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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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Heute hinderte mich ein Dine bei unserm Gesand-
ten, das, beiläufig gesagt, besonders recherchirt war,
das Theater zu besuchen, welches ich bisher zu sehr
vernachlässigt, und mir daher vorgenommen habe, es
nun mit einiger Suite zu cultiviren, um Dir, wenn
gleich in detachirten Schilderungen, doch nach und
nach einen etwas ausführlichern Rapport darüber ab-
zustatten.

Wir waren ganz en petit comite, und die Ge-
sellschaft ungewöhnlich heiter. Unter andern befand
sich ein gewisser großer Gourmand unter uns, der
viel geneckt wurde, sans en perdre un coup de dent.
Endlich versicherte ihm der Fürst E ....., daß, käme
er (der Gourmand) je in's Fegfeuer, seine Strafe
ohne Zweifel darin bestehen würde, die Seligen fort-
während in seiner Gegenwart essen zu sehen, wäh-
rend er selbst statt ihrer verdauen müsse.

Kurz darauf sprach man von dem alten Lord
P ....., der sich so unglücklich fühle, keine Kinder zu
haben, ohngeachtet er blos deshalb eine junge Frau
geheirathet hatte. Oh n'importe, sagte der Fürst,
son frere a des enfans tous les ans, et cela revient
au meme pour la famille. "Pour la famille oui,"

erwiederte ich, "mais pas pour lui. Son frere mange
et lui digere."

Dieser Scherz machte Glück, und mit dem petil-
lirenden Champagner folgten ihm hundert bessere,
die aber meinen Brief zu einem Vademekum machen
würden, wenn ich sie alle aufzählen wollte.

Heute hinderte mich ein Diné bei unſerm Geſand-
ten, das, beiläufig geſagt, beſonders recherchirt war,
das Theater zu beſuchen, welches ich bisher zu ſehr
vernachläſſigt, und mir daher vorgenommen habe, es
nun mit einiger Suite zu cultiviren, um Dir, wenn
gleich in detachirten Schilderungen, doch nach und
nach einen etwas ausführlichern Rapport darüber ab-
zuſtatten.

Wir waren ganz en petit comité, und die Ge-
ſellſchaft ungewöhnlich heiter. Unter andern befand
ſich ein gewiſſer großer Gourmand unter uns, der
viel geneckt wurde, sans en perdre un coup de dent.
Endlich verſicherte ihm der Fürſt E ....., daß, käme
er (der Gourmand) je in’s Fegfeuer, ſeine Strafe
ohne Zweifel darin beſtehen würde, die Seligen fort-
während in ſeiner Gegenwart eſſen zu ſehen, wäh-
rend er ſelbſt ſtatt ihrer verdauen müſſe.

Kurz darauf ſprach man von dem alten Lord
P ....., der ſich ſo unglücklich fühle, keine Kinder zu
haben, ohngeachtet er blos deshalb eine junge Frau
geheirathet hatte. Oh n’importe, ſagte der Fürſt,
son frère a des enfans tous les ans, et cela revient
au même pour la famille. „Pour la famille oui,“

erwiederte ich, „mais pas pour lui. Son frère mange
et lui digère.“

Dieſer Scherz machte Glück, und mit dem petil-
lirenden Champagner folgten ihm hundert beſſere,
die aber meinen Brief zu einem Vademekum machen
würden, wenn ich ſie alle aufzählen wollte.

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[124/0164] Heute hinderte mich ein Diné bei unſerm Geſand- ten, das, beiläufig geſagt, beſonders recherchirt war, das Theater zu beſuchen, welches ich bisher zu ſehr vernachläſſigt, und mir daher vorgenommen habe, es nun mit einiger Suite zu cultiviren, um Dir, wenn gleich in detachirten Schilderungen, doch nach und nach einen etwas ausführlichern Rapport darüber ab- zuſtatten. Wir waren ganz en petit comité, und die Ge- ſellſchaft ungewöhnlich heiter. Unter andern befand ſich ein gewiſſer großer Gourmand unter uns, der viel geneckt wurde, sans en perdre un coup de dent. Endlich verſicherte ihm der Fürſt E ....., daß, käme er (der Gourmand) je in’s Fegfeuer, ſeine Strafe ohne Zweifel darin beſtehen würde, die Seligen fort- während in ſeiner Gegenwart eſſen zu ſehen, wäh- rend er ſelbſt ſtatt ihrer verdauen müſſe. Kurz darauf ſprach man von dem alten Lord P ....., der ſich ſo unglücklich fühle, keine Kinder zu haben, ohngeachtet er blos deshalb eine junge Frau geheirathet hatte. Oh n’importe, ſagte der Fürſt, son frère a des enfans tous les ans, et cela revient au même pour la famille. „Pour la famille oui,“ erwiederte ich, „mais pas pour lui. Son frère mange et lui digère.“ Dieſer Scherz machte Glück, und mit dem petil- lirenden Champagner folgten ihm hundert beſſere, die aber meinen Brief zu einem Vademekum machen würden, wenn ich ſie alle aufzählen wollte.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/164>, abgerufen am 24.11.2024.