achtet der Geringfügigkeit der Summe, mit der größ- ten Unterwürfigkeit benahm, und nachdem er mir sorgsam das Geld selbst aufgezählt hatte, mich bis an die Hausthüre begleitete. Ich war daher nicht wenig verwundert, nachher von meinem Lohnbedien- ten zu erfahren, daß man das Vermögen dieses Man- nes auf zwei Millionen Gulden schätze. Es scheint also, daß viel Geld hier die Banquiers noch nicht so hochmüthig gemacht habe, als in andern Ländern. Ich besah hierauf das Arsenal, welches ich, im Ver- gleich mit englischen Etablissements dieser Art, nur unbedeutend fand. Mehrere der Schuppen sind mit Pappe gedeckt, was sehr dauerhaft seyn soll, und gut aussieht. Es wird dazu ganz gewöhnliche starke, in viereckige Platten geschnittene Pappe genommen, die man in einem Kessel, worin Holztheer, siedet, mehrmals eintunkt, bis sie auf beiden Seiten überall ganz damit bedeckt und durchzogen ist, worauf man sie zum Trocknen an die Sonne hängt. Dann wer- den die einzelnen Stücke auf dem sehr flachen Dache gleich Kupferplatten übereinander gelegt, und mit Nägeln auf die darunter befindlichen Bretter festge- macht, welche sie viele Jahre lang gänzlich gegen Nässe schützen. Nach Aussage der Marine-Beamten soll ein solches Dach sogar weit länger als Schindeln oder das beste getheerte Segeltuch halten. Interes- sant war mir in einem der Säle das sehr detaillirte, ganz auseinander zu nehmende Modell eines Kriegs- schiffes, welches für die Seeschule zu Delfft verfertigt ward, und den Unterricht überaus anschaulich macht.
3*
achtet der Geringfügigkeit der Summe, mit der größ- ten Unterwürfigkeit benahm, und nachdem er mir ſorgſam das Geld ſelbſt aufgezählt hatte, mich bis an die Hausthüre begleitete. Ich war daher nicht wenig verwundert, nachher von meinem Lohnbedien- ten zu erfahren, daß man das Vermögen dieſes Man- nes auf zwei Millionen Gulden ſchätze. Es ſcheint alſo, daß viel Geld hier die Banquiers noch nicht ſo hochmüthig gemacht habe, als in andern Ländern. Ich beſah hierauf das Arſenal, welches ich, im Ver- gleich mit engliſchen Etabliſſements dieſer Art, nur unbedeutend fand. Mehrere der Schuppen ſind mit Pappe gedeckt, was ſehr dauerhaft ſeyn ſoll, und gut ausſieht. Es wird dazu ganz gewöhnliche ſtarke, in viereckige Platten geſchnittene Pappe genommen, die man in einem Keſſel, worin Holztheer, ſiedet, mehrmals eintunkt, bis ſie auf beiden Seiten überall ganz damit bedeckt und durchzogen iſt, worauf man ſie zum Trocknen an die Sonne hängt. Dann wer- den die einzelnen Stücke auf dem ſehr flachen Dache gleich Kupferplatten übereinander gelegt, und mit Nägeln auf die darunter befindlichen Bretter feſtge- macht, welche ſie viele Jahre lang gänzlich gegen Näſſe ſchützen. Nach Ausſage der Marine-Beamten ſoll ein ſolches Dach ſogar weit länger als Schindeln oder das beſte getheerte Segeltuch halten. Intereſ- ſant war mir in einem der Säle das ſehr detaillirte, ganz auseinander zu nehmende Modell eines Kriegs- ſchiffes, welches für die Seeſchule zu Delfft verfertigt ward, und den Unterricht überaus anſchaulich macht.
3*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0075"n="35"/>
achtet der Geringfügigkeit der Summe, mit der größ-<lb/>
ten Unterwürfigkeit benahm, und nachdem er mir<lb/>ſorgſam das Geld ſelbſt aufgezählt hatte, mich bis<lb/>
an die Hausthüre begleitete. Ich war daher nicht<lb/>
wenig verwundert, nachher von meinem Lohnbedien-<lb/>
ten zu erfahren, daß man das Vermögen dieſes Man-<lb/>
nes auf zwei Millionen Gulden ſchätze. Es ſcheint<lb/>
alſo, daß viel Geld hier die Banquiers noch nicht ſo<lb/>
hochmüthig gemacht habe, als in andern Ländern.<lb/>
Ich beſah hierauf das Arſenal, welches ich, im Ver-<lb/>
gleich mit engliſchen Etabliſſements dieſer Art, nur<lb/>
unbedeutend fand. Mehrere der Schuppen ſind mit<lb/>
Pappe gedeckt, was ſehr dauerhaft ſeyn ſoll, und<lb/>
gut ausſieht. Es wird dazu ganz gewöhnliche ſtarke,<lb/>
in viereckige Platten geſchnittene Pappe genommen,<lb/>
die man in einem Keſſel, worin Holztheer, ſiedet,<lb/>
mehrmals eintunkt, bis ſie auf beiden Seiten überall<lb/>
ganz damit bedeckt und durchzogen iſt, worauf man<lb/>ſie zum Trocknen an die Sonne hängt. Dann wer-<lb/>
den die einzelnen Stücke auf dem ſehr flachen Dache<lb/>
gleich Kupferplatten übereinander gelegt, und mit<lb/>
Nägeln auf die darunter befindlichen Bretter feſtge-<lb/>
macht, welche ſie viele Jahre lang gänzlich gegen<lb/>
Näſſe ſchützen. Nach Ausſage der Marine-Beamten<lb/>ſoll ein ſolches Dach ſogar weit länger als Schindeln<lb/>
oder das beſte getheerte Segeltuch halten. Intereſ-<lb/>ſant war mir in einem der Säle das ſehr detaillirte,<lb/>
ganz auseinander zu nehmende Modell eines Kriegs-<lb/>ſchiffes, welches für die Seeſchule zu Delfft verfertigt<lb/>
ward, und den Unterricht überaus anſchaulich macht.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">3*</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[35/0075]
achtet der Geringfügigkeit der Summe, mit der größ-
ten Unterwürfigkeit benahm, und nachdem er mir
ſorgſam das Geld ſelbſt aufgezählt hatte, mich bis
an die Hausthüre begleitete. Ich war daher nicht
wenig verwundert, nachher von meinem Lohnbedien-
ten zu erfahren, daß man das Vermögen dieſes Man-
nes auf zwei Millionen Gulden ſchätze. Es ſcheint
alſo, daß viel Geld hier die Banquiers noch nicht ſo
hochmüthig gemacht habe, als in andern Ländern.
Ich beſah hierauf das Arſenal, welches ich, im Ver-
gleich mit engliſchen Etabliſſements dieſer Art, nur
unbedeutend fand. Mehrere der Schuppen ſind mit
Pappe gedeckt, was ſehr dauerhaft ſeyn ſoll, und
gut ausſieht. Es wird dazu ganz gewöhnliche ſtarke,
in viereckige Platten geſchnittene Pappe genommen,
die man in einem Keſſel, worin Holztheer, ſiedet,
mehrmals eintunkt, bis ſie auf beiden Seiten überall
ganz damit bedeckt und durchzogen iſt, worauf man
ſie zum Trocknen an die Sonne hängt. Dann wer-
den die einzelnen Stücke auf dem ſehr flachen Dache
gleich Kupferplatten übereinander gelegt, und mit
Nägeln auf die darunter befindlichen Bretter feſtge-
macht, welche ſie viele Jahre lang gänzlich gegen
Näſſe ſchützen. Nach Ausſage der Marine-Beamten
ſoll ein ſolches Dach ſogar weit länger als Schindeln
oder das beſte getheerte Segeltuch halten. Intereſ-
ſant war mir in einem der Säle das ſehr detaillirte,
ganz auseinander zu nehmende Modell eines Kriegs-
ſchiffes, welches für die Seeſchule zu Delfft verfertigt
ward, und den Unterricht überaus anſchaulich macht.
3*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/75>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.