmackloſe Gebrauch ſchändet die meiſten gothiſchen Kirchen in England. Der Thurm ſteht fünf und zwanzig Zoll aus dem Lothe, ohne daß man es jedoch bemerkt, nur im Innern ſieht man die weichende Biegung der Pfeiler, die zu ſeiner Stütze beſtimmt ſind. Dies Innere des heh- ren Tempels iſt äußerſt impoſant, und von Wyatt’s Genie noch mehr hervorgehoben. Eine vortreffliche Idee war es, die merkwürdigen alten Monumente von den Wänden und Winkeln abzulöſen, und frei zwiſchen die prachtvolle doppelte Pfeilerallee aufzuſtel- len, deren, durch nichts unterbrochne, ſchlanke Höhe faſt Schwindel erregt. Nichts kann ſich ſchöner aus- nehmen, als dieſe lange Reihe von gothiſchen Sar- kophagen, auf denen die Rieſenfiguren der Ritter und geiſtlichen Fürſten ausgeſtreckt in ihrem ewigen Schlafe liegen, während die Stein- und Metallrüſtun- gen von den bunten Glasfenſtern mit allen Regen- bogenfarben überglänzt werden. Unter Templern und andern Rittern liegt hier auch „Richard Langſchwerdt“ begraben, der mit dem Eroberer nach England kam; neben ihm eine Rieſengeſtalt in Alabaſter, der Schwerdtträger Heinrich des VII., der bei Bosworth-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/316>, abgerufen am 22.11.2024.