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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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Dinge die großen Begebenheiten im Leben weit mehr
regieren, als man glaubt, so scheinen sie auch noch
im Tode ihre Macht auszuüben, und die Verzweif-
lung selbst bleibt noch douillet, und von Sinnlich-
keit befangen.

Du erinnerst Dich der drei Portale von Notre Dame
mit den eichenen Pforten, die mit herrlichen Bronze-
blumen und Arabesken verziert sind, und wie die
ganze in ihren Details interessante Facade, einen
originellen Anblick gewähren; aber, gleich dem ehe-
maligen Tempel zu Jerusalem, wird auch Notre
Dame
durch Buden und Verkäufer entstellt, die sich
bis ins Innere der Kirche eingenistet haben. Dieses
Innere, das dem Aeußern überhaupt so wenig ent-
spricht, ist durch einen neuen Anstrich noch unbedeu-
tender geworden.

In der Fortsetzung meiner Promenade stieg ich
auch einen Augenblick beim Pantheon aus. Es ist
Schade, daß die Lage und Umgebung dieses Tempels
so sehr unvortheilhaft sind. Auch im Innern erschien
er mir immer fast zu einfach und zierlos, was zu
diesem Styl nicht paßt, und der neue Plafond von
Girodet ist ohne Theater-Lorgnette kaum zu ent-
decken. Die Oeffnung der Kuppel ist zu klein und
hoch, um irgend etwas von dem Gemälde deutlich
auffassen zu können. An einem Pfeiler sah ich ein
detachirtes Stück Teppich hängen, und erfuhr auf
Nachfrage, es sey dies eine Arbeit der unglücklichen
Marie Antoinette, und von Madame der Kirche ge-

Dinge die großen Begebenheiten im Leben weit mehr
regieren, als man glaubt, ſo ſcheinen ſie auch noch
im Tode ihre Macht auszuüben, und die Verzweif-
lung ſelbſt bleibt noch douillet, und von Sinnlich-
keit befangen.

Du erinnerſt Dich der drei Portale von Notre Dáme
mit den eichenen Pforten, die mit herrlichen Bronze-
blumen und Arabesken verziert ſind, und wie die
ganze in ihren Details intereſſante Façade, einen
originellen Anblick gewähren; aber, gleich dem ehe-
maligen Tempel zu Jeruſalem, wird auch Notre
Dáme
durch Buden und Verkäufer entſtellt, die ſich
bis ins Innere der Kirche eingeniſtet haben. Dieſes
Innere, das dem Aeußern überhaupt ſo wenig ent-
ſpricht, iſt durch einen neuen Anſtrich noch unbedeu-
tender geworden.

In der Fortſetzung meiner Promenade ſtieg ich
auch einen Augenblick beim Pantheon aus. Es iſt
Schade, daß die Lage und Umgebung dieſes Tempels
ſo ſehr unvortheilhaft ſind. Auch im Innern erſchien
er mir immer faſt zu einfach und zierlos, was zu
dieſem Styl nicht paßt, und der neue Plafond von
Girodet iſt ohne Theater-Lorgnette kaum zu ent-
decken. Die Oeffnung der Kuppel iſt zu klein und
hoch, um irgend etwas von dem Gemälde deutlich
auffaſſen zu können. An einem Pfeiler ſah ich ein
detachirtes Stück Teppich hängen, und erfuhr auf
Nachfrage, es ſey dies eine Arbeit der unglücklichen
Marie Antoinette, und von Madame der Kirche ge-

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[389/0411] Dinge die großen Begebenheiten im Leben weit mehr regieren, als man glaubt, ſo ſcheinen ſie auch noch im Tode ihre Macht auszuüben, und die Verzweif- lung ſelbſt bleibt noch douillet, und von Sinnlich- keit befangen. Du erinnerſt Dich der drei Portale von Notre Dáme mit den eichenen Pforten, die mit herrlichen Bronze- blumen und Arabesken verziert ſind, und wie die ganze in ihren Details intereſſante Façade, einen originellen Anblick gewähren; aber, gleich dem ehe- maligen Tempel zu Jeruſalem, wird auch Notre Dáme durch Buden und Verkäufer entſtellt, die ſich bis ins Innere der Kirche eingeniſtet haben. Dieſes Innere, das dem Aeußern überhaupt ſo wenig ent- ſpricht, iſt durch einen neuen Anſtrich noch unbedeu- tender geworden. In der Fortſetzung meiner Promenade ſtieg ich auch einen Augenblick beim Pantheon aus. Es iſt Schade, daß die Lage und Umgebung dieſes Tempels ſo ſehr unvortheilhaft ſind. Auch im Innern erſchien er mir immer faſt zu einfach und zierlos, was zu dieſem Styl nicht paßt, und der neue Plafond von Girodet iſt ohne Theater-Lorgnette kaum zu ent- decken. Die Oeffnung der Kuppel iſt zu klein und hoch, um irgend etwas von dem Gemälde deutlich auffaſſen zu können. An einem Pfeiler ſah ich ein detachirtes Stück Teppich hängen, und erfuhr auf Nachfrage, es ſey dies eine Arbeit der unglücklichen Marie Antoinette, und von Madame der Kirche ge-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/411>, abgerufen am 22.11.2024.