rakter der dargestellten Person besser entsprechend ist das Bild des Grafen Gondemar, spanischen Gesand- ten bei Jakob I., (von Velasquez) der durch sein Kü- chenlatein dem gelehrten Könige schmeichelte, in wel- cher burlesken Form er sich Alles zu sagen erlaubte, und nachher durch seinen jesuitischen Einfluß Sir Wal- ter Raleigh, den Günstling Elisabeths, auf's Schaf- fot brachte.
Ein Bild Cromwells von seinem Hofmaler Richard- son, hat ein doppeltes Interesse für die Familie, da es für einen der Vorfahren des Herzogs gemalt wurde, der selbst mit darauf abgebildet ist, -- als Page, im Begriff, dem Protektor dienstfertig die Feldbinde in eine Schleife zu binden. Es gleicht dieses Portrait den andern, die ich von Cromwell gesehen, nicht ganz, sondern stellt ihn jünger und in einer verfeinerten Natur dar, ist also wahrscheinlich geschmeichelt. Der Hofmaler läßt dies doppelt vermuthen.
Nur andeuten will ich zwei schöne und große Te- niers, wovon der eine drei höchst charakteristische hol- ländische Bauern darstellt, die sich im Dorfe begeg- nen, und mit der Pfeife im Maule zu schwatzen an- fangen, einen vorzüglichen Ruysdael, sechs berühmte Rembrandts, und die Geliebte Titians, von ihm selbst gemalt, mit Armen und Busen, die der Um- armung entgegenschwellen. Auch ein neueres Kunst- werk bewunderte ich sehr: zwei Tassen von Sevres mit Miniaturgemälden nach Petitot, von der vor- trefflichen Porzellain-Malerin Mad. Jaquotot. Das
rakter der dargeſtellten Perſon beſſer entſprechend iſt das Bild des Grafen Gondemar, ſpaniſchen Geſand- ten bei Jakob I., (von Velasquez) der durch ſein Kü- chenlatein dem gelehrten Könige ſchmeichelte, in wel- cher burlesken Form er ſich Alles zu ſagen erlaubte, und nachher durch ſeinen jeſuitiſchen Einfluß Sir Wal- ter Raleigh, den Günſtling Eliſabeths, auf’s Schaf- fot brachte.
Ein Bild Cromwells von ſeinem Hofmaler Richard- ſon, hat ein doppeltes Intereſſe für die Familie, da es für einen der Vorfahren des Herzogs gemalt wurde, der ſelbſt mit darauf abgebildet iſt, — als Page, im Begriff, dem Protektor dienſtfertig die Feldbinde in eine Schleife zu binden. Es gleicht dieſes Portrait den andern, die ich von Cromwell geſehen, nicht ganz, ſondern ſtellt ihn jünger und in einer verfeinerten Natur dar, iſt alſo wahrſcheinlich geſchmeichelt. Der Hofmaler läßt dies doppelt vermuthen.
Nur andeuten will ich zwei ſchöne und große Te- niers, wovon der eine drei höchſt charakteriſtiſche hol- ländiſche Bauern darſtellt, die ſich im Dorfe begeg- nen, und mit der Pfeife im Maule zu ſchwatzen an- fangen, einen vorzüglichen Ruysdael, ſechs berühmte Rembrandts, und die Geliebte Titians, von ihm ſelbſt gemalt, mit Armen und Buſen, die der Um- armung entgegenſchwellen. Auch ein neueres Kunſt- werk bewunderte ich ſehr: zwei Taſſen von Sevres mit Miniaturgemälden nach Petitot, von der vor- trefflichen Porzellain-Malerin Mad. Jaquotot. Das
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rakter der dargeſtellten Perſon beſſer entſprechend iſt
das Bild des Grafen Gondemar, ſpaniſchen Geſand-
ten bei Jakob I., (von Velasquez) der durch ſein Kü-
chenlatein dem gelehrten Könige ſchmeichelte, in wel-
cher burlesken Form er ſich Alles zu ſagen erlaubte,
und nachher durch ſeinen jeſuitiſchen Einfluß Sir Wal-
ter Raleigh, den Günſtling Eliſabeths, auf’s Schaf-
fot brachte.
Ein Bild Cromwells von ſeinem Hofmaler Richard-
ſon, hat ein doppeltes Intereſſe für die Familie, da
es für einen der Vorfahren des Herzogs gemalt wurde,
der ſelbſt mit darauf abgebildet iſt, — als Page, im
Begriff, dem Protektor dienſtfertig die Feldbinde in
eine Schleife zu binden. Es gleicht dieſes Portrait
den andern, die ich von Cromwell geſehen, nicht ganz,
ſondern ſtellt ihn jünger und in einer verfeinerten
Natur dar, iſt alſo wahrſcheinlich geſchmeichelt. Der
Hofmaler läßt dies doppelt vermuthen.
Nur andeuten will ich zwei ſchöne und große Te-
niers, wovon der eine drei höchſt charakteriſtiſche hol-
ländiſche Bauern darſtellt, die ſich im Dorfe begeg-
nen, und mit der Pfeife im Maule zu ſchwatzen an-
fangen, einen vorzüglichen Ruysdael, ſechs berühmte
Rembrandts, und die Geliebte Titians, von ihm
ſelbſt gemalt, mit Armen und Buſen, die der Um-
armung entgegenſchwellen. Auch ein neueres Kunſt-
werk bewunderte ich ſehr: zwei Taſſen von Sevres
mit Miniaturgemälden nach Petitot, von der vor-
trefflichen Porzellain-Malerin Mad. Jaquotot. Das
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/347>, abgerufen am 22.11.2024.
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