Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.II. Mittlere Zeiten a) 888-1235. men wohnen, an einem Tische essen, in einemHause schlafen u. s. w. Verschiedene bischöfliche Kirchen waren selbst ursprünglich mit Benedicti- ner-Mönchen besetzt (d). Allmälig kam es aber in einem Bisthume nach dem andern dahin, daß an statt der gemeinschaftlichen Wohnung und Ta- fel ein jeder Domherr seine eigne Einkünfte zog, seine eigne Wohnung nahm, seine eigne Wirth- schaft führte, und also seine Pfründe nach Gutfin- den benutzte, auch selbst die ihm obliegenden got- tesdienstlichen Handlungen durch andere (Vicarien) an seiner Stelle verrichten ließ. Nur allgemeine Gesammtangelegenheiten blieben collegialischen Zu- sammenkünften und Berathschlagungen vorbehal- ten, die dann bey versammeltem Capitel gehal- ten wurden. In solcher Absicht war von Zeit zu Zeit die persönliche Anwesenheit (Residenz) eines jeden Domherrn erforderlich. So entstand unge- fähr die erste Grundlage der Verfassung unserer heutigen Domcapitel. VII. Sowohl die Pfründen der Domherren als die tern (d) In Teutschland kann man wenigstens sie-
ben Domkirchen zehlen, deren Geistliche erst Mön- che waren, nehmlich Freisingen, Salzburg, Uetrecht, Eichstädt, Würzburg, Bremen und Regensburg. Abele Magazin für Kirchenrecht und Kirchenge- schichte St. 1. (Lpz. 1778. 8.) S. 80. Auch "dem Bischofe zu Ratzeburg ward eine Congregation von 12. regulären Capitularen zugeordnet, welcher Pabst Hadrian der IV. (1157.) die Regel des heil. Augustins nebst dem Prämonstratenser-Habit vorschrieb, und das freye Wahlrecht ertheilte." Fried. Aug. Rud- loffs pragmatisches Handbuch der Mecklenburgi- schen Geschichte Th. 1. (Schwerin 1780. 8.) S. 161. II. Mittlere Zeiten a) 888-1235. men wohnen, an einem Tiſche eſſen, in einemHauſe ſchlafen u. ſ. w. Verſchiedene biſchoͤfliche Kirchen waren ſelbſt urſpruͤnglich mit Benedicti- ner-Moͤnchen beſetzt (d). Allmaͤlig kam es aber in einem Biſthume nach dem andern dahin, daß an ſtatt der gemeinſchaftlichen Wohnung und Ta- fel ein jeder Domherr ſeine eigne Einkuͤnfte zog, ſeine eigne Wohnung nahm, ſeine eigne Wirth- ſchaft fuͤhrte, und alſo ſeine Pfruͤnde nach Gutfin- den benutzte, auch ſelbſt die ihm obliegenden got- tesdienſtlichen Handlungen durch andere (Vicarien) an ſeiner Stelle verrichten ließ. Nur allgemeine Geſammtangelegenheiten blieben collegialiſchen Zu- ſammenkuͤnften und Berathſchlagungen vorbehal- ten, die dann bey verſammeltem Capitel gehal- ten wurden. In ſolcher Abſicht war von Zeit zu Zeit die perſoͤnliche Anweſenheit (Reſidenz) eines jeden Domherrn erforderlich. So entſtand unge- faͤhr die erſte Grundlage der Verfaſſung unſerer heutigen Domcapitel. VII. Sowohl die Pfruͤnden der Domherren als die tern (d) In Teutſchland kann man wenigſtens ſie-
ben Domkirchen zehlen, deren Geiſtliche erſt Moͤn- che waren, nehmlich Freiſingen, Salzburg, Uetrecht, Eichſtaͤdt, Wuͤrzburg, Bremen und Regensburg. Abele Magazin fuͤr Kirchenrecht und Kirchenge- ſchichte St. 1. (Lpz. 1778. 8.) S. 80. Auch ”dem Biſchofe zu Ratzeburg ward eine Congregation von 12. regulaͤren Capitularen zugeordnet, welcher Pabſt Hadrian der IV. (1157.) die Regel des heil. Auguſtins nebſt dem Praͤmonſtratenſer-Habit vorſchrieb, und das freye Wahlrecht ertheilte.” Fried. Aug. Rud- loffs pragmatiſches Handbuch der Mecklenburgi- ſchen Geſchichte Th. 1. (Schwerin 1780. 8.) S. 161. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0190" n="156"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Mittlere Zeiten <hi rendition="#aq">a</hi>) 888-1235.</hi></fw><lb/> men wohnen, an einem Tiſche eſſen, in einem<lb/> Hauſe ſchlafen u. ſ. w. Verſchiedene biſchoͤfliche<lb/> Kirchen waren ſelbſt urſpruͤnglich mit Benedicti-<lb/> ner-Moͤnchen beſetzt <note place="foot" n="(d)">In Teutſchland kann man wenigſtens ſie-<lb/> ben Domkirchen zehlen, deren Geiſtliche erſt Moͤn-<lb/> che waren, nehmlich Freiſingen, Salzburg, Uetrecht,<lb/> Eichſtaͤdt, Wuͤrzburg, Bremen und Regensburg.<lb/><hi rendition="#fr">Abele</hi> Magazin fuͤr Kirchenrecht und Kirchenge-<lb/> ſchichte St. 1. (Lpz. 1778. 8.) S. 80. Auch ”dem<lb/> Biſchofe zu Ratzeburg ward eine Congregation von<lb/> 12. regulaͤren Capitularen zugeordnet, welcher Pabſt<lb/> Hadrian der <hi rendition="#aq">IV.</hi> (1157.) die Regel des heil. Auguſtins<lb/> nebſt dem Praͤmonſtratenſer-Habit vorſchrieb, und<lb/> das freye Wahlrecht ertheilte.” Fried. Aug. <hi rendition="#fr">Rud-<lb/> loffs</hi> pragmatiſches Handbuch der Mecklenburgi-<lb/> ſchen Geſchichte Th. 1. (Schwerin 1780. 8.) S. 161.</note>. Allmaͤlig kam es aber<lb/> in einem Biſthume nach dem andern dahin, daß<lb/> an ſtatt der gemeinſchaftlichen Wohnung und Ta-<lb/> fel ein jeder Domherr ſeine eigne Einkuͤnfte zog,<lb/> ſeine eigne Wohnung nahm, ſeine eigne Wirth-<lb/> ſchaft fuͤhrte, und alſo ſeine Pfruͤnde nach Gutfin-<lb/> den benutzte, auch ſelbſt die ihm obliegenden got-<lb/> tesdienſtlichen Handlungen durch andere (Vicarien)<lb/> an ſeiner Stelle verrichten ließ. Nur allgemeine<lb/> Geſammtangelegenheiten blieben collegialiſchen Zu-<lb/> ſammenkuͤnften und Berathſchlagungen vorbehal-<lb/> ten, die dann bey verſammeltem <hi rendition="#fr">Capitel</hi> gehal-<lb/> ten wurden. In ſolcher Abſicht war von Zeit zu<lb/> Zeit die perſoͤnliche Anweſenheit (Reſidenz) eines<lb/> jeden Domherrn erforderlich. So entſtand unge-<lb/> faͤhr die erſte Grundlage der Verfaſſung unſerer<lb/> heutigen Domcapitel.</p><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq">VII.</hi> </note> <p>Sowohl die Pfruͤnden der Domherren als die<lb/> biſchoͤflichen Einkuͤnfte waren in den meiſten Stif-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">tern</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0190]
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Hauſe ſchlafen u. ſ. w. Verſchiedene biſchoͤfliche
Kirchen waren ſelbſt urſpruͤnglich mit Benedicti-
ner-Moͤnchen beſetzt (d). Allmaͤlig kam es aber
in einem Biſthume nach dem andern dahin, daß
an ſtatt der gemeinſchaftlichen Wohnung und Ta-
fel ein jeder Domherr ſeine eigne Einkuͤnfte zog,
ſeine eigne Wohnung nahm, ſeine eigne Wirth-
ſchaft fuͤhrte, und alſo ſeine Pfruͤnde nach Gutfin-
den benutzte, auch ſelbſt die ihm obliegenden got-
tesdienſtlichen Handlungen durch andere (Vicarien)
an ſeiner Stelle verrichten ließ. Nur allgemeine
Geſammtangelegenheiten blieben collegialiſchen Zu-
ſammenkuͤnften und Berathſchlagungen vorbehal-
ten, die dann bey verſammeltem Capitel gehal-
ten wurden. In ſolcher Abſicht war von Zeit zu
Zeit die perſoͤnliche Anweſenheit (Reſidenz) eines
jeden Domherrn erforderlich. So entſtand unge-
faͤhr die erſte Grundlage der Verfaſſung unſerer
heutigen Domcapitel.
Sowohl die Pfruͤnden der Domherren als die
biſchoͤflichen Einkuͤnfte waren in den meiſten Stif-
tern
(d) In Teutſchland kann man wenigſtens ſie-
ben Domkirchen zehlen, deren Geiſtliche erſt Moͤn-
che waren, nehmlich Freiſingen, Salzburg, Uetrecht,
Eichſtaͤdt, Wuͤrzburg, Bremen und Regensburg.
Abele Magazin fuͤr Kirchenrecht und Kirchenge-
ſchichte St. 1. (Lpz. 1778. 8.) S. 80. Auch ”dem
Biſchofe zu Ratzeburg ward eine Congregation von
12. regulaͤren Capitularen zugeordnet, welcher Pabſt
Hadrian der IV. (1157.) die Regel des heil. Auguſtins
nebſt dem Praͤmonſtratenſer-Habit vorſchrieb, und
das freye Wahlrecht ertheilte.” Fried. Aug. Rud-
loffs pragmatiſches Handbuch der Mecklenburgi-
ſchen Geſchichte Th. 1. (Schwerin 1780. 8.) S. 161.
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