Auch diese Gewitter, die sich an Asiens Gränze zusammenziehen, schlagen vielleicht erst später mitten in Europa am heftigsten ein. Mit uns hoffe ich aber, wird der Donnergott seyn, Preußens Zukunft steht in meiner Ahnung selbst hoher und glänzender da, als sie ihm bis jetzt das Schicksal gönnte, nur verliere es seine Devise nicht aus den Augen: "Vor- wärts!"
Zu Haus angekommen, fand ich Deinen Brief, der mich sehr belustigte, besonders die von H. vergeb- lich in Paris auf Bouteillen gezogenen Saillien, die in S ... so wenig Anwendung finden, denn wohl hast Du Recht:
"Rien de plus triste qu'un bon mot qui se perd dans l'oreille d'un sot," und in diesem Falle mag er sich oft genug befinden.
Den 20sten.
Da man jetzt Zeit hat, das Schauspiel zu besuchen, und gerade die besten Akteurs spielen, so widmete ich viele meiner Abende diesem ästhetischen Zeitvertreibe, und sah unter andern gestern mit erneutem Vergnü- gen Kembles künstlerische Darstellung des Falstaff wieder, von der ich Dir schon einmal schrieb. Nach- holen kann ich jetzt noch, daß sein Costume, in weiß und rothen Farben, sehr gewählt, und von der sorg- fältigsten Eleganz, wenn gleich ein wenig abgenutzt
Auch dieſe Gewitter, die ſich an Aſiens Gränze zuſammenziehen, ſchlagen vielleicht erſt ſpäter mitten in Europa am heftigſten ein. Mit uns hoffe ich aber, wird der Donnergott ſeyn, Preußens Zukunft ſteht in meiner Ahnung ſelbſt hoher und glänzender da, als ſie ihm bis jetzt das Schickſal gönnte, nur verliere es ſeine Deviſe nicht aus den Augen: „Vor- wärts!“
Zu Haus angekommen, fand ich Deinen Brief, der mich ſehr beluſtigte, beſonders die von H. vergeb- lich in Paris auf Bouteillen gezogenen Saillien, die in S … ſo wenig Anwendung finden, denn wohl haſt Du Recht:
„Rien de plus triste qu’un bon mot qui se perd dans l’oreille d’un sot,“ und in dieſem Falle mag er ſich oft genug befinden.
Den 20ſten.
Da man jetzt Zeit hat, das Schauſpiel zu beſuchen, und gerade die beſten Akteurs ſpielen, ſo widmete ich viele meiner Abende dieſem äſthetiſchen Zeitvertreibe, und ſah unter andern geſtern mit erneutem Vergnü- gen Kembles künſtleriſche Darſtellung des Falſtaff wieder, von der ich Dir ſchon einmal ſchrieb. Nach- holen kann ich jetzt noch, daß ſein Coſtume, in weiß und rothen Farben, ſehr gewählt, und von der ſorg- fältigſten Eleganz, wenn gleich ein wenig abgenutzt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0264"n="248"/><p>Auch dieſe Gewitter, die ſich an Aſiens Gränze<lb/>
zuſammenziehen, ſchlagen vielleicht erſt ſpäter mitten<lb/>
in Europa am heftigſten ein. Mit <hirendition="#g">uns</hi> hoffe ich<lb/>
aber, wird der Donnergott ſeyn, Preußens Zukunft<lb/>ſteht in meiner Ahnung ſelbſt hoher und glänzender<lb/>
da, als ſie ihm bis jetzt das Schickſal gönnte, nur<lb/>
verliere es ſeine Deviſe nicht aus den Augen: „Vor-<lb/>
wärts!“</p><lb/><p>Zu Haus angekommen, fand ich Deinen Brief,<lb/>
der mich ſehr beluſtigte, beſonders die von H. vergeb-<lb/>
lich in Paris auf Bouteillen gezogenen Saillien, die<lb/>
in S …ſo wenig Anwendung finden, denn wohl<lb/>
haſt Du Recht:</p><lb/><p><hirendition="#aq">„Rien de plus triste qu’un bon mot qui se perd<lb/><hirendition="#et">dans l’oreille d’un sot,“</hi></hi><lb/>
und in dieſem Falle mag er ſich oft genug befinden.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Den 20ſten.</hi></dateline></opener><lb/><p>Da man jetzt Zeit hat, das Schauſpiel zu beſuchen,<lb/>
und gerade die beſten Akteurs ſpielen, ſo widmete ich<lb/>
viele meiner Abende dieſem äſthetiſchen Zeitvertreibe,<lb/>
und ſah unter andern geſtern mit erneutem Vergnü-<lb/>
gen Kembles künſtleriſche Darſtellung des Falſtaff<lb/>
wieder, von der ich Dir ſchon einmal ſchrieb. Nach-<lb/>
holen kann ich jetzt noch, daß ſein Coſtume, in weiß<lb/>
und rothen Farben, ſehr gewählt, und von der ſorg-<lb/>
fältigſten Eleganz, wenn gleich ein wenig abgenutzt<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[248/0264]
Auch dieſe Gewitter, die ſich an Aſiens Gränze
zuſammenziehen, ſchlagen vielleicht erſt ſpäter mitten
in Europa am heftigſten ein. Mit uns hoffe ich
aber, wird der Donnergott ſeyn, Preußens Zukunft
ſteht in meiner Ahnung ſelbſt hoher und glänzender
da, als ſie ihm bis jetzt das Schickſal gönnte, nur
verliere es ſeine Deviſe nicht aus den Augen: „Vor-
wärts!“
Zu Haus angekommen, fand ich Deinen Brief,
der mich ſehr beluſtigte, beſonders die von H. vergeb-
lich in Paris auf Bouteillen gezogenen Saillien, die
in S … ſo wenig Anwendung finden, denn wohl
haſt Du Recht:
„Rien de plus triste qu’un bon mot qui se perd
dans l’oreille d’un sot,“
und in dieſem Falle mag er ſich oft genug befinden.
Den 20ſten.
Da man jetzt Zeit hat, das Schauſpiel zu beſuchen,
und gerade die beſten Akteurs ſpielen, ſo widmete ich
viele meiner Abende dieſem äſthetiſchen Zeitvertreibe,
und ſah unter andern geſtern mit erneutem Vergnü-
gen Kembles künſtleriſche Darſtellung des Falſtaff
wieder, von der ich Dir ſchon einmal ſchrieb. Nach-
holen kann ich jetzt noch, daß ſein Coſtume, in weiß
und rothen Farben, ſehr gewählt, und von der ſorg-
fältigſten Eleganz, wenn gleich ein wenig abgenutzt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/264>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.