im Allgemeinen, daß sie sehr reich, und in dem Ge- schmack, der vor 80 -- 100 Jahren herrschte, meu- blirt sind. Die Tapeten, entweder schwarzes Seiden- zeug oder Hautelisse, alle Zimmer mehr oder weniger mit Gemälden, Curiositäten und Kunstschätzen aller Art geschmückt. Eine Unzahl chinesischen Porzellains und anderer Sachen aus diesem Lande ist darin zu- sammengehäuft, besonders in dem Staats-Schlafzim- mer, das nicht benutzt wird, sondern nur als Zierde ein prachtvolles altes gesticktes Sammtbett mit gold- nen Frangen etablirt.
In dem Boudoir daneben befanden sich viele an- dere Kostbarkeiten, die wir jedoch, durch ein Gitter abgehalten, nur von weitem sehen konnten. Die Ent- wendung eines Halsbandes von Rubinen, welches Marie Antoinette von Frankreich gehört hatte, ist die sehr triftige Ursache, daß, ohne des Herzogs Ge- genwart, Niemand mehr hineingelassen wird.
Die Bibliothek, welche eine lange Gallerie bildet, dient als Hauptgesellschaftszimmer und ist modern eingerichtet, voller Sophas, Tische, Fortepianos etc., die Wände bis an den Plafond mit Schränken bedeckt, welche in der Mitte eine leichte und elegante Gallerie haben, zu der man durch eine kleine Wendeltreppe gelangt. Ein großes, eben so disponirtes Zimmer daneben, enthält nichts als Mappen mit Kupfersti- chen, vielleicht eine der reichsten Sammlungen in der Welt. Es scheint dies die Liebhaberei des jetzigen Herzogs. Der Concertsaal hat neben allem nöthigen
im Allgemeinen, daß ſie ſehr reich, und in dem Ge- ſchmack, der vor 80 — 100 Jahren herrſchte, meu- blirt ſind. Die Tapeten, entweder ſchwarzes Seiden- zeug oder Hauteliſſe, alle Zimmer mehr oder weniger mit Gemälden, Curioſitäten und Kunſtſchätzen aller Art geſchmückt. Eine Unzahl chineſiſchen Porzellains und anderer Sachen aus dieſem Lande iſt darin zu- ſammengehäuft, beſonders in dem Staats-Schlafzim- mer, das nicht benutzt wird, ſondern nur als Zierde ein prachtvolles altes geſticktes Sammtbett mit gold- nen Frangen etablirt.
In dem Boudoir daneben befanden ſich viele an- dere Koſtbarkeiten, die wir jedoch, durch ein Gitter abgehalten, nur von weitem ſehen konnten. Die Ent- wendung eines Halsbandes von Rubinen, welches Marie Antoinette von Frankreich gehört hatte, iſt die ſehr triftige Urſache, daß, ohne des Herzogs Ge- genwart, Niemand mehr hineingelaſſen wird.
Die Bibliothek, welche eine lange Gallerie bildet, dient als Hauptgeſellſchaftszimmer und iſt modern eingerichtet, voller Sophas, Tiſche, Fortepianos ꝛc., die Wände bis an den Plafond mit Schränken bedeckt, welche in der Mitte eine leichte und elegante Gallerie haben, zu der man durch eine kleine Wendeltreppe gelangt. Ein großes, eben ſo diſponirtes Zimmer daneben, enthält nichts als Mappen mit Kupferſti- chen, vielleicht eine der reichſten Sammlungen in der Welt. Es ſcheint dies die Liebhaberei des jetzigen Herzogs. Der Concertſaal hat neben allem nöthigen
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im Allgemeinen, daß ſie ſehr reich, und in dem Ge-
ſchmack, der vor 80 — 100 Jahren herrſchte, meu-
blirt ſind. Die Tapeten, entweder ſchwarzes Seiden-
zeug oder Hauteliſſe, alle Zimmer mehr oder weniger
mit Gemälden, Curioſitäten und Kunſtſchätzen aller
Art geſchmückt. Eine Unzahl chineſiſchen Porzellains
und anderer Sachen aus dieſem Lande iſt darin zu-
ſammengehäuft, beſonders in dem Staats-Schlafzim-
mer, das nicht benutzt wird, ſondern nur als Zierde
ein prachtvolles altes geſticktes Sammtbett mit gold-
nen Frangen etablirt.
In dem Boudoir daneben befanden ſich viele an-
dere Koſtbarkeiten, die wir jedoch, durch ein Gitter
abgehalten, nur von weitem ſehen konnten. Die Ent-
wendung eines Halsbandes von Rubinen, welches
Marie Antoinette von Frankreich gehört hatte, iſt
die ſehr triftige Urſache, daß, ohne des Herzogs Ge-
genwart, Niemand mehr hineingelaſſen wird.
Die Bibliothek, welche eine lange Gallerie bildet,
dient als Hauptgeſellſchaftszimmer und iſt modern
eingerichtet, voller Sophas, Tiſche, Fortepianos ꝛc.,
die Wände bis an den Plafond mit Schränken bedeckt,
welche in der Mitte eine leichte und elegante Gallerie
haben, zu der man durch eine kleine Wendeltreppe
gelangt. Ein großes, eben ſo diſponirtes Zimmer
daneben, enthält nichts als Mappen mit Kupferſti-
chen, vielleicht eine der reichſten Sammlungen in der
Welt. Es ſcheint dies die Liebhaberei des jetzigen
Herzogs. Der Concertſaal hat neben allem nöthigen
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/343>, abgerufen am 22.11.2024.
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