schung an Kleinigkeiten scheitert, welche die Bequem- lichkeit der Direktion oder der Schauspieler vernach- läßigt. Der selige Hoffmann (nicht der Seelen Ver- theilende, sondern Seelen Ergreifende) pflegte zu sagen, daß von allem Grausenhaften ihm nichts un- heimlicher vorgekommen sey, als wenn er, im Berli- ner Theater, einen Iffländer Geheimerath zuerst so prosaisch sich gehaben, und dann plötzlich statt mensch- lich durch die Thüre abzugehen, wie der leibhaftige Gott sey bei uns, durch die Wand fahren gesehen habe, als sey es bloße Luft. --
Den 10ten.
Es ist freudig auffallend, das Museum, nach Allem was restaurirt werden mußte, doch noch so über- schwenglich reich zu finden! Die neuen Säle Denon's geben nun auch dem größten Theile der Standbilder einen würdigen Aufenthaltsort; es ist nur schade, daß man die alten Säle nicht auch in ähnlichem Style einrichtet. Zuviel würde, bei Demolirung der Decken- gemälde, nicht verloren gehen, da sie an sich keinen großen Werth haben, und Gemälde überhaupt sich in Verbindung mit Statüen so schlecht ausnehmen. Sculptur und Malerei sollte man wohl nie ver- einigen.
ſchung an Kleinigkeiten ſcheitert, welche die Bequem- lichkeit der Direktion oder der Schauſpieler vernach- läßigt. Der ſelige Hoffmann (nicht der Seelen Ver- theilende, ſondern Seelen Ergreifende) pflegte zu ſagen, daß von allem Grauſenhaften ihm nichts un- heimlicher vorgekommen ſey, als wenn er, im Berli- ner Theater, einen Iffländer Geheimerath zuerſt ſo proſaiſch ſich gehaben, und dann plötzlich ſtatt menſch- lich durch die Thüre abzugehen, wie der leibhaftige Gott ſey bei uns, durch die Wand fahren geſehen habe, als ſey es bloße Luft. —
Den 10ten.
Es iſt freudig auffallend, das Muſeum, nach Allem was reſtaurirt werden mußte, doch noch ſo über- ſchwenglich reich zu finden! Die neuen Säle Denon’s geben nun auch dem größten Theile der Standbilder einen würdigen Aufenthaltsort; es iſt nur ſchade, daß man die alten Säle nicht auch in ähnlichem Style einrichtet. Zuviel würde, bei Demolirung der Decken- gemälde, nicht verloren gehen, da ſie an ſich keinen großen Werth haben, und Gemälde überhaupt ſich in Verbindung mit Statüen ſo ſchlecht ausnehmen. Sculptur und Malerei ſollte man wohl nie ver- einigen.
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ſchung an Kleinigkeiten ſcheitert, welche die Bequem-
lichkeit der Direktion oder der Schauſpieler vernach-
läßigt. Der ſelige Hoffmann (nicht der Seelen Ver-
theilende, ſondern Seelen Ergreifende) pflegte zu
ſagen, daß von allem Grauſenhaften ihm nichts un-
heimlicher vorgekommen ſey, als wenn er, im Berli-
ner Theater, einen Iffländer Geheimerath zuerſt ſo
proſaiſch ſich gehaben, und dann plötzlich ſtatt menſch-
lich durch die Thüre abzugehen, wie der leibhaftige
Gott ſey bei uns, durch die Wand fahren geſehen
habe, als ſey es bloße Luft. —
Den 10ten.
Es iſt freudig auffallend, das Muſeum, nach Allem
was reſtaurirt werden mußte, doch noch ſo über-
ſchwenglich reich zu finden! Die neuen Säle Denon’s
geben nun auch dem größten Theile der Standbilder
einen würdigen Aufenthaltsort; es iſt nur ſchade,
daß man die alten Säle nicht auch in ähnlichem Style
einrichtet. Zuviel würde, bei Demolirung der Decken-
gemälde, nicht verloren gehen, da ſie an ſich keinen
großen Werth haben, und Gemälde überhaupt ſich
in Verbindung mit Statüen ſo ſchlecht ausnehmen.
Sculptur und Malerei ſollte man wohl nie ver-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/362>, abgerufen am 22.11.2024.
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