Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

5 Uhr ein prachvolles Frühstück verkündeten, bei dem
alle Delikatessen und Kostbarkeiten, die der Luxus
aufbieten kann, im reichsten Ueberfluß vorhanden
waren.

Viele Diener hatte man als Gärtner in ein fancy
costume
gekleidet und an allen Büschen frische Blu-
menguirlanden aufgehangen, die einen unbeschreiblich
reichen Effekt machten. Dabei war es ein so wun-
derbar schöner Tag, daß ich zum Erstenmal in der
Ferne London ganz klar von Nebeln, und nur ein
wenig durch Rauch verdüstert, gänzlich zu übersehen
im Stande war.

Mit einbrechender Dunkelheit wiederholte sich der
Effekt der Blumenguirlanden, nun durch bunte Lam-
pen, zweckmäßig auf allen Bäumen vertheilt, oder
im Dickigt der Büsche halb verborgen. Es war schon
Mitternacht vorbei, als das Frühstück sich endete.

Alles das war sehr reizend, aber doch sind es nur
todte Gegenstände, und ich gestehe, daß in meinen
Augen eine kleine Rose am Busen der lieblichen H ...,
die ich ihr heute früh gegeben, und im Concert in
D .... house als einzigen Schmuck auf ihrem schwar-
zen Kleide erblickte, alle Guirlanden und Illumina-
tionen des vorigen Tages weit überstrahlte. Das
Concert endigte diesmal mit einem Ball, und auch
hier glänzte die deutsche Walzerin über alle ihre Ri-
valinnen, immer so anspruchlos, als bemerke sie keine
ihrer Eroberungen. Wahrscheinlich, nie gab es noch
einen Schalk, der sich kindlicher anzustellen verstand,

5 Uhr ein prachvolles Frühſtück verkündeten, bei dem
alle Delikateſſen und Koſtbarkeiten, die der Luxus
aufbieten kann, im reichſten Ueberfluß vorhanden
waren.

Viele Diener hatte man als Gärtner in ein fancy
costume
gekleidet und an allen Büſchen friſche Blu-
menguirlanden aufgehangen, die einen unbeſchreiblich
reichen Effekt machten. Dabei war es ein ſo wun-
derbar ſchöner Tag, daß ich zum Erſtenmal in der
Ferne London ganz klar von Nebeln, und nur ein
wenig durch Rauch verdüſtert, gänzlich zu überſehen
im Stande war.

Mit einbrechender Dunkelheit wiederholte ſich der
Effekt der Blumenguirlanden, nun durch bunte Lam-
pen, zweckmäßig auf allen Bäumen vertheilt, oder
im Dickigt der Büſche halb verborgen. Es war ſchon
Mitternacht vorbei, als das Frühſtück ſich endete.

Alles das war ſehr reizend, aber doch ſind es nur
todte Gegenſtände, und ich geſtehe, daß in meinen
Augen eine kleine Roſe am Buſen der lieblichen H …,
die ich ihr heute früh gegeben, und im Concert in
D .... houſe als einzigen Schmuck auf ihrem ſchwar-
zen Kleide erblickte, alle Guirlanden und Illumina-
tionen des vorigen Tages weit überſtrahlte. Das
Concert endigte diesmal mit einem Ball, und auch
hier glänzte die deutſche Walzerin über alle ihre Ri-
valinnen, immer ſo anſpruchlos, als bemerke ſie keine
ihrer Eroberungen. Wahrſcheinlich, nie gab es noch
einen Schalk, der ſich kindlicher anzuſtellen verſtand,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0379" n="359"/>
5 Uhr ein prachvolles Früh&#x017F;tück verkündeten, bei dem<lb/>
alle Delikate&#x017F;&#x017F;en und Ko&#x017F;tbarkeiten, die der Luxus<lb/>
aufbieten kann, im reich&#x017F;ten Ueberfluß vorhanden<lb/>
waren.</p><lb/>
          <p>Viele Diener hatte man als Gärtner in ein <hi rendition="#aq">fancy<lb/>
costume</hi> gekleidet und an allen Bü&#x017F;chen fri&#x017F;che Blu-<lb/>
menguirlanden aufgehangen, die einen unbe&#x017F;chreiblich<lb/>
reichen Effekt machten. Dabei war es ein &#x017F;o wun-<lb/>
derbar &#x017F;chöner Tag, daß ich zum Er&#x017F;tenmal in der<lb/>
Ferne London ganz klar von Nebeln, und nur ein<lb/>
wenig durch Rauch verdü&#x017F;tert, gänzlich zu über&#x017F;ehen<lb/>
im Stande war.</p><lb/>
          <p>Mit einbrechender Dunkelheit wiederholte &#x017F;ich der<lb/>
Effekt der Blumenguirlanden, nun durch bunte Lam-<lb/>
pen, zweckmäßig auf allen Bäumen vertheilt, oder<lb/>
im Dickigt der Bü&#x017F;che halb verborgen. Es war &#x017F;chon<lb/>
Mitternacht vorbei, als das Früh&#x017F;tück &#x017F;ich endete.</p><lb/>
          <p>Alles das war &#x017F;ehr reizend, aber doch &#x017F;ind es nur<lb/>
todte Gegen&#x017F;tände, und ich ge&#x017F;tehe, daß in meinen<lb/>
Augen eine kleine Ro&#x017F;e am Bu&#x017F;en der lieblichen H &#x2026;,<lb/>
die ich ihr heute früh gegeben, und im Concert in<lb/>
D .... hou&#x017F;e als einzigen Schmuck auf ihrem &#x017F;chwar-<lb/>
zen Kleide erblickte, alle Guirlanden und Illumina-<lb/>
tionen des vorigen Tages weit über&#x017F;trahlte. Das<lb/>
Concert endigte diesmal mit einem Ball, und auch<lb/>
hier glänzte die deut&#x017F;che Walzerin über alle ihre Ri-<lb/>
valinnen, immer &#x017F;o an&#x017F;pruchlos, als bemerke &#x017F;ie keine<lb/>
ihrer Eroberungen. Wahr&#x017F;cheinlich, nie gab es noch<lb/>
einen Schalk, der &#x017F;ich kindlicher anzu&#x017F;tellen ver&#x017F;tand,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0379] 5 Uhr ein prachvolles Frühſtück verkündeten, bei dem alle Delikateſſen und Koſtbarkeiten, die der Luxus aufbieten kann, im reichſten Ueberfluß vorhanden waren. Viele Diener hatte man als Gärtner in ein fancy costume gekleidet und an allen Büſchen friſche Blu- menguirlanden aufgehangen, die einen unbeſchreiblich reichen Effekt machten. Dabei war es ein ſo wun- derbar ſchöner Tag, daß ich zum Erſtenmal in der Ferne London ganz klar von Nebeln, und nur ein wenig durch Rauch verdüſtert, gänzlich zu überſehen im Stande war. Mit einbrechender Dunkelheit wiederholte ſich der Effekt der Blumenguirlanden, nun durch bunte Lam- pen, zweckmäßig auf allen Bäumen vertheilt, oder im Dickigt der Büſche halb verborgen. Es war ſchon Mitternacht vorbei, als das Frühſtück ſich endete. Alles das war ſehr reizend, aber doch ſind es nur todte Gegenſtände, und ich geſtehe, daß in meinen Augen eine kleine Roſe am Buſen der lieblichen H …, die ich ihr heute früh gegeben, und im Concert in D .... houſe als einzigen Schmuck auf ihrem ſchwar- zen Kleide erblickte, alle Guirlanden und Illumina- tionen des vorigen Tages weit überſtrahlte. Das Concert endigte diesmal mit einem Ball, und auch hier glänzte die deutſche Walzerin über alle ihre Ri- valinnen, immer ſo anſpruchlos, als bemerke ſie keine ihrer Eroberungen. Wahrſcheinlich, nie gab es noch einen Schalk, der ſich kindlicher anzuſtellen verſtand,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/379
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/379>, abgerufen am 23.12.2024.