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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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beiten, es bleibt also nichts übrig, als die Alterna-
tive: Kolonieen mit Sclaven, oder keine Colonieen.
Dies wisse man auch recht gut, habe aber ganz an-
dere Zwecke bei der Sache, die sich blos hinter der
Etalage von Menschenliebe (dies waren seine Worte)
zu verstecken suchten. Die Sclaven, behauptete er
übrigens, würden schon des eignen Vortheils der
Herrn wegen weit besser behandelt, als z. B. die ir-
ländischen Bauern, und er habe früher in Europa
gar oft auch Dienstboten weit schlimmer traktiren ge-
sehen. Eine Ausnahme hie und da möge vorkommen,
sie käme aber beim Ganzen nicht in Betracht u. s. w.
Ich suchte das Gespräch von dem, für Menschen-
freunde so schmerzlichen Gegenstand abzuleiten, und
ließ mir dagegen von ihm das Leben Guyanas und
die Pracht seiner Urwälder beschreiben, eine weit in-
teressantere Unterhaltung, die mich fast mit einer Art
Heimweh nach jenen Naturwundern erfüllte, wo Al-
les herrlicher, nur der Mensch niedriger ist.

Das lächerliche Element unserer Fahrt war eine
englische Dame, die mit seltner Volubilität und bei jeder
Gelegenheit französische Conversationen anzuknüpfen
suchte. Nicht mehr im blühendsten Alter, wußte sie
diesem Fehler, selbst auf dem Schiff, durch die sorg-
fältigste Toilette abzuhelfen, und einer der Passagiere
behauptete sogar, sie habe "a crack" im Nacken,
eine neuerfundene Art Schraube, durch welche die
Runzeln aufgewunden werden. Als wir spät am
Morgen Alle mehr oder weniger elend auf dem Ver-
deck erschienen, war sie schon im eleganten Negligee dort

beiten, es bleibt alſo nichts übrig, als die Alterna-
tive: Kolonieen mit Sclaven, oder keine Colonieen.
Dies wiſſe man auch recht gut, habe aber ganz an-
dere Zwecke bei der Sache, die ſich blos hinter der
Etalage von Menſchenliebe (dies waren ſeine Worte)
zu verſtecken ſuchten. Die Sclaven, behauptete er
übrigens, würden ſchon des eignen Vortheils der
Herrn wegen weit beſſer behandelt, als z. B. die ir-
ländiſchen Bauern, und er habe früher in Europa
gar oft auch Dienſtboten weit ſchlimmer traktiren ge-
ſehen. Eine Ausnahme hie und da möge vorkommen,
ſie käme aber beim Ganzen nicht in Betracht u. ſ. w.
Ich ſuchte das Geſpräch von dem, für Menſchen-
freunde ſo ſchmerzlichen Gegenſtand abzuleiten, und
ließ mir dagegen von ihm das Leben Guyanas und
die Pracht ſeiner Urwälder beſchreiben, eine weit in-
tereſſantere Unterhaltung, die mich faſt mit einer Art
Heimweh nach jenen Naturwundern erfüllte, wo Al-
les herrlicher, nur der Menſch niedriger iſt.

Das lächerliche Element unſerer Fahrt war eine
engliſche Dame, die mit ſeltner Volubilität und bei jeder
Gelegenheit franzöſiſche Converſationen anzuknüpfen
ſuchte. Nicht mehr im blühendſten Alter, wußte ſie
dieſem Fehler, ſelbſt auf dem Schiff, durch die ſorg-
fältigſte Toilette abzuhelfen, und einer der Paſſagiere
behauptete ſogar, ſie habe „a crack“ im Nacken,
eine neuerfundene Art Schraube, durch welche die
Runzeln aufgewunden werden. Als wir ſpät am
Morgen Alle mehr oder weniger elend auf dem Ver-
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[40/0080] beiten, es bleibt alſo nichts übrig, als die Alterna- tive: Kolonieen mit Sclaven, oder keine Colonieen. Dies wiſſe man auch recht gut, habe aber ganz an- dere Zwecke bei der Sache, die ſich blos hinter der Etalage von Menſchenliebe (dies waren ſeine Worte) zu verſtecken ſuchten. Die Sclaven, behauptete er übrigens, würden ſchon des eignen Vortheils der Herrn wegen weit beſſer behandelt, als z. B. die ir- ländiſchen Bauern, und er habe früher in Europa gar oft auch Dienſtboten weit ſchlimmer traktiren ge- ſehen. Eine Ausnahme hie und da möge vorkommen, ſie käme aber beim Ganzen nicht in Betracht u. ſ. w. Ich ſuchte das Geſpräch von dem, für Menſchen- freunde ſo ſchmerzlichen Gegenſtand abzuleiten, und ließ mir dagegen von ihm das Leben Guyanas und die Pracht ſeiner Urwälder beſchreiben, eine weit in- tereſſantere Unterhaltung, die mich faſt mit einer Art Heimweh nach jenen Naturwundern erfüllte, wo Al- les herrlicher, nur der Menſch niedriger iſt. Das lächerliche Element unſerer Fahrt war eine engliſche Dame, die mit ſeltner Volubilität und bei jeder Gelegenheit franzöſiſche Converſationen anzuknüpfen ſuchte. Nicht mehr im blühendſten Alter, wußte ſie dieſem Fehler, ſelbſt auf dem Schiff, durch die ſorg- fältigſte Toilette abzuhelfen, und einer der Paſſagiere behauptete ſogar, ſie habe „a crack“ im Nacken, eine neuerfundene Art Schraube, durch welche die Runzeln aufgewunden werden. Als wir ſpät am Morgen Alle mehr oder weniger elend auf dem Ver- deck erſchienen, war ſie ſchon im eleganten Negligée dort

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/80>, abgerufen am 24.11.2024.