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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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Kriegsschiff unter Kähnen vor mir zu sehen.
Der Wind sauste aber fürchterlich in der Höhe, und
alles war hier so sehr im Absterben begriffen, daß
die steinernen Sitze der Candelabres in den Ecken der
Gallerie, wie diese selbst bereits zum Theil einge-
stürzt waren, die noch stehenden aber sich wie Schie-
fer abblätterten, auch die Eisen welche sie zusam-
menhielten, so locker und verrostet waren, daß im
Winde die ganze Plateforme zu schwanken schien.
Nach und nach wurde mir in dem fortwährenden
Sturme unheimlich zu Muthe. Ich begann also den
Rückzug, fand aber das Herunterkommen weit
schwerer als das Hinaufklimmen, wie es immer bei
solchen Gelegenheiten der Fall ist. Nur muß man
sich den entmuthigenden Gedanken keinen Augenblick
überlassen, das beste und einzige Mittel, wenn man,
wie die Engländer sagen "nervous" zu werden an-
fängt. Indem ich mich also rückwärts nach der Lei-
ter gewendet, fest an die Balken anklammerte, ließ
ich mich in die Tiefe unter mir hinab und suchte, an
den Armen hängend und meine Beine wie Fühlhör-
ner ausstreckend, emsig die oberste Stufe -- sehr
froh als ich endlich festen Fuß faßte. Unten ange-
kommen erschien ich eben so schwarz als der Küster.

Unterdessen war es Zeit zum Abend-Gottesdienst
im Dom geworden, wo die größte Orgel Eng-
lands
und eine ausgewählte Musik, mir in dem
herrlichen Lokal einen schönen Ausruhepunkt ver-
hieß. Ich eilte schnell dahin, und verträumte bald
eine süße halbe Stunde unter der Töne Gewalt- und

Kriegsſchiff unter Kähnen vor mir zu ſehen.
Der Wind ſauſte aber fürchterlich in der Höhe, und
alles war hier ſo ſehr im Abſterben begriffen, daß
die ſteinernen Sitze der Candelabres in den Ecken der
Gallerie, wie dieſe ſelbſt bereits zum Theil einge-
ſtürzt waren, die noch ſtehenden aber ſich wie Schie-
fer abblätterten, auch die Eiſen welche ſie zuſam-
menhielten, ſo locker und verroſtet waren, daß im
Winde die ganze Plateforme zu ſchwanken ſchien.
Nach und nach wurde mir in dem fortwährenden
Sturme unheimlich zu Muthe. Ich begann alſo den
Rückzug, fand aber das Herunterkommen weit
ſchwerer als das Hinaufklimmen, wie es immer bei
ſolchen Gelegenheiten der Fall iſt. Nur muß man
ſich den entmuthigenden Gedanken keinen Augenblick
überlaſſen, das beſte und einzige Mittel, wenn man,
wie die Engländer ſagen „nervous“ zu werden an-
fängt. Indem ich mich alſo rückwärts nach der Lei-
ter gewendet, feſt an die Balken anklammerte, ließ
ich mich in die Tiefe unter mir hinab und ſuchte, an
den Armen hängend und meine Beine wie Fühlhör-
ner ausſtreckend, emſig die oberſte Stufe — ſehr
froh als ich endlich feſten Fuß faßte. Unten ange-
kommen erſchien ich eben ſo ſchwarz als der Küſter.

Unterdeſſen war es Zeit zum Abend-Gottesdienſt
im Dom geworden, wo die größte Orgel Eng-
lands
und eine ausgewählte Muſik, mir in dem
herrlichen Lokal einen ſchönen Ausruhepunkt ver-
hieß. Ich eilte ſchnell dahin, und verträumte bald
eine ſüße halbe Stunde unter der Töne Gewalt- und

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[184/0200] Kriegsſchiff unter Kähnen vor mir zu ſehen. Der Wind ſauſte aber fürchterlich in der Höhe, und alles war hier ſo ſehr im Abſterben begriffen, daß die ſteinernen Sitze der Candelabres in den Ecken der Gallerie, wie dieſe ſelbſt bereits zum Theil einge- ſtürzt waren, die noch ſtehenden aber ſich wie Schie- fer abblätterten, auch die Eiſen welche ſie zuſam- menhielten, ſo locker und verroſtet waren, daß im Winde die ganze Plateforme zu ſchwanken ſchien. Nach und nach wurde mir in dem fortwährenden Sturme unheimlich zu Muthe. Ich begann alſo den Rückzug, fand aber das Herunterkommen weit ſchwerer als das Hinaufklimmen, wie es immer bei ſolchen Gelegenheiten der Fall iſt. Nur muß man ſich den entmuthigenden Gedanken keinen Augenblick überlaſſen, das beſte und einzige Mittel, wenn man, wie die Engländer ſagen „nervous“ zu werden an- fängt. Indem ich mich alſo rückwärts nach der Lei- ter gewendet, feſt an die Balken anklammerte, ließ ich mich in die Tiefe unter mir hinab und ſuchte, an den Armen hängend und meine Beine wie Fühlhör- ner ausſtreckend, emſig die oberſte Stufe — ſehr froh als ich endlich feſten Fuß faßte. Unten ange- kommen erſchien ich eben ſo ſchwarz als der Küſter. Unterdeſſen war es Zeit zum Abend-Gottesdienſt im Dom geworden, wo die größte Orgel Eng- lands und eine ausgewählte Muſik, mir in dem herrlichen Lokal einen ſchönen Ausruhepunkt ver- hieß. Ich eilte ſchnell dahin, und verträumte bald eine ſüße halbe Stunde unter der Töne Gewalt- und

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/200>, abgerufen am 22.12.2024.