Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

menait encore a l'attaque, porte par deux grena-
diers. Mais quand tout faut en vain, et tout fini
pour nous -- Camerades, dit il: Jai fait a que
j'ai pu, mais nous voila . . . . . . Je ne puis plus
rendre service a l'Empereur, a quoi bon de vivre
plus long tems? Adieu donc mes Camerades --
vive l'Empereur! et le voila qu'il tire son pistolet,
et le decharge dans sa bouche. C'est ainsi, ma
foi, que l'Empereur aurait dau finir aussi."

Hier wurden wir durch ein hübsches Mädchen un-
terbrochen, die aus einem unansehnlichen Hause an
den Wagen sprang, und nach uns herauf rief (denn
wir saßen wenigstens 8 Ellen vom Boden): Ah ca
Monsieur le Conducteur! oubliez vous les Crai-
pes?" Oho! es tu la mon enfant?
. . . . und schnell
kletterte er die gewohnte, sonst halsbrechende, Hüh-
nersteige hinab, ließ den Postillon halten und ver-
schwand im Hause. Nach wenigen Minuten kam er
indeß schon wieder mit einem Packet heraus, ließ
sich neben mir behaglich niederfallen, und entfaltete
eine reichliche Quantität noch heiß dampfender deut-
scher Plinzen, ein Gericht das er, wie er mir er-
zählte, in Deutschland kennen gelernt und so lieb ge-
wonnen habe, daß er es in sein Vaterland einge-
führt. Man sieht also, daß Eroberungen doch auch
zu etwas gut sind. Mit französischer Artigkeit bot
er mir sogleich an, sein goute, wie er es nannte, zu
theilen, und schon aus Vaterlandsliebe nahm ich es
mit Vergnügen an, mußte auch gestehen, daß kein

menait encore à l’attaque, porté par deux grena-
diers. Mais quand tout fût en vain, et tout fini
pour nous — Camerades, dit il: Jai fait à que
j’ai pù, mais nous voilà . . . . . . Je ne puis plus
rendre service à l’Empereur, à quoi bon de vivre
plus long tems? Adieu donc mes Camerades —
vive l’Empereur! et le voilà qu’il tire son pistolet,
et le décharge dans sa bouche. C’est ainsi, ma
foi, que l’Empereur aurait dû finir aussi.“

Hier wurden wir durch ein hübſches Mädchen un-
terbrochen, die aus einem unanſehnlichen Hauſe an
den Wagen ſprang, und nach uns herauf rief (denn
wir ſaßen wenigſtens 8 Ellen vom Boden): Ah ça
Monsieur le Conducteur! oubliez vous les Crai-
pes?“ Oho! es tu là mon enfant?
. . . . und ſchnell
kletterte er die gewohnte, ſonſt halsbrechende, Hüh-
nerſteige hinab, ließ den Poſtillon halten und ver-
ſchwand im Hauſe. Nach wenigen Minuten kam er
indeß ſchon wieder mit einem Packet heraus, ließ
ſich neben mir behaglich niederfallen, und entfaltete
eine reichliche Quantität noch heiß dampfender deut-
ſcher Plinzen, ein Gericht das er, wie er mir er-
zählte, in Deutſchland kennen gelernt und ſo lieb ge-
wonnen habe, daß er es in ſein Vaterland einge-
führt. Man ſieht alſo, daß Eroberungen doch auch
zu etwas gut ſind. Mit franzöſiſcher Artigkeit bot
er mir ſogleich an, ſein gouté, wie er es nannte, zu
theilen, und ſchon aus Vaterlandsliebe nahm ich es
mit Vergnügen an, mußte auch geſtehen, daß kein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p> <hi rendition="#aq"><pb facs="#f0346" n="324"/>
menait encore à l&#x2019;attaque, porté par deux grena-<lb/>
diers. Mais quand tout fût en vain, et tout fini<lb/>
pour nous &#x2014; Camerades, dit il: Jai fait à que<lb/>
j&#x2019;ai pù, mais nous voilà . . . . . . Je ne puis plus<lb/>
rendre service à l&#x2019;Empereur, à quoi bon de vivre<lb/>
plus long tems? Adieu donc mes Camerades &#x2014;<lb/>
vive l&#x2019;Empereur! et le voilà qu&#x2019;il tire son pistolet,<lb/>
et le décharge dans sa bouche. C&#x2019;est ainsi, ma<lb/>
foi, que l&#x2019;Empereur aurait dû finir aussi.&#x201C;</hi> </p><lb/>
          <p>Hier wurden wir durch ein hüb&#x017F;ches Mädchen un-<lb/>
terbrochen, die aus einem unan&#x017F;ehnlichen Hau&#x017F;e an<lb/>
den Wagen &#x017F;prang, und nach uns herauf rief (denn<lb/>
wir &#x017F;aßen wenig&#x017F;tens 8 Ellen vom Boden): <hi rendition="#aq">Ah ça<lb/>
Monsieur le Conducteur! oubliez vous les Crai-<lb/>
pes?&#x201C; Oho! es tu là mon enfant?</hi> . . . . und &#x017F;chnell<lb/>
kletterte er die gewohnte, &#x017F;on&#x017F;t halsbrechende, Hüh-<lb/>
ner&#x017F;teige hinab, ließ den Po&#x017F;tillon halten und ver-<lb/>
&#x017F;chwand im Hau&#x017F;e. Nach wenigen Minuten kam er<lb/>
indeß &#x017F;chon wieder mit einem Packet heraus, ließ<lb/>
&#x017F;ich neben mir behaglich niederfallen, und entfaltete<lb/>
eine reichliche Quantität noch heiß dampfender deut-<lb/>
&#x017F;cher Plinzen, ein Gericht das er, wie er mir er-<lb/>
zählte, in Deut&#x017F;chland kennen gelernt und &#x017F;o lieb ge-<lb/>
wonnen habe, daß er es in &#x017F;ein Vaterland einge-<lb/>
führt. Man &#x017F;ieht al&#x017F;o, daß Eroberungen doch auch<lb/>
zu etwas gut &#x017F;ind. Mit franzö&#x017F;i&#x017F;cher Artigkeit bot<lb/>
er mir &#x017F;ogleich an, &#x017F;ein <hi rendition="#aq">gouté,</hi> wie er es nannte, zu<lb/>
theilen, und &#x017F;chon aus Vaterlandsliebe nahm ich es<lb/>
mit Vergnügen an, mußte auch ge&#x017F;tehen, daß kein<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0346] menait encore à l’attaque, porté par deux grena- diers. Mais quand tout fût en vain, et tout fini pour nous — Camerades, dit il: Jai fait à que j’ai pù, mais nous voilà . . . . . . Je ne puis plus rendre service à l’Empereur, à quoi bon de vivre plus long tems? Adieu donc mes Camerades — vive l’Empereur! et le voilà qu’il tire son pistolet, et le décharge dans sa bouche. C’est ainsi, ma foi, que l’Empereur aurait dû finir aussi.“ Hier wurden wir durch ein hübſches Mädchen un- terbrochen, die aus einem unanſehnlichen Hauſe an den Wagen ſprang, und nach uns herauf rief (denn wir ſaßen wenigſtens 8 Ellen vom Boden): Ah ça Monsieur le Conducteur! oubliez vous les Crai- pes?“ Oho! es tu là mon enfant? . . . . und ſchnell kletterte er die gewohnte, ſonſt halsbrechende, Hüh- nerſteige hinab, ließ den Poſtillon halten und ver- ſchwand im Hauſe. Nach wenigen Minuten kam er indeß ſchon wieder mit einem Packet heraus, ließ ſich neben mir behaglich niederfallen, und entfaltete eine reichliche Quantität noch heiß dampfender deut- ſcher Plinzen, ein Gericht das er, wie er mir er- zählte, in Deutſchland kennen gelernt und ſo lieb ge- wonnen habe, daß er es in ſein Vaterland einge- führt. Man ſieht alſo, daß Eroberungen doch auch zu etwas gut ſind. Mit franzöſiſcher Artigkeit bot er mir ſogleich an, ſein gouté, wie er es nannte, zu theilen, und ſchon aus Vaterlandsliebe nahm ich es mit Vergnügen an, mußte auch geſtehen, daß kein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/346
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/346>, abgerufen am 22.11.2024.