dunkelblauen Riesen-Trauben senkten, füllten diese geräumigen, eleganten Häuser, und im Obstgarten bewunderten wir an der Mauer Birnen, die bei sehr gutem Geschmack eine Größe von 7 Zoll Länge und 16 Zoll Umfang erreichten.
Viele Herren gingen auf die Jagd, wir zogen die häusliche Gesellschaft vor. Der lustige B. war der Liebling der Damen geworden, und erregte sichtlichen Kummer bei ihnen, als wir nach dem Dine um 1 Uhr in der Nacht, und diesmal in einer Post-Chaise un- sern Rückweg antraten. Es konnte nicht fehlen, daß wir auf der langen Fahrt über manches Ridicule, das wir gesehen, noch eine lachende Nachlese hielten, obgleich ich mich dabei recht sehr schämte, als ächter Bewohner B .... s, statt des herzlichen Dankes für die gastfreie Aufnahme, mich über die Wirthe und ihre Gesellschaft lustig zu machen, aber die Welt ist heutzutage verdorben, und überdieß hat Gastfreundschaft aus Ostentation keine bessern Fol- gen. Wahrscheinlich ging es uns Gästen im Hause, das wir eben verlassen, auch nicht besser.
Beim Wettrennen sahen wir am andern Morgen die jungen Damen wieder, wetteten Handschuhe mit ihnen, so lange, bis wir sie verloren, und erfreuten sie dann gar sehr mit eingeschwärzten Parisern. Eine zweite Einladung auf's Land schlugen wir jedoch aus, da wir zu einem Herren-Dine engagirt waren, und Graf B. noch Abends zur Fuchsjagd nach Melton
dunkelblauen Rieſen-Trauben ſenkten, füllten dieſe geräumigen, eleganten Häuſer, und im Obſtgarten bewunderten wir an der Mauer Birnen, die bei ſehr gutem Geſchmack eine Größe von 7 Zoll Länge und 16 Zoll Umfang erreichten.
Viele Herren gingen auf die Jagd, wir zogen die häusliche Geſellſchaft vor. Der luſtige B. war der Liebling der Damen geworden, und erregte ſichtlichen Kummer bei ihnen, als wir nach dem Diné um 1 Uhr in der Nacht, und diesmal in einer Poſt-Chaiſe un- ſern Rückweg antraten. Es konnte nicht fehlen, daß wir auf der langen Fahrt über manches Ridicule, das wir geſehen, noch eine lachende Nachleſe hielten, obgleich ich mich dabei recht ſehr ſchämte, als ächter Bewohner B .... s, ſtatt des herzlichen Dankes für die gaſtfreie Aufnahme, mich über die Wirthe und ihre Geſellſchaft luſtig zu machen, aber die Welt iſt heutzutage verdorben, und überdieß hat Gaſtfreundſchaft aus Oſtentation keine beſſern Fol- gen. Wahrſcheinlich ging es uns Gäſten im Hauſe, das wir eben verlaſſen, auch nicht beſſer.
Beim Wettrennen ſahen wir am andern Morgen die jungen Damen wieder, wetteten Handſchuhe mit ihnen, ſo lange, bis wir ſie verloren, und erfreuten ſie dann gar ſehr mit eingeſchwärzten Pariſern. Eine zweite Einladung auf’s Land ſchlugen wir jedoch aus, da wir zu einem Herren-Diné engagirt waren, und Graf B. noch Abends zur Fuchsjagd nach Melton
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dunkelblauen Rieſen-Trauben ſenkten, füllten dieſe
geräumigen, eleganten Häuſer, und im Obſtgarten
bewunderten wir an der Mauer Birnen, die bei ſehr
gutem Geſchmack eine Größe von 7 Zoll Länge und
16 Zoll Umfang erreichten.
Viele Herren gingen auf die Jagd, wir zogen die
häusliche Geſellſchaft vor. Der luſtige B. war der
Liebling der Damen geworden, und erregte ſichtlichen
Kummer bei ihnen, als wir nach dem Diné um 1 Uhr
in der Nacht, und diesmal in einer Poſt-Chaiſe un-
ſern Rückweg antraten. Es konnte nicht fehlen, daß
wir auf der langen Fahrt über manches Ridicule,
das wir geſehen, noch eine lachende Nachleſe
hielten, obgleich ich mich dabei recht ſehr ſchämte,
als ächter Bewohner B .... s, ſtatt des herzlichen
Dankes für die gaſtfreie Aufnahme, mich über die
Wirthe und ihre Geſellſchaft luſtig zu machen, aber
die Welt iſt heutzutage verdorben, und überdieß hat
Gaſtfreundſchaft aus Oſtentation keine beſſern Fol-
gen. Wahrſcheinlich ging es uns Gäſten im Hauſe,
das wir eben verlaſſen, auch nicht beſſer.
Beim Wettrennen ſahen wir am andern Morgen
die jungen Damen wieder, wetteten Handſchuhe mit
ihnen, ſo lange, bis wir ſie verloren, und erfreuten
ſie dann gar ſehr mit eingeſchwärzten Pariſern. Eine
zweite Einladung auf’s Land ſchlugen wir jedoch aus,
da wir zu einem Herren-Diné engagirt waren, und
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/131>, abgerufen am 21.11.2024.
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