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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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war, so daß es wie sein schön gelockter weißer Kopf
und Bart ihm eine glückliche Mischung von Vorneh-
mem und Komischem gab, welches, meines Erachtens,
die Wirkung sehr erhöhte, und so zu sagen verfeinerte.

Ueberhaupt waren alle Costume musterhaft, dagegen
es unverzeihlich störend genannt werden muß, wenn
so eben Heinrich IV. mit seinem prachtvollen Hofe und
so vielen in Stahl und Gold glänzenden Rittern ab-
gezogen ist, zwei Bediente in der Theaterlivree, Schu-
hen und rothen Hosen erscheinen zu sehen, um den
Thron hinwegzutragen. Eben so wenig kann man
sich daran gewöhnen, Lord Percy eine Viertelstunde
mit dem im Hintergrunde sitzenden Könige sprechen
zu hören, ohne daß das Publikum von besagtem
Percy dabei etwas anders als seinen Rücken zu sehen
bekömmt. Es ist auffallend, daß gerade die berühm-
testen hiesigen Schauspieler diese Unart förmlich affek-
tiren, während man bei uns in den entgegengesetzten
Fehler verfällt, und zum Beispiel der primo amoroso
während der feurigsten Liebeserklärung seiner Schö-
nen den Rücken weiset, um mit dem Publikum zu
liebäugeln. Das gehörige Mittel zu halten ist aller-
dings schwierig, und die scenische Anordnung muß
es dem Schauspieler erleichtern.

Aus dem Charakter des Percy machen die deutschen
Akteurs gewöhnlich eine Art wüthendes Kalb, das
sich sowohl mit seiner Frau als mit dem Könige ge-
behrdet, als sey es eben von einem tollen Hunde ge-
bissen worden. Diese Leute wissen gar nicht mehr,

war, ſo daß es wie ſein ſchön gelockter weißer Kopf
und Bart ihm eine glückliche Miſchung von Vorneh-
mem und Komiſchem gab, welches, meines Erachtens,
die Wirkung ſehr erhöhte, und ſo zu ſagen verfeinerte.

Ueberhaupt waren alle Coſtume muſterhaft, dagegen
es unverzeihlich ſtörend genannt werden muß, wenn
ſo eben Heinrich IV. mit ſeinem prachtvollen Hofe und
ſo vielen in Stahl und Gold glänzenden Rittern ab-
gezogen iſt, zwei Bediente in der Theaterlivree, Schu-
hen und rothen Hoſen erſcheinen zu ſehen, um den
Thron hinwegzutragen. Eben ſo wenig kann man
ſich daran gewöhnen, Lord Percy eine Viertelſtunde
mit dem im Hintergrunde ſitzenden Könige ſprechen
zu hören, ohne daß das Publikum von beſagtem
Percy dabei etwas anders als ſeinen Rücken zu ſehen
bekömmt. Es iſt auffallend, daß gerade die berühm-
teſten hieſigen Schauſpieler dieſe Unart förmlich affek-
tiren, während man bei uns in den entgegengeſetzten
Fehler verfällt, und zum Beiſpiel der primo amoroso
während der feurigſten Liebeserklärung ſeiner Schö-
nen den Rücken weiſet, um mit dem Publikum zu
liebäugeln. Das gehörige Mittel zu halten iſt aller-
dings ſchwierig, und die ſceniſche Anordnung muß
es dem Schauſpieler erleichtern.

Aus dem Charakter des Percy machen die deutſchen
Akteurs gewöhnlich eine Art wüthendes Kalb, das
ſich ſowohl mit ſeiner Frau als mit dem Könige ge-
behrdet, als ſey es eben von einem tollen Hunde ge-
biſſen worden. Dieſe Leute wiſſen gar nicht mehr,

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[249/0265] war, ſo daß es wie ſein ſchön gelockter weißer Kopf und Bart ihm eine glückliche Miſchung von Vorneh- mem und Komiſchem gab, welches, meines Erachtens, die Wirkung ſehr erhöhte, und ſo zu ſagen verfeinerte. Ueberhaupt waren alle Coſtume muſterhaft, dagegen es unverzeihlich ſtörend genannt werden muß, wenn ſo eben Heinrich IV. mit ſeinem prachtvollen Hofe und ſo vielen in Stahl und Gold glänzenden Rittern ab- gezogen iſt, zwei Bediente in der Theaterlivree, Schu- hen und rothen Hoſen erſcheinen zu ſehen, um den Thron hinwegzutragen. Eben ſo wenig kann man ſich daran gewöhnen, Lord Percy eine Viertelſtunde mit dem im Hintergrunde ſitzenden Könige ſprechen zu hören, ohne daß das Publikum von beſagtem Percy dabei etwas anders als ſeinen Rücken zu ſehen bekömmt. Es iſt auffallend, daß gerade die berühm- teſten hieſigen Schauſpieler dieſe Unart förmlich affek- tiren, während man bei uns in den entgegengeſetzten Fehler verfällt, und zum Beiſpiel der primo amoroso während der feurigſten Liebeserklärung ſeiner Schö- nen den Rücken weiſet, um mit dem Publikum zu liebäugeln. Das gehörige Mittel zu halten iſt aller- dings ſchwierig, und die ſceniſche Anordnung muß es dem Schauſpieler erleichtern. Aus dem Charakter des Percy machen die deutſchen Akteurs gewöhnlich eine Art wüthendes Kalb, das ſich ſowohl mit ſeiner Frau als mit dem Könige ge- behrdet, als ſey es eben von einem tollen Hunde ge- biſſen worden. Dieſe Leute wiſſen gar nicht mehr,

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/265>, abgerufen am 23.12.2024.