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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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vollendete Hofdamen, die für nichts weiter mehr Sinn
zu haben scheinen, als ihren Hof und ihren Dienst,
und ihre Schönheit erhält eben durch den unbedeu-
tenden Charakter derselben, einen gewissen mehr sinn-
lichen Reiz, der uns bequemer anspricht, und von dem
tiefern erschütternden Seeleneindruck nach und nach
erholen läßt. Die eine lauscht mit Aufmerksamkeit
und nichtssagendem Lächeln auf die Blicke ihrer Her-
rin, ob sie vielleicht etwas befehle, die andere betrach-
tet so gleichmüthig den blassen Kopf des Märtyrers
auf der Schüssel, als sey es ein Pudding.

Ich muß Dir doch ein für allemal la vie de cha-
teau
in England, -- d. h. nur den täglichen Canne-
vas, auf welchem nachher das Speciellere von Jedem
nach Belieben brodirt wird, -- beschreiben, da diese
Organisation sich überall gleich bleibt, und ich sie auch
von dem, was ich ehemals hier sah, in nichts verän-
dert finde. Dieses Leben bietet ohne allen Zweifel
die angenehmste Seite der englischen Sitten dar, denn
es herrscht dabei große Freiheit, und eine Verbannung
der meisten lästigen Ceremonien, die bei uns noch
Wirth und Gäste ermüden. Demohngeachtet findet
man nicht weniger Luxus als in der Stadt, was (wie
ich Dir schon meldete) durch den Gebrauch erleichtert
wird, nur eine kurze Zeit lang, und immer nur ein-
geladene Gäste bei sich zu sehen.

Die Ostentation, welche allerdings solcher Gewohn-
heit zum Grunde liegt, kann man aber, schon um der
bessern Bewirthung willen, gern verzeihen.

vollendete Hofdamen, die für nichts weiter mehr Sinn
zu haben ſcheinen, als ihren Hof und ihren Dienſt,
und ihre Schönheit erhält eben durch den unbedeu-
tenden Charakter derſelben, einen gewiſſen mehr ſinn-
lichen Reiz, der uns bequemer anſpricht, und von dem
tiefern erſchütternden Seeleneindruck nach und nach
erholen läßt. Die eine lauſcht mit Aufmerkſamkeit
und nichtsſagendem Lächeln auf die Blicke ihrer Her-
rin, ob ſie vielleicht etwas befehle, die andere betrach-
tet ſo gleichmüthig den blaſſen Kopf des Märtyrers
auf der Schüſſel, als ſey es ein Pudding.

Ich muß Dir doch ein für allemal la vie de châ-
teau
in England, — d. h. nur den täglichen Canne-
vas, auf welchem nachher das Speciellere von Jedem
nach Belieben brodirt wird, — beſchreiben, da dieſe
Organiſation ſich überall gleich bleibt, und ich ſie auch
von dem, was ich ehemals hier ſah, in nichts verän-
dert finde. Dieſes Leben bietet ohne allen Zweifel
die angenehmſte Seite der engliſchen Sitten dar, denn
es herrſcht dabei große Freiheit, und eine Verbannung
der meiſten läſtigen Ceremonien, die bei uns noch
Wirth und Gäſte ermüden. Demohngeachtet findet
man nicht weniger Luxus als in der Stadt, was (wie
ich Dir ſchon meldete) durch den Gebrauch erleichtert
wird, nur eine kurze Zeit lang, und immer nur ein-
geladene Gäſte bei ſich zu ſehen.

Die Oſtentation, welche allerdings ſolcher Gewohn-
heit zum Grunde liegt, kann man aber, ſchon um der
beſſern Bewirthung willen, gern verzeihen.

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[340/0386] vollendete Hofdamen, die für nichts weiter mehr Sinn zu haben ſcheinen, als ihren Hof und ihren Dienſt, und ihre Schönheit erhält eben durch den unbedeu- tenden Charakter derſelben, einen gewiſſen mehr ſinn- lichen Reiz, der uns bequemer anſpricht, und von dem tiefern erſchütternden Seeleneindruck nach und nach erholen läßt. Die eine lauſcht mit Aufmerkſamkeit und nichtsſagendem Lächeln auf die Blicke ihrer Her- rin, ob ſie vielleicht etwas befehle, die andere betrach- tet ſo gleichmüthig den blaſſen Kopf des Märtyrers auf der Schüſſel, als ſey es ein Pudding. Ich muß Dir doch ein für allemal la vie de châ- teau in England, — d. h. nur den täglichen Canne- vas, auf welchem nachher das Speciellere von Jedem nach Belieben brodirt wird, — beſchreiben, da dieſe Organiſation ſich überall gleich bleibt, und ich ſie auch von dem, was ich ehemals hier ſah, in nichts verän- dert finde. Dieſes Leben bietet ohne allen Zweifel die angenehmſte Seite der engliſchen Sitten dar, denn es herrſcht dabei große Freiheit, und eine Verbannung der meiſten läſtigen Ceremonien, die bei uns noch Wirth und Gäſte ermüden. Demohngeachtet findet man nicht weniger Luxus als in der Stadt, was (wie ich Dir ſchon meldete) durch den Gebrauch erleichtert wird, nur eine kurze Zeit lang, und immer nur ein- geladene Gäſte bei ſich zu ſehen. Die Oſtentation, welche allerdings ſolcher Gewohn- heit zum Grunde liegt, kann man aber, ſchon um der beſſern Bewirthung willen, gern verzeihen.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/386>, abgerufen am 22.11.2024.