tionspunkt des heutigen Tages! Nie werde ich den Eindruck vergessen, den sie, und jene schon berühmt gewordene, die er vor mehreren Wochen über die portugiesischen Angelegenheiten hielt, auf mich mach- ten. Ich fühlte beidemal tief, daß die höchste Ge- walt, die der Mensch auf seine Mitmenschen aus- üben, der blendendste Glanz, mit dem er sich umge- ben kann, und vor dem selbst der des glücklichen Kriegers wie Phosphorschein vor der Sonne er- bleicht -- nur in dem göttlichen Geschenk der Rede liege! Dem großen Meister in dieser nur ist es ge- geben, Herz und Gemüth einer ganzen Nation in jene Art von magnetischem Somnambulismus zu versetzen, wo ihr nur blindes Hingeben übrig bleibt, und der Zauberstab des Magnetiseurs über Wuth und Milde, über Kampf und Ruhe, über Thränen und Lachen mit gleicher Macht gebietet.
Am folgenden Tage wurde das Haus der Lords eröffnet, unter gleich merkwürdigen Umständen als gestern das Haus der Gemeinen, jedoch zeigten sich darin keine so großen Talente, als Brougham und vor Allen Canning.
Lord Ellenborough (der beiläufig gesagt, die schönste Frau in England besitzt*), erhob sich zuerst, und sagte in der Hauptsache: Man klage die ausscheiden- den Minister an, in Folge einer gemeinschaftlichen
*) Sie wurde später von demselben jungen Fürsten, der in diesem Briefe als schneller Reisender angeführt ist, mit gleicher Schnelligkeit nach dem Continent entführt. A. d. H.
tionspunkt des heutigen Tages! Nie werde ich den Eindruck vergeſſen, den ſie, und jene ſchon berühmt gewordene, die er vor mehreren Wochen über die portugieſiſchen Angelegenheiten hielt, auf mich mach- ten. Ich fühlte beidemal tief, daß die höchſte Ge- walt, die der Menſch auf ſeine Mitmenſchen aus- üben, der blendendſte Glanz, mit dem er ſich umge- ben kann, und vor dem ſelbſt der des glücklichen Kriegers wie Phosphorſchein vor der Sonne er- bleicht — nur in dem göttlichen Geſchenk der Rede liege! Dem großen Meiſter in dieſer nur iſt es ge- geben, Herz und Gemüth einer ganzen Nation in jene Art von magnetiſchem Somnambulismus zu verſetzen, wo ihr nur blindes Hingeben übrig bleibt, und der Zauberſtab des Magnetiſeurs über Wuth und Milde, über Kampf und Ruhe, über Thränen und Lachen mit gleicher Macht gebietet.
Am folgenden Tage wurde das Haus der Lords eröffnet, unter gleich merkwürdigen Umſtänden als geſtern das Haus der Gemeinen, jedoch zeigten ſich darin keine ſo großen Talente, als Brougham und vor Allen Canning.
Lord Ellenborough (der beiläufig geſagt, die ſchönſte Frau in England beſitzt*), erhob ſich zuerſt, und ſagte in der Hauptſache: Man klage die ausſcheiden- den Miniſter an, in Folge einer gemeinſchaftlichen
*) Sie wurde ſpaͤter von demſelben jungen Fuͤrſten, der in dieſem Briefe als ſchneller Reiſender angefuͤhrt iſt, mit gleicher Schnelligkeit nach dem Continent entfuͤhrt. A. d. H.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0037"n="21"/>
tionspunkt des heutigen Tages! Nie werde ich den<lb/>
Eindruck vergeſſen, den ſie, und jene ſchon berühmt<lb/>
gewordene, die er vor mehreren Wochen über die<lb/>
portugieſiſchen Angelegenheiten hielt, auf mich mach-<lb/>
ten. Ich fühlte beidemal tief, daß die höchſte Ge-<lb/>
walt, die der Menſch auf ſeine Mitmenſchen aus-<lb/>
üben, der blendendſte Glanz, mit dem er ſich umge-<lb/>
ben kann, und vor dem ſelbſt der des glücklichen<lb/>
Kriegers wie Phosphorſchein vor der Sonne er-<lb/>
bleicht — nur in dem göttlichen Geſchenk der Rede<lb/>
liege! Dem großen Meiſter in dieſer nur iſt es ge-<lb/>
geben, Herz und Gemüth einer ganzen Nation in<lb/>
jene Art von magnetiſchem Somnambulismus zu<lb/>
verſetzen, wo ihr nur blindes Hingeben übrig bleibt,<lb/>
und der Zauberſtab des Magnetiſeurs über Wuth<lb/>
und Milde, über Kampf und Ruhe, über Thränen<lb/>
und Lachen mit gleicher Macht gebietet.</p><lb/><p>Am folgenden Tage wurde das Haus der Lords<lb/>
eröffnet, unter gleich merkwürdigen Umſtänden als<lb/>
geſtern das Haus der Gemeinen, jedoch zeigten ſich<lb/>
darin keine ſo großen Talente, als Brougham und<lb/>
vor Allen Canning.</p><lb/><p>Lord Ellenborough (der beiläufig geſagt, die ſchönſte<lb/>
Frau in England beſitzt<noteplace="foot"n="*)">Sie wurde ſpaͤter von demſelben jungen Fuͤrſten, der in<lb/>
dieſem Briefe als <hirendition="#g">ſchneller</hi> Reiſender angefuͤhrt iſt, mit<lb/>
gleicher Schnelligkeit nach dem Continent entfuͤhrt. <hirendition="#et">A. d. H.</hi></note>, erhob ſich zuerſt, und<lb/>ſagte in der Hauptſache: Man klage die ausſcheiden-<lb/>
den Miniſter an, in Folge einer gemeinſchaftlichen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[21/0037]
tionspunkt des heutigen Tages! Nie werde ich den
Eindruck vergeſſen, den ſie, und jene ſchon berühmt
gewordene, die er vor mehreren Wochen über die
portugieſiſchen Angelegenheiten hielt, auf mich mach-
ten. Ich fühlte beidemal tief, daß die höchſte Ge-
walt, die der Menſch auf ſeine Mitmenſchen aus-
üben, der blendendſte Glanz, mit dem er ſich umge-
ben kann, und vor dem ſelbſt der des glücklichen
Kriegers wie Phosphorſchein vor der Sonne er-
bleicht — nur in dem göttlichen Geſchenk der Rede
liege! Dem großen Meiſter in dieſer nur iſt es ge-
geben, Herz und Gemüth einer ganzen Nation in
jene Art von magnetiſchem Somnambulismus zu
verſetzen, wo ihr nur blindes Hingeben übrig bleibt,
und der Zauberſtab des Magnetiſeurs über Wuth
und Milde, über Kampf und Ruhe, über Thränen
und Lachen mit gleicher Macht gebietet.
Am folgenden Tage wurde das Haus der Lords
eröffnet, unter gleich merkwürdigen Umſtänden als
geſtern das Haus der Gemeinen, jedoch zeigten ſich
darin keine ſo großen Talente, als Brougham und
vor Allen Canning.
Lord Ellenborough (der beiläufig geſagt, die ſchönſte
Frau in England beſitzt *), erhob ſich zuerſt, und
ſagte in der Hauptſache: Man klage die ausſcheiden-
den Miniſter an, in Folge einer gemeinſchaftlichen
*) Sie wurde ſpaͤter von demſelben jungen Fuͤrſten, der in
dieſem Briefe als ſchneller Reiſender angefuͤhrt iſt, mit
gleicher Schnelligkeit nach dem Continent entfuͤhrt. A. d. H.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/37>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.