nie zu einem hinlänglichen Betriebs-Capital kommen können, stets abgeht. Noch merkwürdiger aber wird der fernere Vergleich.
In England und Schottland giebt es 589,384 Land- eigenthümer und Pächter. Ein Drittheil für Irland hinzugerechnet, und jede dieser Familien zu fünf Per- sonen angenommen, erreichen sie in der Gesammt- heit noch nicht die Zahl von 4,000,000, also ohnge- fähr 1/5 der ganzen Bevölkerung Großbrittaniens.
In Frankreich dagegen giebt es nicht weniger als 483,300 Landeigenthümer und Pächter. Diese gleich- falls zu fünf Personen pro Familie angenommen, machen die ungeheure Totalsumme von 24,000,000 aus, also beinahe 4/5 der Nation, die allein mit Ackerbau beschäftigt sind. Was folgt daraus? daß in England 1/5 der Bevölkerung dasselbe Resultat des Ackerbaues und darüber ergiebt, als in Frankreich 4/5 ; -- daß also der Industrie, den Fabriken, Handel etc. in Eng- land 4/5 , in Frankreich nur 1/5 übrig bleibt."
Kann es eine bessere Lection für unsre Nivellirer geben, die mit so viel Pathos behaupten: nur die möglichste Verkleinerung des Landbesitzes bringe die höchste Bevölkerung, und folglich die größte Wohl- fahrt eines Staates hervor, und dabei albern genug sind, wie Elstern den in England von allen Unter- richteten verlachten Oppositionsblättern nachzuschreien, daß die großen Gutsbesitzer allein die Ursache der Noth der geringeren Klassen wären.
nie zu einem hinlänglichen Betriebs-Capital kommen können, ſtets abgeht. Noch merkwürdiger aber wird der fernere Vergleich.
In England und Schottland giebt es 589,384 Land- eigenthümer und Pächter. Ein Drittheil für Irland hinzugerechnet, und jede dieſer Familien zu fünf Per- ſonen angenommen, erreichen ſie in der Geſammt- heit noch nicht die Zahl von 4,000,000, alſo ohnge- fähr ⅕ der ganzen Bevölkerung Großbrittaniens.
In Frankreich dagegen giebt es nicht weniger als 483,300 Landeigenthümer und Pächter. Dieſe gleich- falls zu fünf Perſonen pro Familie angenommen, machen die ungeheure Totalſumme von 24,000,000 aus, alſo beinahe ⅘ der Nation, die allein mit Ackerbau beſchäftigt ſind. Was folgt daraus? daß in England ⅕ der Bevölkerung daſſelbe Reſultat des Ackerbaues und darüber ergiebt, als in Frankreich ⅘; — daß alſo der Induſtrie, den Fabriken, Handel ꝛc. in Eng- land ⅘, in Frankreich nur ⅕ übrig bleibt.“
Kann es eine beſſere Lection für unſre Nivellirer geben, die mit ſo viel Pathos behaupten: nur die möglichſte Verkleinerung des Landbeſitzes bringe die höchſte Bevölkerung, und folglich die größte Wohl- fahrt eines Staates hervor, und dabei albern genug ſind, wie Elſtern den in England von allen Unter- richteten verlachten Oppoſitionsblättern nachzuſchreien, daß die großen Gutsbeſitzer allein die Urſache der Noth der geringeren Klaſſen wären.
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nie zu einem hinlänglichen Betriebs-Capital kommen
können, ſtets abgeht. Noch merkwürdiger aber wird
der fernere Vergleich.
In England und Schottland giebt es 589,384 Land-
eigenthümer und Pächter. Ein Drittheil für Irland
hinzugerechnet, und jede dieſer Familien zu fünf Per-
ſonen angenommen, erreichen ſie in der Geſammt-
heit noch nicht die Zahl von 4,000,000, alſo ohnge-
fähr ⅕ der ganzen Bevölkerung Großbrittaniens.
In Frankreich dagegen giebt es nicht weniger als
483,300 Landeigenthümer und Pächter. Dieſe gleich-
falls zu fünf Perſonen pro Familie angenommen,
machen die ungeheure Totalſumme von 24,000,000 aus,
alſo beinahe ⅘ der Nation, die allein mit Ackerbau
beſchäftigt ſind. Was folgt daraus? daß in England
⅕ der Bevölkerung daſſelbe Reſultat des Ackerbaues
und darüber ergiebt, als in Frankreich ⅘; — daß
alſo der Induſtrie, den Fabriken, Handel ꝛc. in Eng-
land ⅘, in Frankreich nur ⅕ übrig bleibt.“
Kann es eine beſſere Lection für unſre Nivellirer
geben, die mit ſo viel Pathos behaupten: nur die
möglichſte Verkleinerung des Landbeſitzes bringe die
höchſte Bevölkerung, und folglich die größte Wohl-
fahrt eines Staates hervor, und dabei albern genug
ſind, wie Elſtern den in England von allen Unter-
richteten verlachten Oppoſitionsblättern nachzuſchreien,
daß die großen Gutsbeſitzer allein die Urſache der
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/363>, abgerufen am 22.11.2024.
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