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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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artiges Thor, das oben einen Wasserbehälter enthält,
der alle Gebäude mit Wasser versorgt, dann in einen
geräumigen Hof, wo die Küchen und Offices sich be-
finden, und von hier erst in den großen Schloßhof,
der nach dem Park zu die offene Aussicht gewährt,
und nur mit einer eisernen Grille geschlossen ist. Ein
dritter Hof bildet auf der andern Seite den pendant
zum erstern, und enthält die Ställe.

Viele Kuppeln machen das Schloß noch imposan-
ter. Die Halle bildet eine solche von 150 Fuß Höhe,
höher als gewöhnliche Thürme zu seyn pflegen. Den
Plafond darin nimmt ein schönes Fresko-Gemälde
ein. Als wir hineintraten, rauchte es aus einem de-
fekten Ofen so stark, daß wir einen zweiten Nebel im
Hause anzutreffen glaubten. Einige höchst schmutzige,
fast abgerissene Bediente, was in solchen Häusern
hier unerhört ist, liefen bei uns vorbei, und holten
die Castellanin, welche, in einen schottischen Plaid
gehüllt, mit einem Stäbchen in der Hand, und dem
Anstand einer Zauberin, so majestätisch auf uns zu-
schritt, daß man sie für die Herzogin selbst hätte hal-
ten mögen. Das Zauberstäbchen diente dazu, um be-
quemer auf die verschiedenen Merkwürdigkeiten hin-
weisen zu können. Fürs erste verlangte sie, daß wir
unsre Namen in ein großes Buch einschreiben sollten,
denn Blenheim steht an gewissen Tagen dem Publi-
kum, bis auf die refervirten Plätze, offen. Unglück-
licherweise fehlte aber im Tintenfaß die Tinte, es
mußte also unterbleiben. Darauf ging es durch viele
nie geheizte und sehr verblichene Gemächer, die aber

artiges Thor, das oben einen Waſſerbehälter enthält,
der alle Gebäude mit Waſſer verſorgt, dann in einen
geräumigen Hof, wo die Küchen und Offices ſich be-
finden, und von hier erſt in den großen Schloßhof,
der nach dem Park zu die offene Ausſicht gewährt,
und nur mit einer eiſernen Grille geſchloſſen iſt. Ein
dritter Hof bildet auf der andern Seite den pendant
zum erſtern, und enthält die Ställe.

Viele Kuppeln machen das Schloß noch impoſan-
ter. Die Halle bildet eine ſolche von 150 Fuß Höhe,
höher als gewöhnliche Thürme zu ſeyn pflegen. Den
Plafond darin nimmt ein ſchönes Fresko-Gemälde
ein. Als wir hineintraten, rauchte es aus einem de-
fekten Ofen ſo ſtark, daß wir einen zweiten Nebel im
Hauſe anzutreffen glaubten. Einige höchſt ſchmutzige,
faſt abgeriſſene Bediente, was in ſolchen Häuſern
hier unerhört iſt, liefen bei uns vorbei, und holten
die Caſtellanin, welche, in einen ſchottiſchen Plaid
gehüllt, mit einem Stäbchen in der Hand, und dem
Anſtand einer Zauberin, ſo majeſtätiſch auf uns zu-
ſchritt, daß man ſie für die Herzogin ſelbſt hätte hal-
ten mögen. Das Zauberſtäbchen diente dazu, um be-
quemer auf die verſchiedenen Merkwürdigkeiten hin-
weiſen zu können. Fürs erſte verlangte ſie, daß wir
unſre Namen in ein großes Buch einſchreiben ſollten,
denn Blenheim ſteht an gewiſſen Tagen dem Publi-
kum, bis auf die refervirten Plätze, offen. Unglück-
licherweiſe fehlte aber im Tintenfaß die Tinte, es
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[274/0320] artiges Thor, das oben einen Waſſerbehälter enthält, der alle Gebäude mit Waſſer verſorgt, dann in einen geräumigen Hof, wo die Küchen und Offices ſich be- finden, und von hier erſt in den großen Schloßhof, der nach dem Park zu die offene Ausſicht gewährt, und nur mit einer eiſernen Grille geſchloſſen iſt. Ein dritter Hof bildet auf der andern Seite den pendant zum erſtern, und enthält die Ställe. Viele Kuppeln machen das Schloß noch impoſan- ter. Die Halle bildet eine ſolche von 150 Fuß Höhe, höher als gewöhnliche Thürme zu ſeyn pflegen. Den Plafond darin nimmt ein ſchönes Fresko-Gemälde ein. Als wir hineintraten, rauchte es aus einem de- fekten Ofen ſo ſtark, daß wir einen zweiten Nebel im Hauſe anzutreffen glaubten. Einige höchſt ſchmutzige, faſt abgeriſſene Bediente, was in ſolchen Häuſern hier unerhört iſt, liefen bei uns vorbei, und holten die Caſtellanin, welche, in einen ſchottiſchen Plaid gehüllt, mit einem Stäbchen in der Hand, und dem Anſtand einer Zauberin, ſo majeſtätiſch auf uns zu- ſchritt, daß man ſie für die Herzogin ſelbſt hätte hal- ten mögen. Das Zauberſtäbchen diente dazu, um be- quemer auf die verſchiedenen Merkwürdigkeiten hin- weiſen zu können. Fürs erſte verlangte ſie, daß wir unſre Namen in ein großes Buch einſchreiben ſollten, denn Blenheim ſteht an gewiſſen Tagen dem Publi- kum, bis auf die refervirten Plätze, offen. Unglück- licherweiſe fehlte aber im Tintenfaß die Tinte, es mußte alſo unterbleiben. Darauf ging es durch viele nie geheizte und ſehr verblichene Gemächer, die aber

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/320>, abgerufen am 22.11.2024.