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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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Die italienische Oper hat nun auch begonnen, mit
der französischen Comödie das einzige Schauspiel du
bel air.
Da alles nur in Toilette dort erscheinen
darf, selbst im Parterre, so ist der Anblick glänzend,
die Oper selbst war aber schlecht, Orchester wie Sän-
ger, das Ballet ebenfalls. Die Beleuchtung in diesem
Theater ist auch schon darauf eingerichtet, um mehr
gesehen zu werden, als selbst zu sehen, denn vor je-
der Loge hängt ein Kronleuchter herab, der sehr un-
angenehm blendet, und die Schauspieler verdunkelt.
Die Oper dauert bis nach 1 Uhr, so daß man hinläng-
lich Zeit hat, sie zu besuchen, ohne sich andre Gesell-
schaften dadurch zu verschlagen, denn nun hat der
Trouble schon begonnen, man kömmt selten vor 3 oder
4 Uhr zu Hause, und wer sich recht repandiren will,
was jedoch die Exclusives nicht thun, einen Fremden
aber amüsirt, der kann bequem ein Dutzend Einladun-
gen für jeden Abend erlangen.

Vor zwei Uhr Nachmittags wird dafür auch die
große Welt nicht lebendig. Zwischen 4 und 6 sind die
Stunden des Parks, wo sich die Damen in ihren elegan-
ten Equipagen und Morgenanzügen zu Tausenden lang-
sam umher fahren lassen, die Herren aber auf ihren
schönen Pferden dazwischen umhervoltigiren, von Blu-
me zu Blume flatternd, und so viel Grazie etablirend
als ihnen der liebe Gott verliehen hat. Zu Pferde
nehmen sich aber fast alle Engländer gut aus, und
reiten dabei viel besser und naturgemäßer als alle un-


Die italieniſche Oper hat nun auch begonnen, mit
der franzöſiſchen Comödie das einzige Schauſpiel du
bel air.
Da alles nur in Toilette dort erſcheinen
darf, ſelbſt im Parterre, ſo iſt der Anblick glänzend,
die Oper ſelbſt war aber ſchlecht, Orcheſter wie Sän-
ger, das Ballet ebenfalls. Die Beleuchtung in dieſem
Theater iſt auch ſchon darauf eingerichtet, um mehr
geſehen zu werden, als ſelbſt zu ſehen, denn vor je-
der Loge hängt ein Kronleuchter herab, der ſehr un-
angenehm blendet, und die Schauſpieler verdunkelt.
Die Oper dauert bis nach 1 Uhr, ſo daß man hinläng-
lich Zeit hat, ſie zu beſuchen, ohne ſich andre Geſell-
ſchaften dadurch zu verſchlagen, denn nun hat der
Trouble ſchon begonnen, man kömmt ſelten vor 3 oder
4 Uhr zu Hauſe, und wer ſich recht repandiren will,
was jedoch die Excluſives nicht thun, einen Fremden
aber amüſirt, der kann bequem ein Dutzend Einladun-
gen für jeden Abend erlangen.

Vor zwei Uhr Nachmittags wird dafür auch die
große Welt nicht lebendig. Zwiſchen 4 und 6 ſind die
Stunden des Parks, wo ſich die Damen in ihren elegan-
ten Equipagen und Morgenanzügen zu Tauſenden lang-
ſam umher fahren laſſen, die Herren aber auf ihren
ſchönen Pferden dazwiſchen umhervoltigiren, von Blu-
me zu Blume flatternd, und ſo viel Grazie etablirend
als ihnen der liebe Gott verliehen hat. Zu Pferde
nehmen ſich aber faſt alle Engländer gut aus, und
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[397/0443] Den 18ten. Die italieniſche Oper hat nun auch begonnen, mit der franzöſiſchen Comödie das einzige Schauſpiel du bel air. Da alles nur in Toilette dort erſcheinen darf, ſelbſt im Parterre, ſo iſt der Anblick glänzend, die Oper ſelbſt war aber ſchlecht, Orcheſter wie Sän- ger, das Ballet ebenfalls. Die Beleuchtung in dieſem Theater iſt auch ſchon darauf eingerichtet, um mehr geſehen zu werden, als ſelbſt zu ſehen, denn vor je- der Loge hängt ein Kronleuchter herab, der ſehr un- angenehm blendet, und die Schauſpieler verdunkelt. Die Oper dauert bis nach 1 Uhr, ſo daß man hinläng- lich Zeit hat, ſie zu beſuchen, ohne ſich andre Geſell- ſchaften dadurch zu verſchlagen, denn nun hat der Trouble ſchon begonnen, man kömmt ſelten vor 3 oder 4 Uhr zu Hauſe, und wer ſich recht repandiren will, was jedoch die Excluſives nicht thun, einen Fremden aber amüſirt, der kann bequem ein Dutzend Einladun- gen für jeden Abend erlangen. Vor zwei Uhr Nachmittags wird dafür auch die große Welt nicht lebendig. Zwiſchen 4 und 6 ſind die Stunden des Parks, wo ſich die Damen in ihren elegan- ten Equipagen und Morgenanzügen zu Tauſenden lang- ſam umher fahren laſſen, die Herren aber auf ihren ſchönen Pferden dazwiſchen umhervoltigiren, von Blu- me zu Blume flatternd, und ſo viel Grazie etablirend als ihnen der liebe Gott verliehen hat. Zu Pferde nehmen ſich aber faſt alle Engländer gut aus, und reiten dabei viel beſſer und naturgemäßer als alle un-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/443>, abgerufen am 24.11.2024.