etablirt, und erwiederte auf meine Klagen lustig in ihrem breiten Dialekt: "Comment, comment, vous n'avez pas pau dormir? moi parfaitement, tres comfortable, j'etais tres chaudement couche entre deux matelots, et je m'en porte a merveille." -- "Madame," sagte ich, "on comprend que vous ne craignez pas la mer."
Mitten in der zweiten Nacht ankerten wir an der Londoner Brücke, der fatalste Umstand, der Einem hier begegnen kann, weil man dann, wegen der Strenge der Douanen, vor der Visitation seiner Sa- chen nichts mit sich vom Schiffe nehmen darf, die Büreaus aber nicht vor 10 Uhr früh geöffnet werden. Da ich meine deutschen Diener nicht mit Wagen und Effekten allein lassen mochte, und eben so vernach- lässigt hatte, mir Quartier zu bestellen, als mich durch den Gesandten von der Visitation zu befreien, so war ich genöthigt, fast wie ich ging und stand, die Nacht in einer elenden Matrosen-Taverne am Ufer zuzubringen, fand aber am Morgen, wo ich bei der Untersuchung meiner Sachen gegenwärtig war, auch hier den selten trügenden goldnen Schlüssel sehr wirksam, um mir langes Warten und Weitläuftig- keiten zu ersparen. Selbst ein paar Dutzend franzö- sische Handschuhe, die in aller Unschuld bei meiner Wäsche oben auflagen, schienen durch meine Guinee unsichtbar geworden zu seyn, denn Niemand be- merkte sie.
So schnell als möglich eilte ich aus der schmutzigen City mit ihrem Ameisengetümmel herauszukommen,
etablirt, und erwiederte auf meine Klagen luſtig in ihrem breiten Dialekt: „Comment, comment, vous n’avez pas pû dormir? moi parfaitement, très comfortable, j’étais tres chaudement couché entre deux matelots, et je m’en porte à merveille.“ — „Madame,“ ſagte ich, „on comprend que vous ne craignez pas la mer.“
Mitten in der zweiten Nacht ankerten wir an der Londoner Brücke, der fatalſte Umſtand, der Einem hier begegnen kann, weil man dann, wegen der Strenge der Douanen, vor der Viſitation ſeiner Sa- chen nichts mit ſich vom Schiffe nehmen darf, die Büreaus aber nicht vor 10 Uhr früh geöffnet werden. Da ich meine deutſchen Diener nicht mit Wagen und Effekten allein laſſen mochte, und eben ſo vernach- läſſigt hatte, mir Quartier zu beſtellen, als mich durch den Geſandten von der Viſitation zu befreien, ſo war ich genöthigt, faſt wie ich ging und ſtand, die Nacht in einer elenden Matroſen-Taverne am Ufer zuzubringen, fand aber am Morgen, wo ich bei der Unterſuchung meiner Sachen gegenwärtig war, auch hier den ſelten trügenden goldnen Schlüſſel ſehr wirkſam, um mir langes Warten und Weitläuftig- keiten zu erſparen. Selbſt ein paar Dutzend franzö- ſiſche Handſchuhe, die in aller Unſchuld bei meiner Wäſche oben auflagen, ſchienen durch meine Guinee unſichtbar geworden zu ſeyn, denn Niemand be- merkte ſie.
So ſchnell als möglich eilte ich aus der ſchmutzigen City mit ihrem Ameiſengetümmel herauszukommen,
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etablirt, und erwiederte auf meine Klagen luſtig in
ihrem breiten Dialekt: „Comment, comment, vous
n’avez pas pû dormir? moi parfaitement, très
comfortable, j’étais tres chaudement couché entre
deux matelots, et je m’en porte à merveille.“ —
„Madame,“ ſagte ich, „on comprend que vous ne
craignez pas la mer.“
Mitten in der zweiten Nacht ankerten wir an der
Londoner Brücke, der fatalſte Umſtand, der Einem
hier begegnen kann, weil man dann, wegen der
Strenge der Douanen, vor der Viſitation ſeiner Sa-
chen nichts mit ſich vom Schiffe nehmen darf, die
Büreaus aber nicht vor 10 Uhr früh geöffnet werden.
Da ich meine deutſchen Diener nicht mit Wagen und
Effekten allein laſſen mochte, und eben ſo vernach-
läſſigt hatte, mir Quartier zu beſtellen, als mich
durch den Geſandten von der Viſitation zu befreien,
ſo war ich genöthigt, faſt wie ich ging und ſtand,
die Nacht in einer elenden Matroſen-Taverne am
Ufer zuzubringen, fand aber am Morgen, wo ich bei
der Unterſuchung meiner Sachen gegenwärtig war,
auch hier den ſelten trügenden goldnen Schlüſſel ſehr
wirkſam, um mir langes Warten und Weitläuftig-
keiten zu erſparen. Selbſt ein paar Dutzend franzö-
ſiſche Handſchuhe, die in aller Unſchuld bei meiner
Wäſche oben auflagen, ſchienen durch meine Guinee
unſichtbar geworden zu ſeyn, denn Niemand be-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/81>, abgerufen am 21.11.2024.
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