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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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sten bis zum letzten, aufgehangen, einige leider in
moderner Kleidung, welche daher wie Affen unter ihren
ehrwürdigen Altvordern erscheinen. In dem mittleren
Theile des Saals sind auf beiden Seiten die Schränke
so aufgestellt, daß sie zugleich eine lange Gasse ver-
schlossener Kabinets bilden, in denen Jeder, der die
Bibliothek benutzen will, ganz ungestört arbeiten
kann; eine alte, höchst nachahmungswürdige Einrich-
tung. Ausser diesem Hauptsaale sind die übrigen Bü-
cher in Zimmern enthalten, die den ganzen ersten
Stock des viereckigen Gebäudes einnehmen. Hier sind
höchst merkwürdige Manuscripte und alte Drucke aufbe-
wahrt, man bedauert aber, so viel hier zu sehen,
was Deutschlands Armuth dem englischen Reich-
thum
hat zollen müssen, unter andern ein herrli-
ches Exemplar der ältesten Faustischen Bibel von 1440
glaube ich, die unserm Doctor Barth gehörte, und
mit vielen Noten von seiner Hand versehen ist. Eine
wahre Freude hatte ich, ein Manuscript zu finden,
das so sehr dem einen Theil des Froissart's in unse-
rer Bibliothek glich (dem mit den Miniaturen auf
jedem Blatt), ganz mit denselben Arabesken von Früch-
ten und Blumen auf Goldgrund geziert, Styl und
Farben der Bilder so völlig ähnlich, daß es fast keinem
Zweifel unterworfen seyn kann, es müsse von dem-
selben Maler herrühren. Leider ist darauf weder
Name noch Jahreszahl vorhanden. Der Inhalt ist
Curtius Geschichte Alexanders, alle Personen aber
im Costüme der Zeit des Schreibers, und wie im
Froissart, die französischen und englischen Ritter, so

Briefe eines Verstorbenen. III. 19

ſten bis zum letzten, aufgehangen, einige leider in
moderner Kleidung, welche daher wie Affen unter ihren
ehrwürdigen Altvordern erſcheinen. In dem mittleren
Theile des Saals ſind auf beiden Seiten die Schränke
ſo aufgeſtellt, daß ſie zugleich eine lange Gaſſe ver-
ſchloſſener Kabinets bilden, in denen Jeder, der die
Bibliothek benutzen will, ganz ungeſtört arbeiten
kann; eine alte, höchſt nachahmungswürdige Einrich-
tung. Auſſer dieſem Hauptſaale ſind die übrigen Bü-
cher in Zimmern enthalten, die den ganzen erſten
Stock des viereckigen Gebäudes einnehmen. Hier ſind
höchſt merkwürdige Manuſcripte und alte Drucke aufbe-
wahrt, man bedauert aber, ſo viel hier zu ſehen,
was Deutſchlands Armuth dem engliſchen Reich-
thum
hat zollen müſſen, unter andern ein herrli-
ches Exemplar der älteſten Fauſtiſchen Bibel von 1440
glaube ich, die unſerm Doctor Barth gehörte, und
mit vielen Noten von ſeiner Hand verſehen iſt. Eine
wahre Freude hatte ich, ein Manuſcript zu finden,
das ſo ſehr dem einen Theil des Froiſſart’s in unſe-
rer Bibliothek glich (dem mit den Miniaturen auf
jedem Blatt), ganz mit denſelben Arabesken von Früch-
ten und Blumen auf Goldgrund geziert, Styl und
Farben der Bilder ſo völlig ähnlich, daß es faſt keinem
Zweifel unterworfen ſeyn kann, es müſſe von dem-
ſelben Maler herrühren. Leider iſt darauf weder
Name noch Jahreszahl vorhanden. Der Inhalt iſt
Curtius Geſchichte Alexanders, alle Perſonen aber
im Coſtüme der Zeit des Schreibers, und wie im
Froiſſart, die franzöſiſchen und engliſchen Ritter, ſo

Briefe eines Verſtorbenen. III. 19
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[289/0335] ſten bis zum letzten, aufgehangen, einige leider in moderner Kleidung, welche daher wie Affen unter ihren ehrwürdigen Altvordern erſcheinen. In dem mittleren Theile des Saals ſind auf beiden Seiten die Schränke ſo aufgeſtellt, daß ſie zugleich eine lange Gaſſe ver- ſchloſſener Kabinets bilden, in denen Jeder, der die Bibliothek benutzen will, ganz ungeſtört arbeiten kann; eine alte, höchſt nachahmungswürdige Einrich- tung. Auſſer dieſem Hauptſaale ſind die übrigen Bü- cher in Zimmern enthalten, die den ganzen erſten Stock des viereckigen Gebäudes einnehmen. Hier ſind höchſt merkwürdige Manuſcripte und alte Drucke aufbe- wahrt, man bedauert aber, ſo viel hier zu ſehen, was Deutſchlands Armuth dem engliſchen Reich- thum hat zollen müſſen, unter andern ein herrli- ches Exemplar der älteſten Fauſtiſchen Bibel von 1440 glaube ich, die unſerm Doctor Barth gehörte, und mit vielen Noten von ſeiner Hand verſehen iſt. Eine wahre Freude hatte ich, ein Manuſcript zu finden, das ſo ſehr dem einen Theil des Froiſſart’s in unſe- rer Bibliothek glich (dem mit den Miniaturen auf jedem Blatt), ganz mit denſelben Arabesken von Früch- ten und Blumen auf Goldgrund geziert, Styl und Farben der Bilder ſo völlig ähnlich, daß es faſt keinem Zweifel unterworfen ſeyn kann, es müſſe von dem- ſelben Maler herrühren. Leider iſt darauf weder Name noch Jahreszahl vorhanden. Der Inhalt iſt Curtius Geſchichte Alexanders, alle Perſonen aber im Coſtüme der Zeit des Schreibers, und wie im Froiſſart, die franzöſiſchen und engliſchen Ritter, ſo Briefe eines Verſtorbenen. III. 19

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/335>, abgerufen am 22.11.2024.