Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Auch Lord -- war da, der sich zwar mir gegen-
über sehr freundlich benimmt, mir aber, wie ich
von guter Hand weiß, in der Gesellschaft so viel als
möglich zu schaden sucht. . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ein Mann von wärmerem Herzen würde Stirn
gegen Stirn mich über dieses vermeinte Unrecht zur
Rede gestellt haben. Die Diplomaten nehmen aber
gar zu gern Fischblut-Elemente in ihre Organisation
mit auf, und so zog der edle Lord heimliche Intri-
gue vor. Glücklicherweise kann ich zu allen solchen
Menees lachen, denn wer nichts sucht, und wenig
fürchtet, wen die große Welt selbst nur in sofern in-
teressirt, als er von Zeit zu Zeit darin Beobachtungs-
experimente an sich und andern macht, wer, was das
Necessaire wenigstens betrifft, unabhängig ist, und
dabei einige wenige, aber sichere Freunde hat, dem
ist es schwer, großen Schaden zu thun.

Auch hat die Erfahrung mich abgekühlt, das Blut
wallt nicht mehr so unerträglich heiß, und der leichte
Sinn hat mich dennoch nicht verlassen, eben so we-
nig, wie die Fähigkeit, innig zu lieben. Damit ge-
nieße ich das Leben jetzt besser, als in der Jugend-
blütbe, und möchte nicht mit dem früheren Rausche
tauschen, ja ich scheue selbst das Alter durchaus bei
solchen Dispositionen nicht, und bin überzeugt, daß
auch dieser Epoche, wenn sie kömmt, manche herr-
liche Seite abzugewinnen seyn wird, die man früher

Auch Lord — war da, der ſich zwar mir gegen-
über ſehr freundlich benimmt, mir aber, wie ich
von guter Hand weiß, in der Geſellſchaft ſo viel als
möglich zu ſchaden ſucht. . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ein Mann von wärmerem Herzen würde Stirn
gegen Stirn mich über dieſes vermeinte Unrecht zur
Rede geſtellt haben. Die Diplomaten nehmen aber
gar zu gern Fiſchblut-Elemente in ihre Organiſation
mit auf, und ſo zog der edle Lord heimliche Intri-
gue vor. Glücklicherweiſe kann ich zu allen ſolchen
Menées lachen, denn wer nichts ſucht, und wenig
fürchtet, wen die große Welt ſelbſt nur in ſofern in-
tereſſirt, als er von Zeit zu Zeit darin Beobachtungs-
experimente an ſich und andern macht, wer, was das
Neceſſaire wenigſtens betrifft, unabhängig iſt, und
dabei einige wenige, aber ſichere Freunde hat, dem
iſt es ſchwer, großen Schaden zu thun.

Auch hat die Erfahrung mich abgekühlt, das Blut
wallt nicht mehr ſo unerträglich heiß, und der leichte
Sinn hat mich dennoch nicht verlaſſen, eben ſo we-
nig, wie die Fähigkeit, innig zu lieben. Damit ge-
nieße ich das Leben jetzt beſſer, als in der Jugend-
blütbe, und möchte nicht mit dem früheren Rauſche
tauſchen, ja ich ſcheue ſelbſt das Alter durchaus bei
ſolchen Dispoſitionen nicht, und bin überzeugt, daß
auch dieſer Epoche, wenn ſie kömmt, manche herr-
liche Seite abzugewinnen ſeyn wird, die man früher

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0165" n="125"/>
          <p>Auch Lord &#x2014; war da, der &#x017F;ich zwar mir gegen-<lb/>
über &#x017F;ehr freundlich benimmt, mir aber, wie ich<lb/>
von guter Hand weiß, in der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;o viel als<lb/>
möglich zu &#x017F;chaden &#x017F;ucht. . . . . . . . . . .<lb/>
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<lb/>
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<lb/>
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .</p><lb/>
          <p>Ein Mann von wärmerem Herzen würde Stirn<lb/>
gegen Stirn mich über die&#x017F;es vermeinte Unrecht zur<lb/>
Rede ge&#x017F;tellt haben. Die Diplomaten nehmen aber<lb/>
gar zu gern Fi&#x017F;chblut-Elemente in ihre Organi&#x017F;ation<lb/>
mit auf, und &#x017F;o zog der edle Lord heimliche Intri-<lb/>
gue vor. Glücklicherwei&#x017F;e kann ich zu allen &#x017F;olchen<lb/>
Men<hi rendition="#aq">é</hi>es lachen, denn wer nichts &#x017F;ucht, und wenig<lb/>
fürchtet, wen die große Welt &#x017F;elb&#x017F;t nur in &#x017F;ofern in-<lb/>
tere&#x017F;&#x017F;irt, als er von Zeit zu Zeit darin Beobachtungs-<lb/>
experimente an &#x017F;ich und andern macht, wer, was das<lb/>
Nece&#x017F;&#x017F;aire wenig&#x017F;tens betrifft, unabhängig i&#x017F;t, und<lb/>
dabei einige wenige, aber &#x017F;ichere Freunde hat, dem<lb/>
i&#x017F;t es &#x017F;chwer, großen Schaden zu thun.</p><lb/>
          <p>Auch hat die Erfahrung mich abgekühlt, das Blut<lb/>
wallt nicht mehr &#x017F;o unerträglich heiß, und der leichte<lb/>
Sinn hat mich dennoch nicht verla&#x017F;&#x017F;en, eben &#x017F;o we-<lb/>
nig, wie die Fähigkeit, innig zu lieben. Damit ge-<lb/>
nieße ich das Leben jetzt be&#x017F;&#x017F;er, als in der Jugend-<lb/>
blütbe, und möchte nicht mit dem früheren Rau&#x017F;che<lb/>
tau&#x017F;chen, ja ich &#x017F;cheue &#x017F;elb&#x017F;t das Alter durchaus bei<lb/>
&#x017F;olchen Dispo&#x017F;itionen nicht, und bin überzeugt, daß<lb/>
auch <hi rendition="#g">die&#x017F;er</hi> Epoche, wenn &#x017F;ie kömmt, manche herr-<lb/>
liche Seite abzugewinnen &#x017F;eyn wird, die man früher<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0165] Auch Lord — war da, der ſich zwar mir gegen- über ſehr freundlich benimmt, mir aber, wie ich von guter Hand weiß, in der Geſellſchaft ſo viel als möglich zu ſchaden ſucht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein Mann von wärmerem Herzen würde Stirn gegen Stirn mich über dieſes vermeinte Unrecht zur Rede geſtellt haben. Die Diplomaten nehmen aber gar zu gern Fiſchblut-Elemente in ihre Organiſation mit auf, und ſo zog der edle Lord heimliche Intri- gue vor. Glücklicherweiſe kann ich zu allen ſolchen Menées lachen, denn wer nichts ſucht, und wenig fürchtet, wen die große Welt ſelbſt nur in ſofern in- tereſſirt, als er von Zeit zu Zeit darin Beobachtungs- experimente an ſich und andern macht, wer, was das Neceſſaire wenigſtens betrifft, unabhängig iſt, und dabei einige wenige, aber ſichere Freunde hat, dem iſt es ſchwer, großen Schaden zu thun. Auch hat die Erfahrung mich abgekühlt, das Blut wallt nicht mehr ſo unerträglich heiß, und der leichte Sinn hat mich dennoch nicht verlaſſen, eben ſo we- nig, wie die Fähigkeit, innig zu lieben. Damit ge- nieße ich das Leben jetzt beſſer, als in der Jugend- blütbe, und möchte nicht mit dem früheren Rauſche tauſchen, ja ich ſcheue ſelbſt das Alter durchaus bei ſolchen Dispoſitionen nicht, und bin überzeugt, daß auch dieſer Epoche, wenn ſie kömmt, manche herr- liche Seite abzugewinnen ſeyn wird, die man früher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/165
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/165>, abgerufen am 09.11.2024.