allein mit vielem Gelde und technischer Fertigkeit, sondern auch mit ungemeinem Geschmack, ja Genie ausgeführt wird. Die Größe und Pracht des Schlos- ses, welches, noch nicht halb fertig, schon an drei Millionen unsers Geldes gekostet hat, ist in der That eines Königs von England würdig. Auf einem Berge, grade über der Stadt sich erhebend, und auf allen Seiten eine herrliche Aussicht und Ansicht gewährend, bietet seine Lage schon einen großen Vortheil dar. Sein historisches Interesse, sein hohes Alter, und die erstaunliche Größe und Ausdehnung, die es jetzt erhält, vereinigen sich, es einzig in der Welt zu machen.
Die Pracht des Innern entspricht dem Aeußern. In den ungeheuren gothischen Fenstern kostet z. B. jede der einzelnen Spiegelscheiben zwölf L. St., und Sammt, Seide und Vergoldung blenden im Innern das Auge. Eine hohe Terrasse auf der Seite der Zimmer des Königs, die die Treibhäuser nach Innen bildet, und nach Außen nur eine hohe schroffe Mauer im ernsten Charakter des Ganzen zeigt, umschließt den reizendsten Blumengarten und pleasure ground. Die vier großen Eingangsthore im Schloßhofe sind so sinnig angebracht, daß jedes einen der interessan- testen Theile der Landschaft wie im Rahmen faßt.
Alle Zusätze sind, wie ich wohl schon erwähnt, so vortrefflich ausgeführt, daß sie vom Alten nicht zu unterscheiden sind, und ich mag es nicht tadeln, daß man dabei, auch im weniger Geschmackvollen, sich dennoch ganz treu an den frühern Styl gehalten hat. Dagegen gestehe ich, daß die Verzierungen des Innern, ungeachtet ihres Reichthums, mir Vieles
allein mit vielem Gelde und techniſcher Fertigkeit, ſondern auch mit ungemeinem Geſchmack, ja Genie ausgeführt wird. Die Größe und Pracht des Schloſ- ſes, welches, noch nicht halb fertig, ſchon an drei Millionen unſers Geldes gekoſtet hat, iſt in der That eines Königs von England würdig. Auf einem Berge, grade über der Stadt ſich erhebend, und auf allen Seiten eine herrliche Ausſicht und Anſicht gewährend, bietet ſeine Lage ſchon einen großen Vortheil dar. Sein hiſtoriſches Intereſſe, ſein hohes Alter, und die erſtaunliche Größe und Ausdehnung, die es jetzt erhält, vereinigen ſich, es einzig in der Welt zu machen.
Die Pracht des Innern entſpricht dem Aeußern. In den ungeheuren gothiſchen Fenſtern koſtet z. B. jede der einzelnen Spiegelſcheiben zwölf L. St., und Sammt, Seide und Vergoldung blenden im Innern das Auge. Eine hohe Terraſſe auf der Seite der Zimmer des Königs, die die Treibhäuſer nach Innen bildet, und nach Außen nur eine hohe ſchroffe Mauer im ernſten Charakter des Ganzen zeigt, umſchließt den reizendſten Blumengarten und pleasure ground. Die vier großen Eingangsthore im Schloßhofe ſind ſo ſinnig angebracht, daß jedes einen der intereſſan- teſten Theile der Landſchaft wie im Rahmen faßt.
Alle Zuſätze ſind, wie ich wohl ſchon erwähnt, ſo vortrefflich ausgeführt, daß ſie vom Alten nicht zu unterſcheiden ſind, und ich mag es nicht tadeln, daß man dabei, auch im weniger Geſchmackvollen, ſich dennoch ganz treu an den frühern Styl gehalten hat. Dagegen geſtehe ich, daß die Verzierungen des Innern, ungeachtet ihres Reichthums, mir Vieles
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0162"n="146"/>
allein mit vielem Gelde und techniſcher Fertigkeit,<lb/>ſondern auch mit ungemeinem Geſchmack, ja Genie<lb/>
ausgeführt wird. Die Größe und Pracht des Schloſ-<lb/>ſes, welches, noch nicht halb fertig, ſchon an drei<lb/>
Millionen unſers Geldes gekoſtet hat, iſt in der That<lb/>
eines Königs von England würdig. Auf einem Berge,<lb/>
grade über der Stadt ſich erhebend, und auf allen<lb/>
Seiten eine herrliche Ausſicht und Anſicht gewährend,<lb/>
bietet ſeine Lage ſchon einen großen Vortheil dar.<lb/>
Sein hiſtoriſches Intereſſe, ſein hohes Alter, und<lb/>
die erſtaunliche Größe und Ausdehnung, die es jetzt<lb/>
erhält, vereinigen ſich, es einzig in der Welt zu machen.</p><lb/><p>Die Pracht des Innern entſpricht dem Aeußern.<lb/>
In den ungeheuren gothiſchen Fenſtern koſtet z. B.<lb/>
jede der einzelnen Spiegelſcheiben zwölf L. St., und<lb/>
Sammt, Seide und Vergoldung blenden im Innern<lb/>
das Auge. Eine hohe Terraſſe auf der Seite der<lb/>
Zimmer des Königs, die die Treibhäuſer nach Innen<lb/>
bildet, und nach Außen nur eine hohe ſchroffe Mauer<lb/>
im ernſten Charakter des Ganzen zeigt, umſchließt<lb/>
den reizendſten Blumengarten und <hirendition="#aq">pleasure ground.</hi><lb/>
Die vier großen Eingangsthore im Schloßhofe ſind<lb/>ſo ſinnig angebracht, daß jedes einen der intereſſan-<lb/>
teſten Theile der Landſchaft wie im Rahmen faßt.</p><lb/><p>Alle Zuſätze ſind, wie ich wohl ſchon erwähnt, ſo<lb/>
vortrefflich ausgeführt, daß ſie vom Alten nicht zu<lb/>
unterſcheiden ſind, und ich mag es nicht tadeln,<lb/>
daß man dabei, auch im weniger Geſchmackvollen,<lb/>ſich dennoch ganz treu an den frühern Styl gehalten<lb/>
hat. Dagegen geſtehe ich, daß die Verzierungen des<lb/>
Innern, ungeachtet ihres Reichthums, mir Vieles<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[146/0162]
allein mit vielem Gelde und techniſcher Fertigkeit,
ſondern auch mit ungemeinem Geſchmack, ja Genie
ausgeführt wird. Die Größe und Pracht des Schloſ-
ſes, welches, noch nicht halb fertig, ſchon an drei
Millionen unſers Geldes gekoſtet hat, iſt in der That
eines Königs von England würdig. Auf einem Berge,
grade über der Stadt ſich erhebend, und auf allen
Seiten eine herrliche Ausſicht und Anſicht gewährend,
bietet ſeine Lage ſchon einen großen Vortheil dar.
Sein hiſtoriſches Intereſſe, ſein hohes Alter, und
die erſtaunliche Größe und Ausdehnung, die es jetzt
erhält, vereinigen ſich, es einzig in der Welt zu machen.
Die Pracht des Innern entſpricht dem Aeußern.
In den ungeheuren gothiſchen Fenſtern koſtet z. B.
jede der einzelnen Spiegelſcheiben zwölf L. St., und
Sammt, Seide und Vergoldung blenden im Innern
das Auge. Eine hohe Terraſſe auf der Seite der
Zimmer des Königs, die die Treibhäuſer nach Innen
bildet, und nach Außen nur eine hohe ſchroffe Mauer
im ernſten Charakter des Ganzen zeigt, umſchließt
den reizendſten Blumengarten und pleasure ground.
Die vier großen Eingangsthore im Schloßhofe ſind
ſo ſinnig angebracht, daß jedes einen der intereſſan-
teſten Theile der Landſchaft wie im Rahmen faßt.
Alle Zuſätze ſind, wie ich wohl ſchon erwähnt, ſo
vortrefflich ausgeführt, daß ſie vom Alten nicht zu
unterſcheiden ſind, und ich mag es nicht tadeln,
daß man dabei, auch im weniger Geſchmackvollen,
ſich dennoch ganz treu an den frühern Styl gehalten
hat. Dagegen geſtehe ich, daß die Verzierungen des
Innern, ungeachtet ihres Reichthums, mir Vieles
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/162>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.