Auch Lord -- war da, der sich zwar mir gegen- über sehr freundlich benimmt, mir aber, wie ich von guter Hand weiß, in der Gesellschaft so viel als möglich zu schaden sucht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ein Mann von wärmerem Herzen würde Stirn gegen Stirn mich über dieses vermeinte Unrecht zur Rede gestellt haben. Die Diplomaten nehmen aber gar zu gern Fischblut-Elemente in ihre Organisation mit auf, und so zog der edle Lord heimliche Intri- gue vor. Glücklicherweise kann ich zu allen solchen Menees lachen, denn wer nichts sucht, und wenig fürchtet, wen die große Welt selbst nur in sofern in- teressirt, als er von Zeit zu Zeit darin Beobachtungs- experimente an sich und andern macht, wer, was das Necessaire wenigstens betrifft, unabhängig ist, und dabei einige wenige, aber sichere Freunde hat, dem ist es schwer, großen Schaden zu thun.
Auch hat die Erfahrung mich abgekühlt, das Blut wallt nicht mehr so unerträglich heiß, und der leichte Sinn hat mich dennoch nicht verlassen, eben so we- nig, wie die Fähigkeit, innig zu lieben. Damit ge- nieße ich das Leben jetzt besser, als in der Jugend- blütbe, und möchte nicht mit dem früheren Rausche tauschen, ja ich scheue selbst das Alter durchaus bei solchen Dispositionen nicht, und bin überzeugt, daß auch dieser Epoche, wenn sie kömmt, manche herr- liche Seite abzugewinnen seyn wird, die man früher
Auch Lord — war da, der ſich zwar mir gegen- über ſehr freundlich benimmt, mir aber, wie ich von guter Hand weiß, in der Geſellſchaft ſo viel als möglich zu ſchaden ſucht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ein Mann von wärmerem Herzen würde Stirn gegen Stirn mich über dieſes vermeinte Unrecht zur Rede geſtellt haben. Die Diplomaten nehmen aber gar zu gern Fiſchblut-Elemente in ihre Organiſation mit auf, und ſo zog der edle Lord heimliche Intri- gue vor. Glücklicherweiſe kann ich zu allen ſolchen Menées lachen, denn wer nichts ſucht, und wenig fürchtet, wen die große Welt ſelbſt nur in ſofern in- tereſſirt, als er von Zeit zu Zeit darin Beobachtungs- experimente an ſich und andern macht, wer, was das Neceſſaire wenigſtens betrifft, unabhängig iſt, und dabei einige wenige, aber ſichere Freunde hat, dem iſt es ſchwer, großen Schaden zu thun.
Auch hat die Erfahrung mich abgekühlt, das Blut wallt nicht mehr ſo unerträglich heiß, und der leichte Sinn hat mich dennoch nicht verlaſſen, eben ſo we- nig, wie die Fähigkeit, innig zu lieben. Damit ge- nieße ich das Leben jetzt beſſer, als in der Jugend- blütbe, und möchte nicht mit dem früheren Rauſche tauſchen, ja ich ſcheue ſelbſt das Alter durchaus bei ſolchen Dispoſitionen nicht, und bin überzeugt, daß auch dieſer Epoche, wenn ſie kömmt, manche herr- liche Seite abzugewinnen ſeyn wird, die man früher
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Auch Lord — war da, der ſich zwar mir gegen-
über ſehr freundlich benimmt, mir aber, wie ich
von guter Hand weiß, in der Geſellſchaft ſo viel als
möglich zu ſchaden ſucht. . . . . . . . . . .
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Ein Mann von wärmerem Herzen würde Stirn
gegen Stirn mich über dieſes vermeinte Unrecht zur
Rede geſtellt haben. Die Diplomaten nehmen aber
gar zu gern Fiſchblut-Elemente in ihre Organiſation
mit auf, und ſo zog der edle Lord heimliche Intri-
gue vor. Glücklicherweiſe kann ich zu allen ſolchen
Menées lachen, denn wer nichts ſucht, und wenig
fürchtet, wen die große Welt ſelbſt nur in ſofern in-
tereſſirt, als er von Zeit zu Zeit darin Beobachtungs-
experimente an ſich und andern macht, wer, was das
Neceſſaire wenigſtens betrifft, unabhängig iſt, und
dabei einige wenige, aber ſichere Freunde hat, dem
iſt es ſchwer, großen Schaden zu thun.
Auch hat die Erfahrung mich abgekühlt, das Blut
wallt nicht mehr ſo unerträglich heiß, und der leichte
Sinn hat mich dennoch nicht verlaſſen, eben ſo we-
nig, wie die Fähigkeit, innig zu lieben. Damit ge-
nieße ich das Leben jetzt beſſer, als in der Jugend-
blütbe, und möchte nicht mit dem früheren Rauſche
tauſchen, ja ich ſcheue ſelbſt das Alter durchaus bei
ſolchen Dispoſitionen nicht, und bin überzeugt, daß
auch dieſer Epoche, wenn ſie kömmt, manche herr-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/165>, abgerufen am 24.11.2024.
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