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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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genblattes wärest, Du könntest keinen fleißigern Re-
ferenten haben als mich, und es mag mir schlecht
oder gut gehen, ich mag traurig oder heiter seyn,
dennoch thue ich immer meine Pflicht. Grade jetzt
geht es mir nicht zum besten. Ich bin unwohl, und
habe viel Geld im Whist verloren. Uebrigens ist es
merkwürdig, wie schnell man sich hier in England
gewöhnt, ein Pfund wie einen Thaler zu betrach-
ten. Obgleich ich den Unterschied wohl kenne, und
oft nicht ganz angenehm empfinde, so bleibt doch der
sinnliche Eindruck des Pfundes hier grade derselbe,
wie der eines Thalers bei uns, worüber ich oft selbst
lachen muß. Ich wünschte, das Schicksal machte auch
einmal eine ähnliche Verwechselung, und unsere Thaler
zu Pfunden, gewiß vergrübe ich das meinige nicht.
Doch wucherten wir immer gut mit dem uns Ver-
liehenen, denn wenn man eine verschönerte Gottes-
Natur aus todtem Gelde zu machen sucht wie ich,
so hat man gut gewuchert, auch wenn man glückliche
und zufriedene Menschen damit macht, und auch das
that ich durch gegebene Arbeit, Du auf direkterem
Wege reichlich durch Wohlthaten an die Bedürftigen.

Klugheit war weniger unsre Stärke, und wenn
Du etwas mehr als ich davon aufzuweisen hast,
so kömmt das blos daher, weil Du ein Weib bist,
welche sich immer auf der Defensive halten müssen.
Klugheit ist aber weit mehr eine Vertheidigungs-
als eine Angriffskunst.

Du kannst sie jetzt grade in der S ..... schen An-
gelegenheit üben, und ich sehe Dich schon in Gedan-

genblattes wäreſt, Du könnteſt keinen fleißigern Re-
ferenten haben als mich, und es mag mir ſchlecht
oder gut gehen, ich mag traurig oder heiter ſeyn,
dennoch thue ich immer meine Pflicht. Grade jetzt
geht es mir nicht zum beſten. Ich bin unwohl, und
habe viel Geld im Whiſt verloren. Uebrigens iſt es
merkwürdig, wie ſchnell man ſich hier in England
gewöhnt, ein Pfund wie einen Thaler zu betrach-
ten. Obgleich ich den Unterſchied wohl kenne, und
oft nicht ganz angenehm empfinde, ſo bleibt doch der
ſinnliche Eindruck des Pfundes hier grade derſelbe,
wie der eines Thalers bei uns, worüber ich oft ſelbſt
lachen muß. Ich wünſchte, das Schickſal machte auch
einmal eine ähnliche Verwechſelung, und unſere Thaler
zu Pfunden, gewiß vergrübe ich das meinige nicht.
Doch wucherten wir immer gut mit dem uns Ver-
liehenen, denn wenn man eine verſchönerte Gottes-
Natur aus todtem Gelde zu machen ſucht wie ich,
ſo hat man gut gewuchert, auch wenn man glückliche
und zufriedene Menſchen damit macht, und auch das
that ich durch gegebene Arbeit, Du auf direkterem
Wege reichlich durch Wohlthaten an die Bedürftigen.

Klugheit war weniger unſre Stärke, und wenn
Du etwas mehr als ich davon aufzuweiſen haſt,
ſo kömmt das blos daher, weil Du ein Weib biſt,
welche ſich immer auf der Defenſive halten müſſen.
Klugheit iſt aber weit mehr eine Vertheidigungs-
als eine Angriffskunſt.

Du kannſt ſie jetzt grade in der S ..... ſchen An-
gelegenheit üben, und ich ſehe Dich ſchon in Gedan-

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[96/0112] genblattes wäreſt, Du könnteſt keinen fleißigern Re- ferenten haben als mich, und es mag mir ſchlecht oder gut gehen, ich mag traurig oder heiter ſeyn, dennoch thue ich immer meine Pflicht. Grade jetzt geht es mir nicht zum beſten. Ich bin unwohl, und habe viel Geld im Whiſt verloren. Uebrigens iſt es merkwürdig, wie ſchnell man ſich hier in England gewöhnt, ein Pfund wie einen Thaler zu betrach- ten. Obgleich ich den Unterſchied wohl kenne, und oft nicht ganz angenehm empfinde, ſo bleibt doch der ſinnliche Eindruck des Pfundes hier grade derſelbe, wie der eines Thalers bei uns, worüber ich oft ſelbſt lachen muß. Ich wünſchte, das Schickſal machte auch einmal eine ähnliche Verwechſelung, und unſere Thaler zu Pfunden, gewiß vergrübe ich das meinige nicht. Doch wucherten wir immer gut mit dem uns Ver- liehenen, denn wenn man eine verſchönerte Gottes- Natur aus todtem Gelde zu machen ſucht wie ich, ſo hat man gut gewuchert, auch wenn man glückliche und zufriedene Menſchen damit macht, und auch das that ich durch gegebene Arbeit, Du auf direkterem Wege reichlich durch Wohlthaten an die Bedürftigen. Klugheit war weniger unſre Stärke, und wenn Du etwas mehr als ich davon aufzuweiſen haſt, ſo kömmt das blos daher, weil Du ein Weib biſt, welche ſich immer auf der Defenſive halten müſſen. Klugheit iſt aber weit mehr eine Vertheidigungs- als eine Angriffskunſt. Du kannſt ſie jetzt grade in der S ..... ſchen An- gelegenheit üben, und ich ſehe Dich ſchon in Gedan-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/112>, abgerufen am 22.12.2024.