Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

das erreichte Ideal, wo dieses keinen verwandten
Punkt in meiner Seele anspricht.

So war eine alte sehr anständige holländische Bür-
gersfrau, die mit großer Delice ein Glas Wein in
sich sog, während ihr in einem Mantel danebenste-
hender Mann, die Bouteille, aus der er ihr einge-
schenkt, noch in der Hand, mit gutmüthigem Ver-
gnügen auf sie herabsieht, ein höchst anziehender Ge-
genstand. Eben so einige Offiziere aus dem 16ten
Jahrhundert in ihrer schönen und zweckmäßigen Tracht,
die sich's nach harter und blutiger Arbeit beim frohen
Mahle wohl seyn lassen, und andre mehr. Unter
den Landschaftsmalern machte ich die neue Bekannt-
schaft eines Hobbena, der die größte Aehnlichkeit mit
der Manier Ruysdaels hat. Täuschende Früchte von
van Huysum und van Os, Häuser von van der Meer,
auf denen bekanntlich jeder Ziegel ausgeführt ist,
mehrere Wouvermanns, Paul Potters etc. etc., nichts
fehlte in dieser reichen Sammlung. Nur die neueren
englischen Gemälde waren schlecht.

Später ging ich nicht mehr aus, um im Stillen
den Geburtstag meiner guten Mutter zu feiern.



Als ein Beispiel, was ein Dandy hier alles bedarf,
theile ich Dir folgende Auskunft meiner fashionablen
Wäscherin mit, die von einigen der ausgezeichnetsten
Elegants employirt wird und allein Halstüchern die

das erreichte Ideal, wo dieſes keinen verwandten
Punkt in meiner Seele anſpricht.

So war eine alte ſehr anſtändige holländiſche Bür-
gersfrau, die mit großer Délice ein Glas Wein in
ſich ſog, während ihr in einem Mantel danebenſte-
hender Mann, die Bouteille, aus der er ihr einge-
ſchenkt, noch in der Hand, mit gutmüthigem Ver-
gnügen auf ſie herabſieht, ein höchſt anziehender Ge-
genſtand. Eben ſo einige Offiziere aus dem 16ten
Jahrhundert in ihrer ſchönen und zweckmäßigen Tracht,
die ſich’s nach harter und blutiger Arbeit beim frohen
Mahle wohl ſeyn laſſen, und andre mehr. Unter
den Landſchaftsmalern machte ich die neue Bekannt-
ſchaft eines Hobbena, der die größte Aehnlichkeit mit
der Manier Ruysdaels hat. Täuſchende Früchte von
van Huyſum und van Os, Häuſer von van der Meer,
auf denen bekanntlich jeder Ziegel ausgeführt iſt,
mehrere Wouvermanns, Paul Potters ꝛc. ꝛc., nichts
fehlte in dieſer reichen Sammlung. Nur die neueren
engliſchen Gemälde waren ſchlecht.

Später ging ich nicht mehr aus, um im Stillen
den Geburtstag meiner guten Mutter zu feiern.



Als ein Beiſpiel, was ein Dandy hier alles bedarf,
theile ich Dir folgende Auskunft meiner faſhionablen
Wäſcherin mit, die von einigen der ausgezeichnetſten
Elegants employirt wird und allein Halstüchern die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0064" n="48"/>
das erreichte Ideal, wo die&#x017F;es keinen verwandten<lb/>
Punkt in meiner Seele an&#x017F;pricht.</p><lb/>
          <p>So war eine alte &#x017F;ehr an&#x017F;tändige holländi&#x017F;che Bür-<lb/>
gersfrau, die mit großer D<hi rendition="#aq">é</hi>lice ein Glas Wein in<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;og, während ihr in einem Mantel daneben&#x017F;te-<lb/>
hender Mann, die Bouteille, aus der er ihr einge-<lb/>
&#x017F;chenkt, noch in der Hand, mit gutmüthigem Ver-<lb/>
gnügen auf &#x017F;ie herab&#x017F;ieht, ein höch&#x017F;t anziehender Ge-<lb/>
gen&#x017F;tand. Eben &#x017F;o einige Offiziere aus dem 16ten<lb/>
Jahrhundert in ihrer &#x017F;chönen und zweckmäßigen Tracht,<lb/>
die &#x017F;ich&#x2019;s nach harter und blutiger Arbeit beim frohen<lb/>
Mahle wohl &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en, und andre mehr. Unter<lb/>
den Land&#x017F;chaftsmalern machte ich die neue Bekannt-<lb/>
&#x017F;chaft eines Hobbena, der die größte Aehnlichkeit mit<lb/>
der Manier Ruysdaels hat. Täu&#x017F;chende Früchte von<lb/>
van Huy&#x017F;um und van Os, Häu&#x017F;er von van der Meer,<lb/>
auf denen bekanntlich jeder Ziegel ausgeführt i&#x017F;t,<lb/>
mehrere Wouvermanns, Paul Potters &#xA75B;c. &#xA75B;c., nichts<lb/>
fehlte in die&#x017F;er reichen Sammlung. Nur die neueren<lb/>
engli&#x017F;chen Gemälde waren &#x017F;chlecht.</p><lb/>
          <p>Später ging ich nicht mehr aus, um im Stillen<lb/>
den Geburtstag meiner guten Mutter zu feiern.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Den 7ten.</hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Als ein Bei&#x017F;piel, was ein Dandy hier alles bedarf,<lb/>
theile ich Dir folgende Auskunft meiner fa&#x017F;hionablen<lb/>&#x017F;cherin mit, die von einigen der ausgezeichnet&#x017F;ten<lb/>
Elegants employirt wird und allein Halstüchern die<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0064] das erreichte Ideal, wo dieſes keinen verwandten Punkt in meiner Seele anſpricht. So war eine alte ſehr anſtändige holländiſche Bür- gersfrau, die mit großer Délice ein Glas Wein in ſich ſog, während ihr in einem Mantel danebenſte- hender Mann, die Bouteille, aus der er ihr einge- ſchenkt, noch in der Hand, mit gutmüthigem Ver- gnügen auf ſie herabſieht, ein höchſt anziehender Ge- genſtand. Eben ſo einige Offiziere aus dem 16ten Jahrhundert in ihrer ſchönen und zweckmäßigen Tracht, die ſich’s nach harter und blutiger Arbeit beim frohen Mahle wohl ſeyn laſſen, und andre mehr. Unter den Landſchaftsmalern machte ich die neue Bekannt- ſchaft eines Hobbena, der die größte Aehnlichkeit mit der Manier Ruysdaels hat. Täuſchende Früchte von van Huyſum und van Os, Häuſer von van der Meer, auf denen bekanntlich jeder Ziegel ausgeführt iſt, mehrere Wouvermanns, Paul Potters ꝛc. ꝛc., nichts fehlte in dieſer reichen Sammlung. Nur die neueren engliſchen Gemälde waren ſchlecht. Später ging ich nicht mehr aus, um im Stillen den Geburtstag meiner guten Mutter zu feiern. Den 7ten. Als ein Beiſpiel, was ein Dandy hier alles bedarf, theile ich Dir folgende Auskunft meiner faſhionablen Wäſcherin mit, die von einigen der ausgezeichnetſten Elegants employirt wird und allein Halstüchern die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/64
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/64>, abgerufen am 22.12.2024.