dankte. Dies Vorbild brachte nämlich den, wegen seiner lustigen Laune fast berüchtigten, Baron J ... auf den Gedanken, die Sache mit einem seiner Tisch- Freunde, einen ehemaligen Hauptmann, dem die Welt und ihre Sitten ziemlich fremd geblieben waren, von neuem ins Leben zu rufen. Er insinuirte zu diesem Endzweck dem bisher ganz einsam in D ... Lebenden, daß es die Höflichkeit von ihm jetzt durchaus erfor- dere, eine Visiten-Runde in der Stadt zu machen, worauf der harmlose Capitain geduldig erwiederte, er wisse zwar damit keinen Bescheid, wolle sich aber gern der Leitung J .....'s überlassen. Wohlan, sagt dieser, ich werde die Visiten-Karten, die französisch seyn müssen, und alles übrige selbst besorgen, und Dich in drei Tagen in meinem Wagen abholen. Du wirst Uniform anziehen, und auf den Karten muß bemerkt werden, in wessen Diensten Du früher ge- standen. Alles geschah, wie verabredet, man kann sich aber denken, welchen lachenden Gesichtern die Besuchenden begegneten, da ihnen überall Visiten- Karten folgenden Inhalts vorangeschickt worden waren:
Le Baron de J ... pour presenter feu Monsieur le Capitaine de M ... jadis au service de plusieurs membres de la confederation du Rhin.
dankte. Dies Vorbild brachte nämlich den, wegen ſeiner luſtigen Laune faſt berüchtigten, Baron J … auf den Gedanken, die Sache mit einem ſeiner Tiſch- Freunde, einen ehemaligen Hauptmann, dem die Welt und ihre Sitten ziemlich fremd geblieben waren, von neuem ins Leben zu rufen. Er inſinuirte zu dieſem Endzweck dem bisher ganz einſam in D … Lebenden, daß es die Höflichkeit von ihm jetzt durchaus erfor- dere, eine Viſiten-Runde in der Stadt zu machen, worauf der harmloſe Capitain geduldig erwiederte, er wiſſe zwar damit keinen Beſcheid, wolle ſich aber gern der Leitung J .....’s überlaſſen. Wohlan, ſagt dieſer, ich werde die Viſiten-Karten, die franzöſiſch ſeyn müſſen, und alles übrige ſelbſt beſorgen, und Dich in drei Tagen in meinem Wagen abholen. Du wirſt Uniform anziehen, und auf den Karten muß bemerkt werden, in weſſen Dienſten Du früher ge- ſtanden. Alles geſchah, wie verabredet, man kann ſich aber denken, welchen lachenden Geſichtern die Beſuchenden begegneten, da ihnen überall Viſiten- Karten folgenden Inhalts vorangeſchickt worden waren:
Le Baron de J … pour présenter feu Monsieur le Capitaine de M … jadis au service de plusieurs membres de la confédération du Rhin.
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dankte. Dies Vorbild brachte nämlich den, wegen
ſeiner luſtigen Laune faſt berüchtigten, Baron J …
auf den Gedanken, die Sache mit einem ſeiner Tiſch-
Freunde, einen ehemaligen Hauptmann, dem die Welt
und ihre Sitten ziemlich fremd geblieben waren, von
neuem ins Leben zu rufen. Er inſinuirte zu dieſem
Endzweck dem bisher ganz einſam in D … Lebenden,
daß es die Höflichkeit von ihm jetzt durchaus erfor-
dere, eine Viſiten-Runde in der Stadt zu machen,
worauf der harmloſe Capitain geduldig erwiederte,
er wiſſe zwar damit keinen Beſcheid, wolle ſich aber
gern der Leitung J .....’s überlaſſen. Wohlan, ſagt
dieſer, ich werde die Viſiten-Karten, die franzöſiſch
ſeyn müſſen, und alles übrige ſelbſt beſorgen, und
Dich in drei Tagen in meinem Wagen abholen. Du
wirſt Uniform anziehen, und auf den Karten muß
bemerkt werden, in weſſen Dienſten Du früher ge-
ſtanden. Alles geſchah, wie verabredet, man kann
ſich aber denken, welchen lachenden Geſichtern die
Beſuchenden begegneten, da ihnen überall Viſiten-
Karten folgenden Inhalts vorangeſchickt worden
waren:
Le Baron de J … pour présenter feu Monsieur
le Capitaine de M … jadis au service de plusieurs
membres de la confédération du Rhin.
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/52>, abgerufen am 21.11.2024.
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