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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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man auf 6000 £. St. schätzt, so machte sie bei Licht
allerdings einen glänzenden Effekt, und schien mir,
hinsichtlich ihrer baldachinartigen, pyramidalischen
Form, sogar geschmackvoller als die unsrigen. Selt-
sam war die darauf sitzende Dienerschaft, bestehend
aus zwei kleinen Jungen und zwei Pfauen, aus
Holz geschnitzt, schön bemalt und lackirt. Zwei weiße
Elephanten zogen den Wagen, als er erobert ward,
und 15,000 kleine und große, aber rohe Edelsteine,
schmücken noch das vergoldete Holz und Goldblech,
aus dem er besteht. Viele birmanische kostbare Waf-
fen waren in dem geräumigen Saal als Trophäen
umher placirt, was der ganzen Aufstellung ein dop-
pelt reiches und interessantes Ansehen verlieh. Da
man hier immer bei solchen Gelegenheiten viel für's
Geld giebt, so war im Nebenzimmer noch ein Poeci-
liorama angebracht, mit ebenfalls birmanischen und
andern indischen Ansichten, die durch künstliche Be-
leuchtung mehrere Verwandlungen untergehen, und
dadurch sehr lebendige Landschaftseffekte hervorbringen.

Ich weiß nicht, warum man dergleichen nicht mehr
zu Zimmerdekorationen benutzt. Bei einem Feste z. B.
müßte ein so präparirter Saal gewiß eine bedeu-
tungsvollere Mannigfaltigkeit darbieten, als die ge-
wöhnlichen abgedroschenen Verzierungen von bunten
Behängen, Orangerie und Blumen.


man auf 6000 £. St. ſchätzt, ſo machte ſie bei Licht
allerdings einen glänzenden Effekt, und ſchien mir,
hinſichtlich ihrer baldachinartigen, pyramidaliſchen
Form, ſogar geſchmackvoller als die unſrigen. Selt-
ſam war die darauf ſitzende Dienerſchaft, beſtehend
aus zwei kleinen Jungen und zwei Pfauen, aus
Holz geſchnitzt, ſchön bemalt und lackirt. Zwei weiße
Elephanten zogen den Wagen, als er erobert ward,
und 15,000 kleine und große, aber rohe Edelſteine,
ſchmücken noch das vergoldete Holz und Goldblech,
aus dem er beſteht. Viele birmaniſche koſtbare Waf-
fen waren in dem geräumigen Saal als Trophäen
umher placirt, was der ganzen Aufſtellung ein dop-
pelt reiches und intereſſantes Anſehen verlieh. Da
man hier immer bei ſolchen Gelegenheiten viel für’s
Geld giebt, ſo war im Nebenzimmer noch ein Poeci-
liorama angebracht, mit ebenfalls birmaniſchen und
andern indiſchen Anſichten, die durch künſtliche Be-
leuchtung mehrere Verwandlungen untergehen, und
dadurch ſehr lebendige Landſchaftseffekte hervorbringen.

Ich weiß nicht, warum man dergleichen nicht mehr
zu Zimmerdekorationen benutzt. Bei einem Feſte z. B.
müßte ein ſo präparirter Saal gewiß eine bedeu-
tungsvollere Mannigfaltigkeit darbieten, als die ge-
wöhnlichen abgedroſchenen Verzierungen von bunten
Behängen, Orangerie und Blumen.


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[178/0222] man auf 6000 £. St. ſchätzt, ſo machte ſie bei Licht allerdings einen glänzenden Effekt, und ſchien mir, hinſichtlich ihrer baldachinartigen, pyramidaliſchen Form, ſogar geſchmackvoller als die unſrigen. Selt- ſam war die darauf ſitzende Dienerſchaft, beſtehend aus zwei kleinen Jungen und zwei Pfauen, aus Holz geſchnitzt, ſchön bemalt und lackirt. Zwei weiße Elephanten zogen den Wagen, als er erobert ward, und 15,000 kleine und große, aber rohe Edelſteine, ſchmücken noch das vergoldete Holz und Goldblech, aus dem er beſteht. Viele birmaniſche koſtbare Waf- fen waren in dem geräumigen Saal als Trophäen umher placirt, was der ganzen Aufſtellung ein dop- pelt reiches und intereſſantes Anſehen verlieh. Da man hier immer bei ſolchen Gelegenheiten viel für’s Geld giebt, ſo war im Nebenzimmer noch ein Poeci- liorama angebracht, mit ebenfalls birmaniſchen und andern indiſchen Anſichten, die durch künſtliche Be- leuchtung mehrere Verwandlungen untergehen, und dadurch ſehr lebendige Landſchaftseffekte hervorbringen. Ich weiß nicht, warum man dergleichen nicht mehr zu Zimmerdekorationen benutzt. Bei einem Feſte z. B. müßte ein ſo präparirter Saal gewiß eine bedeu- tungsvollere Mannigfaltigkeit darbieten, als die ge- wöhnlichen abgedroſchenen Verzierungen von bunten Behängen, Orangerie und Blumen.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/222>, abgerufen am 24.11.2024.